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Labyrinth 02 - Das Labyrinth jagt dich

Labyrinth 02 - Das Labyrinth jagt dich

Titel: Labyrinth 02 - Das Labyrinth jagt dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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fuhr Jeb dazwischen.
    Mary blickte ihn wütend an. »Ich nehme kein Wort zurück. Kein einziges.«
    »Wir müssen weiter«, kommentierte Jenna und ging in dem eiskalten Wasser voran, ohne sich um die beiden anderen zu kümmern. Aber sie bangte bei jedem Meter, ob sie sich ihr anschließen würden. Endlich hörte sie Wassergeplätscher hinter sich, das musste Jeb sein. Dann folgte in einigem Abstand wütendes Gestampfe im Wasser. Sie waren zu laut, da war sie sich sicher, aber wenigstens ging es jetzt wieder vorwärts.
    Nach einiger Zeit stießen sie auf eine weitere Tunnelkreuzung. Mary stieg aus dem Wasser und hockte sich auf den Boden. Sobald sie den Lichtschein des Feuerzeugs verließ, war sie nur noch ein Schatten in der Dunkelheit. Jenna hielt Jeb zurück und deutete auf Mary.
    »Was machst du da?«, fragte er heiser und Jenna war erstaunt über die Unsicherheit, die in seiner Stimme mitklang. War es doch die Enge, die ihm immer noch zusetzte? Jennas Kopf war zwar gerade voller Gedanken an Mary und an ihre Drohung, wenn etwas mit León passiert sein sollte. Aber dennoch hatte Jenna nicht vergessen, wie schwierig es für Jeb sein musste, sich hier unten zu bewegen. Sie hoffte, dass es nur Marys Ausbruch vorhin war, die Jebs Stimme so schwach klingen ließ.
    »Wir warten hier auf León.« Mary stemmte die Hände auf die Hüften.
    »Nein«, sagte Jeb. »Wir gehen weiter.«
    Jenna stand unschlüssig zwischen Jeb und Mary. Statt Jeb zu antworten, schlüpfte Mary aus ihren Schuhen und schüttete das angesammelte Wasser in die Rinne. Die Socken ließ sie an, presste sie aber mit den Händen aus und massierte ihre Füße.
    Es vergingen ein paar Minuten in Schweigen. Jenna und Jeb waren ebenfalls aus der Rinne gestiegen und lehnten sich, so gut es ging, gegen die gewölbten Tunnelwände.
    Bitte, lass León bald kommen. Es darf ihm nichts passiert sein.
    Und im gleichen Moment dachte Jenna, dass Mary seltsam geworden war. Sie wirkte ruhig, obwohl sie sich vorhin so aufgeregt hatte. Von ihr ging eine unbestimmbare Bedrohung aus. Eine Bedrohung, die sich gegen jeden und alles richten konnte. Ein wenig erinnerte sie Jenna an Kathy, die auch immer kontrolliert und gleichzeitig unbeherrscht gewirkt hatte.
    Wie ein Vulkan kurz vor dem Ausbruch.
    »Gib ihr ein paar Minuten«, flüsterte sie in Jebs Ohr.
    »Aber wir müssen weiter. Unser Vorsprung schmilzt mit jeder unsinnigen Pause, die wir hier machen.«
    »Trotzdem«, erwiderte Jenna. »Sei fair. Würdest du nicht genauso handeln, wenn es um mich ginge? Ich jedenfalls würde furchtbar Krawall schlagen, wenn du da draußen herumirren würdest oder dir keine Ahnung was passiert wäre.« Sie strich ihm zärtlich über die Wange und sah ihn bittend an.
    Jeb seufzte und hockte sich neben Mary. Jenna nahm an ihrer anderen Seite Platz. Eine Weile beschäftigten sich alle nur mit ihren Füßen, um darin die Blutzirkulation wieder anzuregen. Nur das Rauschen des vorbeifließenden Wassers unterbrach die Stille.
    Dann hörten sie weit entfernt ein leises Platschen. Jeb sprang mit einem Satz auf die Füße. Er machte das Feuerzeug aus. Jenna hatte Mühe, in der Dunkelheit wieder in ihre Schuhe zu finden, die sie kurz ausgezogen hatte, um ihre Socken auszuwringen. Neben ihr raschelte es. Ein Zeichen, dass auch Mary sich mit fliegenden Fingern bereit machte.
    Als sie in den Gang schaute, sah sie plötzlich ein auf und ab tanzendes Licht über die Tunnelwände huschen.
    War das León? In der Dunkelheit knisterte es vor Spannung. Neben ihr atmete Mary hörbar ein.
    »Ist er das? Ist das León?«, wisperte Mary.
    »Ich denke schon«, flüsterte Jeb zurück. »Das könnte unsere Taschenlampe sein. Aber wir müssen auf Nummer sicher gehen.«
    Das Licht kam immer näher. Das Platschen im Wasser wurde lauter. Jenna hielt die Anspannung und die Ungewissheit nicht länger aus. Wenn es ein Gegner war, mussten sie so schnell wie möglich fliehen. Vorsichtig stieß sie Jeb an, der reglos neben ihr wartete. Er schien zu verstehen. Leise hob er schützend das Feuerzeug vor sich, dann stieß er einen leisen Pfiff aus.
    Augenblicklich folgte die Antwort. Jeb zündete das Feuerzeug an und die Taschenlampe blitzte zweimal auf.
    Erleichtert fiel Jenna Jeb um den Hals. Neben ihnen stieß Mary einen leisen Freudenschrei aus. Sie sprang in die Rinne und watete auf León zu.
    Mary war glücklich, glücklicher als je zuvor. León lebte, er kam zu ihr zurück. Sie hatten eine Chance bekommen. Sie würden ihren

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