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Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)

Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)

Titel: Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. L. Grey
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Hosentasche steckt. Ich habe es gefunden, als ich ihre Tasche nach Zigaretten durchwühlt habe, und einfach eingesteckt, ohne groß darüber nachzudenken. Es ist schön, etwas von ihr dabeizuhaben.
    Katrien stößt Josie in die Seite und drückt ihre Zigarette an der Wand aus. Sie schaut mich an, als sehe sie mich zum ersten Mal, hält inne, als wolle sie etwas sagen, doch dann überlegt sie es sich anders und geht zurück in den Laden.
    Josie trödelt noch etwas herum.
    »Seit wann rauchst du denn?«, fragt sie mich.
    Früher hätte ich meine Seele verkauft, um von ihr angesprochen zu werden. Jetzt verspüre ich nur einen Funken Verärgerung. Ungewollt taucht vor meinem geistigen Auge das Bild von blonden Körpern auf, die rot in einem unendlichen Kaleidoskop von Spiegeln hin und her schwingen. Ich verdränge es.
    Ich hebe die Schultern. »Weiß nicht. Seit ’ner Weile.«
    »Du bist jetzt schon eine Ewigkeit hier draußen. Bradley wird dich ... Du kannst nicht einfach Kette rauchen, statt zu arbeiten.« Sie sagt es, als sei es ein privater Witz zwischen uns beiden.
    »Ist mir scheißegal, was Bradley sagt.«
    Ich weiß, dass ich sie mit meinem Missmut verärgere, aber es fühlt sich gut an, ein finsteres Gesicht zu machen und den Teer in meiner Lunge brennen zu spüren. Ich will nicht länger brav sein. Ich will mir keinen Mist mehr anhören. Josie wendet sich zum Gehen, doch dann zögert sie. »Mann, da bist du zwei Tage krank und kommst zurück ... ganz ...«
    Ich warte und sehe ihr fest in die Augen. Hübsch ist sie, keine Frage. Sie erwidert meinen Blick, dann dreht sie sich um und geht. Ich betrachte ihren Hintern und ihre Beine in der engen Jeans. »Es steht dir!«, ruft sie, ohne sich umzudrehen. Ich warte darauf, dass meine innere Stimme zu jammern anfängt: Sie mag mich! Soll ich sie um eine Verabredung bitten? Was soll ich sagen? Aber die Stimme wird von einer dicken Schicht Dreck, Erinnerungen und Wut zum Schweigen gebracht. Ich zünde mir mit Rhodas Zippo noch eine Zigarette an, dann gehe ich auf dem langen Weg zurück, durch den Personalkorridor und zur Vorderseite der Filiale. Vor der Tür nehme ich noch ein paar Züge, dann drücke ich die Kippe am Schaufenster aus.
    Bradley kommt angeflitzt. »Wirklich, Daniel«, quengelt er. »Das geht einfach nicht. Du kommst zu spät zu deiner Kassenschicht.«
    Ich starre ihn nur an. Erst in den letzten Tagen ist mir aufgefallen, dass ich größer bin als er.
    »Du wirst jetzt deine Mittagspause nehmen und ein neues Hemd anziehen. Du stinkst nach Qualm. Und ich werde dir dafür eine Stunde abziehen.«
    Hat er vorher auch schon so eine hohe Stimme gehabt? Er klingt wie eine Mücke.
    »Nicht weinen, ich bin doch hier.« Katrien und Josie glotzen mich an, mitten im Verkaufsgespräch erstarrt. Die mit Schmuck behängte Kundin, die sie gerade bedienen, sieht ebenfalls interessiert zu.
    Bradley macht ein langes Gesicht. »Ich ... ich. Hör mal. Du kannst nicht ... Dafür bekommst du eine schriftliche Abmahnung! Das ist wirklich unmöglich!«
    Habe ich mir so etwas früher wirklich gefallen lassen? Ich würde jetzt lieber einen Whisky trinken und eine Zigarette rauchen, statt blöd hier herumzustehen, und wenn ich eins in letzter Zeit gelernt habe, dann, dass das Leben zu kurz ist, um es mit so einem Quatsch zu verschwenden, auf den man keinen Bock hat. Vor allem, wenn man weiß, was man stattdessen viel lieber täte.
    »Weißt du was? Steck dir die Abmahnung in den Arsch, Bradley!« Ich verlasse den Laden und stelle mir die Gesichter vor. Josie, Katrien, die Kunden, Bradley.
    Und so sitze ich um halb elf an einem Dienstagvormittag in der Bar bei JB’s, trinke meinen zweiten Doppelten und rauche noch eine Zigarette. Ich stecke meinen Finger in das Loch unter meinem Ohr und pule ein bisschen darin herum. Ich habe es mir angewöhnt, seit wir zurückgekommen sind. Ich will das sehen, was ich beim ersten Mal gesehen habe; ich will fühlen, was ich da gefühlt habe. Aber es gibt keine magische Lightshow; es tut einfach nur weh. Ich wische den blutigen Schleim an meiner Jeans ab und genehmige mir noch einen gemütlichen Schluck.
    Ich will nicht nach Hause. Ich habe keine Lust auf Moms unerfülltes Aufmerksamkeitsbedürfnis und ihr ständiges Nörgeln, und ich habe keine Lust auf Rhodas Mittelschicht-Privatschülerin-Gehabe. Der zugedröhnte Drogenfreak, der mir noch vor sechs Tagen die Angst aus dem Leib geprügelt und das Messer an die Kehle gehalten hat, scheint nur noch

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