Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)

Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)

Titel: Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. L. Grey
Vom Netzwerk:
Stattdessen wischt sie ihre klebrige Hand an meinem T-Shirt ab, knöpft ihre Hose zu, steigt über mich und geht zur Toilette. Mein Kopf hämmert mittlerweile, und meine Schulter ist völlig verkrampft. Meine Zunge blutet und mein Schwanz hat sich an meinem Reißverschluss wund gerieben.
    Das ist schon eher so, wie es sein soll.
    Sie kommt zurück und wir sitzen da und trinken. Wir reden nicht viel, während die Bar sich langsam mit Studenten und angehenden Geschäftsleuten füllt, während die Musik lauter wird, die Band zu spielen beginnt, die Billardbälle klackern und die Bierflaschen klirren. Wir reden nicht viel, außer über das nächste Bier oder um Kommentare über die Tussi mit dem Arschgeweih oder den Typen mit dem Vokuhila auszutauschen. Wir reden nicht viel, aber ich plane die Zukunft. Zum ersten Mal kann ich sie deutlich vor mir sehen. Ich frage mich, ob Rhoda sie auch sieht.
    Trotz des schalen Zigarettengeschmacks in meinem Mund, trotz des miefigen Schweißes in den Laken, trotz der Menge, die wir letzte Nacht getrunken haben, wache ich mit klarem Kopf auf. Keine Spur von einem Kater und nur ein dumpfer Schmerz von unserer Prügelei. Es ist halb sieben – wir haben nur fünf Stunden geschlafen, aber mein Kopf arbeitet auf Hochtouren, und ich weiß genau, dass er mich jetzt nicht mehr schlafen lässt.
    Ich hebe Rhodas Arm von meinem Bauch und stehe auf. Sie rekelt sich im Halbschlaf und lächelt mich an. Ein bisschen wundere ich mich, dass sie nicht schreiend aufwacht und zur Tür hinausrennt.
    Ich gehe zum Fenster und öffne es. Die Hunde sind gerade nach draußen gerannt und beschnüffeln das taugetränkte Gras. Tief atme ich die frische Luft ein. Sie riecht feucht und grün. Ich höre die Morgenlieder der Bülbüls und Drosseln; Hagedasche stochern im feuchten Boden nach Würmern und Grillen.
    Wir könnten uns eine Wohnung mieten. Wir brauchen nicht viel. Ein schrottiges Auto, einen schrottigen Fernseher, einen Stapel Bücher. Wir leben von Brot und Linsen und vögeln den ganzen Tag. Wir könnten es schaffen. Mom würde mir aushelfen und vielleicht schicken Rhodas Eltern ihr etwas Geld.
    Ich höre das Rascheln, mit dem Rhoda sich im Bett aufsetzt, das Schnippen ihres Feuerzeugs. Ich drehe mich zu ihr um. Sie trägt das T-Shirt von gestern Abend und sonst nichts. Ihre langen braunen Beine fließen über die weiße Bettdecke und kreuzen sich an den Fußgelenken. Sie streckt sich gähnend, reibt sich über Kopf und Gesicht, die Zigarette zwischen zwei Finger geklemmt. Als sie merkt, dass ich sie beobachte, zeigt sie mit der Zigarette fragend auf mich.
    Ich nicke, und sie zündet eine weitere an. »Dan, komm her. Ich muss dir was sagen.«
    »Was?«
    »Komm her.« Mir gefällt ihr Ton nicht. Sie wird mir meine Stimmung versauen.
    »Rhoda, ich habe nachgedacht«, sage ich, um ihr zuvorzukommen. »Was hältst du davon, wenn wir uns zusammen eine Wohnung nehmen?«
    Sie erwidert nichts, wendet sich nur ab. Sie nimmt sich Zeit, gewissenhaft ihre Zigarette auf der Untertasse neben dem Bett auszudrücken. Dann schwingt sie ihre Beine über die Bettkante, mit dem Rücken zu mir. Sitzt nur da. Tastet hinter sich nach einer neuen Zigarette. Steckt sie an. Immer noch abgewandt.
    »Wovon sollen wir die bezahlen?«, fragt sie schließlich.
    »Wir suchen uns Arbeit.«
    »Ich habe noch nicht mal eine beschissene Arbeitserlaubnis. Nicht mehr lange, und ich bin illegal hier.«
    Warum klingt sie so angepisst? »Meine Mom wird uns etwas Geld leihen.«
    »Verdammt, ich nutze keinen Tag länger die Großzügigkeit dieser armen Frau aus! Du betrachtest das alles als ganz selbstverständlich, oder?«
    »Mein Gott, Rhoda, entspann dich. Ich hab nur überlegt, okay? Nur laut gedacht. Vergiss es. Es ist egal.«
    Sie schweigt.
    »Was wolltest du sagen?«, frage ich.
    Sie rollt sich über das Bett und setzt sich auf die mir und dem Fenster zugewandte Seite. Sie nimmt einen langen Zug von ihrer Zigarette.
    »Dan, du bist ein lieber ... ein großartiger Kerl.«
    Oh, Scheiße. Jetzt kommt’s. Fuck! Wie habe ich es nur geschafft, das zu vermasseln?
    »Nein. Sag’s nicht.« Ich beeile mich, meine Jeans und mein T-Shirt anzuziehen, schnappe mir meine Schuhe und bin schon zur Tür hinaus. Hinter mir ruft Rhoda: Warte, warte, aber ich höre ihr nicht zu.
    Ich habe vergessen, meine Wagenschlüssel mitzunehmen, also muss ich zu Fuß gehen, und die nächstgelegene Möglichkeit, Zigaretten und Alkohol zu bekommen, ist die Highgate Mall.

Weitere Kostenlose Bücher