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Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)

Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)

Titel: Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. L. Grey
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Während ich stramm losmarschiere, nehme ich eine geistige Bestandsaufnahme meines Lebens vor. Ich kann nicht glauben, dass die letzte Nacht gar nichts bedeutet. Noch nie in meinem Leben hatte ich ein stärkeres Gefühl wegen etwas; zum ersten Mal habe ich etwas gefühlt, das stark genug ist, um daran zu glauben. Das kann unmöglich eine Lüge sein. Das kann nicht sein.
    Auf Autopilot überquere ich die Main Road, nehme kaum den schwarzen Mercedes wahr, der vor mir ausweicht, oder das klapprige Taxi, das mich nur um Zentimeter verfehlt. Ich weiß nicht einmal, worüber Rhoda mit mir reden wollte. Ich hätte sie nicht unterbrechen sollen. Vielleicht sollte ich umkehren, mich entschuldigen und sie danach fragen. Aber ich gehe weiter zum Einkaufszentrum. Ich werde mit einer vernünftigen Entschuldigung zu ihr zurückkommen – und mit einem vernünftigen Plan.
    Ich wühle in meinen Taschen. Mein Handy und meine Brieftasche habe ich von letzter Nacht noch bei mir, Rhodas Messer auch. Ich werde mein ganzes Geld von der Bank abheben. Ich werde mir den ausstehenden Lohn – so winzig der Betrag auch sein wird – von den Arschlöchern im Buchladen holen. Ich werde Rhoda das Geld zeigen. Ich werde sagen: Rhoda, wir können es tun, wir können es gemeinsam schaffen. Ich kaufe ihr ein paar Blumen; sie betrachte ich nicht als selbstverständlich.

Kapitel 27: RHODA
    Das Sonnenlicht tanzt auf dem gechlorten Wasser. Ich strecke meine Beine aus und trinke noch einen Schluck Kaffee. Unter meinem Liegestuhl schnarchen die Rattenhunde und jagen Traumkaninchen.
    Der Kater ist nicht so schlimm, wie ich erwartet hatte. Nur leichte Kopfschmerzen und ein gelegentlicher Anflug von Schwindel. Nichts, womit ich nicht klarkäme.
    Die Verandatür öffnet sich und Rose kommt herausgestolpert. Sie sieht grässlich aus, ihre Augen verstecken sich hinter einer riesigen Jackie-O-Sonnenbrille.
    Interessiert beobachte ich sie, bin gespannt, wie sie mich nach unserem alkoholisierten Geheimnisaustausch gestern Nachmittag behandelt. »Guten Morgen, Rose«, sage ich.
    Sie verzieht das Gesicht und lässt sich vorsichtig auf dem Stuhl neben mir nieder. »Guten Morgen.«
    »Wie fühlen Sie sich?«
    »Furchtbar.« Sie fährt sich mit den Fingern durch die ungewaschenen Haare. »Ich trinke nie wieder Gin.« Sie versucht ein Lächeln. »Bin ich sehr schlimm gewesen?«
    »Nicht schlimmer als ich.«
    »Ich entschuldige mich, wenn ich mich peinlich benommen haben sollte«, sagt sie etwas steif.
    »Haben Sie nicht.«
    »Sie sind eine gute Lügnerin, Rhoda.«
    Da hat sie recht.
    Sie fingert an ihrer Sonnenbrille herum. Etwas beschäftigt sie. »Rhoda. Haben Sie es Dan schon erzählt?«
    »Was erzählt?« Aber ich weiß genau, was sie meint.
    »Dass Sie mit Ihren Eltern gesprochen haben. Dass Sie bald gehen werden.«
    Unbehaglich winde ich mich auf dem Liegestuhl. Ich wollte es ihm weiß Gott sagen. Aber es war doch nicht meine Schuld, dass er in einer seiner heulsusigen Dan-Launen aufgesprungen und abgehauen ist. Nicht meine Schuld, dass er mir nicht zugehört und sich verpisst hat.
    »Warten Sie nicht zu lange damit«, rät Rose mir. Ich beobachte sie aufmerksam. Ob sie uns wohl gehört hat, nachdem wir aus der Bar zurückgekommen sind? Wir haben uns nicht gerade Mühe gegeben, besonders leise zu sein. Wer hätte gedacht, dass so etwas in Dan steckt?
    »Mach ich, Rose.«
    »Wo ist er hin? Ich habe ihn heute Morgen gehen hören.«
    Ich zucke die Schultern. »Weiß ich nicht.«
    Ich beschließe, ihr nichts von seinem Wutanfall zu erzählen. Es wird nicht lange dauern, bis ihm klar wird, wie albern sein kleiner Tagtraum von der glücklichen Familie ist. Er muss komplett den Verstand verloren haben, dass er mit mir zusammenziehen will.
    Florence kommt aus dem Haus, mit einem Müsli für Rose und einer Banane für mich.
    »Danke, Florence«, sage ich.
    »Gern geschehen, Madam«, antwortet sie, und fast lasse ich meine Kaffeetasse fallen.
    Rose schiebt ihre Sonnenbrille auf die Nasenspitze und starrt Florence erstaunt an. Wir sehen zu, wie sie zurück ins Haus schlurft.
    »Ich hätte nie gedacht, dass ich von Florence das Okay bekomme«, staune ich.
    Rose lächelt mich an, aber das Lächeln erreicht ihre Augen nicht. Sie schiebt die Sonnenbrille wieder hoch. »Es geschehen noch Zeichen und Wunder.«
    Ich lehne mich zurück und denke an letzte Nacht. Vor allem an das, was Dan gesagt hat, bevor er heute Morgen gegangen ist. Er mit seinen unrealistischen Erwartungen. Ich

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