Labyrinth 02 - Das Labyrinth jagt dich
klebte inzwischen am Gaumen und ihre Lippen blieben trocken, egal wie oft sie auch darüberleckte. Ihre ganze Kehle brannte inzwischen wie Feuer vor Trockenheit. Jenna drängte Durst und Schmerzen zur Seite und lief weiter.
Wo ist der Ausgang aus diesem Labyrinth? Wo die Tore? Gibt es überhaupt eine Möglichkeit, hier herauszukommen?
Zweifel nagten an ihr und sie war kurz davor, die Hoffnung aufzugeben, denn nichts in ihrer Umgebung ließ darauf schließen, dass sie vorankam, irgendwo ein Ziel war, das sie erreichen musste. Alles sah gleich aus, es war, als ob nicht sie, sondern die Wände sich bewegten – und sie dabei stets auf der Stelle lief. Aber das war Blödsinn, redete sie sich ein, und die Aussicht, Jeb zu finden, trieb sie an. Sie musste durchhalten.
Wieder einmal rief sie nach ihm, aber wie immer kam keine Antwort, nur das Echo ihrer Worte hallte durch den Gang, als wolle es vor ihr fliehen. Dann war es plötzlich wieder still – wie in einem luftleeren Raum. Wie in einem Vakuum.
Doch sie gab die Hoffnung nicht auf, dass er sie hören würde. Während sie nach Jeb rief, fiel ihr Blick immer wieder nach unten auf ihr Handgelenk, auf die Innenseite.
Da war sie wieder.
Diese merkwürdige, sternenförmige Tätowierung, die auftauchte, dann wieder verblasste und verschwand, als hätte es sie nie gegeben.
Warum verschwindet diese Tätowierung immer wieder? Mal ist sie da und nur wenig später ist meine Haut glatt und unversehrt, die Tätowierung verschwunden.
Das war auch der Grund, warum sie bisher mit niemandem darüber gesprochen hatte. Was sollte sie auch sagen? Sollte sie ihr nacktes, unberührtes Handgelenk zeigen und etwas von einem Stern faseln, der dort tätowiert war?
Sie hatte ja zuerst selbst ihren eigenen Augen nicht getraut. Und jetzt war niemand da, dem sie es erzählen konnte.
Wann und wo habe ich mir diese Tätowierung stechen lassen? Was soll sie bedeuten?
Sie versuchte, sich zu erinnern, aber die Bilder blieben verschwommen. Da waren nur leise Worte. Es war ihre Stimme, die sagte: »Dieser Stern ist ein Zeichen unserer Liebe, er wird mich zu dir führen, wo immer du auch bist.«
Zu wem hatte sie diese Worte gesagt? Und warum? Sie wusste keine Antwort.
Gab es jemanden in ihrem Leben, den sie vergessen hatte? Jemanden aus der Zeit vor dem Labyrinth, den sie liebte und der sie vielleicht auch liebte? Aber wenn er so wichtig war, wie konnte sie ihn vergessen?
Der Gedanke machte Jenna Angst. Falls sie jemals wieder hier herauskam, wer wusste schon, ob die, die sie liebten, ihre Familie, wer auch immer, auf sie warten würde. Vielleicht wäre sie zwar zu Hause, aber allein, so wie hier. Sie spürte, wie sie für einen kurzen Moment alle Kraft verließ, und musste sich an der Wand abstützen.
Nein, ich darf nicht aufgeben. Ich bin nicht allein – da ist Jeb und da ist eine Geborgenheit, an die ich mich erinnere. Was immer danach kommt, es ist besser als das hier.
Den Gedanken an Jeb und an die Entscheidung des Labyrinths, dass nur einer von ihnen überleben würde, schob Jenna weit von sich. Und setzte erneut einen Schritt vor den anderen. Nicht aufgeben, weitermachen.
Jennas Gedanken kreisten ununterbrochen weiter. Wie konnte man sich nicht an einen Menschen erinnern, für den man so viel empfand, dass man sich tätowieren ließ, um dieser Liebe ein Bild zu geben.
Und warum habe ich mich in Jeb verliebt, wenn es irgendwo einen anderen Jungen gibt, der auf mich wartet?
Dieser Stern war schlichtweg die Dummheit eines Mädchens, das glaubte, mit so einem Symbol würde ihre Liebe noch stärker. Vielleicht war diese Liebe schon längst vorbei und das Tattoo ein Überbleibsel davon. Es war reine Zeitverschwendung, darüber nachzudenken – das alles lag hinter ihr. Und hinter einem Vorhang des Vergessens.
Hier und jetzt gab es nur diese verfluchten Gänge und sie musste Jeb und die anderen finden. Jenna machte größere Schritte und fiel dann in einen leichten Trab. So bewegte sie sich ziemlich lange vorwärts. Eine ganze Weile fühlte sie sich gut. Der Puls pochte in ihrer Kehle, sie lief mit kräftigen Schritten voran und Schübe von Energie jagten durch ihren Körper. Sie würden hier rauskommen. Seit Tagen hatte Jenna nicht mehr so viel Zuversicht gespürt. Alles würde gut werden, das musste es einfach.
Sie lief weiter, so lange und so schnell sie konnte. Als sie schließlich das Tempo nicht mehr halten konnte, hatte sich die Umgebung immer noch nicht geändert. In die Hüfte
Weitere Kostenlose Bücher