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Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)

Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)

Titel: Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. L. Grey
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Computermonitor entdeckt. Genervt beobachte ich, wie auf den fünf Uhren an der Wand mein Vormittag davontickt. Tokio, New York, London, Neu-Delhi, Johannesburg. Der Minutenzeiger rückt auf 10:17 Uhr.
    Eine große Wasserstoffblondine klackert in den Laden. Ohne ihr Handytelefonat zu unterbrechen, wirft sie einen schnellen Blick durch den Raum und setzt sich ohne Umschweife vor die Magersüchtige, die ihr ein Lächeln schenkt und sofort ihre Beschäftigung unterbricht.
    So nicht, Mädels.
    »Entschuldigung«, sage ich laut.
    Die Mollige schaut auf. »Ich bin gleich für Sie da, Ma’am«, sagt sie.
    »Ich habe nicht mit Ihnen geredet«, erwidere ich und nicke in Richtung der Magersüchtigen. Die Blonde dreht den Kopf und sieht mich neugierig an. Ich zeige auf sie. »Ich war vor ihr hier.«
    »Dauert nicht lange«, sagt die Blonde. »Ich habe eine sehr wichtige Konferenz ...«
    »Das interessiert mich nicht«, unterbreche ich sie. »Ich warte schon länger. Sie haben sich vorgedrängelt.«
    Die Blonde und die Magersüchtige wechseln einen Blick. Ich sehe den älteren Mann an, in der Hoffnung auf Unterstützung, aber er weicht meinem Blick aus. Waschlappen.
    »Ich bin gleich für Sie da, Ma’am«, wiederholt die Mollige. »Bitte haben Sie noch einen Augenblick Geduld.«
    »Warum soll ich Geduld haben? Ich war schon geduldig genug! Diese Schlampe hat sich vorgedrängelt!«
    Die Reisebüro-Schicksen keuchen und die Blonde schürzt ihre aufgespritzten Lippen und fängt an, etwas in ihr Handy zu tippen.
    Habe ich überreagiert? Na, wenn schon. Ich muss mir diesen Mist nicht zweimal am selben Vormittag bieten lassen. Pummelchen fährt sich mit der Hand übers Haar und gibt sich alle Mühe, mich anzulächeln. »Ma’am, bitte beruhigen Sie sich doch. Es ist nicht nötig ...«
    »Sagen Sie mir bloß nicht, ich soll mich beruhigen!«, schreie ich und springe auf. »Nur weil ich mein Geld nicht für Botox und falsche Titten ausgebe, muss ich mich noch lange nicht so behandeln lassen!«
    Die Kinne der Molligen wabbeln leicht. »Ma’am ... wenn Sie sich nicht beruhigen, muss ich den Wachdienst rufen!«
    Der ältere Mann murmelt irgendwas Missbilligendes. Die Magersüchtige streckt die Hand nach dem Telefon aus.
    »Ach, leckt mich doch!«, schnaube ich. »Ihr könnt mich alle mal. Keine fünf Minuten würdet ihr es dort ...«
    Wo?
    Ich muss hier raus. Auf der Stelle muss ich hier raus.
    Mein Herzschlag beschleunigt sich und meine Finger verkrampfen sich aufs Neue. Wenn ich hier nicht sofort verschwinde, werde ich mich in eine ausgewachsene Panikattacke hineinsteigern.
    Ich renne ins Freie, remple fast eine Putzfrau um, die ihren Wagen vor sich her schiebt, achte nicht darauf, in welche Richtung ich fliehe.
    »Lady?«, sagt eine bekannte Stimme hinter mir.
    Es ist Gelbauge. Oh Scheeeeiße . Ich schüttle die Haare über mein Gesicht, um die Narbe zu verstecken, und drehe mich um. Fluchtbereit spanne ich meine Muskeln an, aber noch immer deutet nichts in seinen Augen darauf hin, dass er mich wiedererkennt.
    Was jetzt?
    Und plötzlich weiß ich genau, was ich zu tun habe.
    Ich richte mich gerade auf, mustere ihn von oben bis unten wie ein Stück Hundekot und verkörpere mit jeder Faser meines Körpers die vornehme Shopperin. Es fühlt sich gut an. Es fühlt sich richtig an. Und es funktioniert. Er scheint in seiner Uniform zu schrumpfen und nickt mir respektvoll zu.
    »Ist alles in Ordnung, Ma’am?«, fragt er.
    »Nein, nichts ist in Ordnung! Ich bin beraubt worden!«
    »Beraubt?«
    »Mein Portemonnaie wurde gestohlen. Von einem Taschendieb!«
    Ich zeige auf das Reisebüro. »Ich habe ihn dort hineinlaufen sehen.«
    Gelbauge zögert. Dieser Schwachkopf ist wirklich zu nichts zu gebrauchen. Wie viele vernarbte schwarze Frauen mit britischem Akzent sind ihm in letzter Zeit über den Weg gelaufen?
    Es ist nicht nur dein Äußeres, das sich verändert hat, Rhoda.
    »Also?«, gifte ich. »Was werden Sie jetzt unternehmen? Ich mache hier Urlaub. Behandelt man etwa so die Touristen in diesem Land?«
    Er fingert an seinem Walkie-Talkie herum. Das Wort ›Tourist‹ scheint etwas in seiner Erinnerung angestoßen zu haben. Aber ich weiche keinen Millimeter zurück.
    »Bitte warten Sie hier, Ma’am«, sagt er. »Ich bin gleich wieder da.«
    Das ist deine Chance.
    Mein Handy piept. Ich hole es aus der Tasche und klicke mich zu der Nachricht durch.
    Verdammt!

Kapitel 28: DANIEL
    Auf meinem Konto ist so wenig Geld, dass ich alles am

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