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Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)

Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)

Titel: Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. L. Grey
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schimmelig!«, beschwere ich mich, als wir uns setzen.
    »Bisschen Penizillin hat noch keinem geschadet. Im Gegenteil – es ist gut für dich.« Sie wickelt das schmierige braune Was-auch-immer aus, faltet die Ränder der Verpackung hoch, damit das Zeug nicht über den ganzen Tisch trieft, und tunkt ein Stück Brot hinein. »Mjam mjam«, macht sie.
    Ich sollte lieber mitmachen, wenn ich nicht den letzten Respekt verspielen will, also reiße ich etwas Brot ab und schmiere es durch die Soße. Ich hebe es an meine Lippen.
    »Du willst diese Scheiße doch wohl nicht wirklich fressen, oder?« Naserümpfend schleudert Rhoda ihr Stück Brot auf den Boden.
    Sie lehnt sich zurück und zündet sich eine ihrer kostbaren Zigaretten an. Dann steckt sie noch eine an, die sie mir reicht. Wortlos nehme ich sie. Ich bin Nichtraucher, aber, mein Gott, wenn es überhaupt einen passenden Zeitpunkt gibt ... Beim ersten Zug muss ich würgen, und Rhoda grinst mich schief an. Das Nikotin belegt meine Zunge, es schmeckt beißend und ungewohnt. Ich nehme einen weiteren zaghaften Zug, huste und versuche es erneut. Diesmal behalte ich den Rauch drin und sauge ihn tief in meine Lunge, was leichter geht, als ich erwartet hätte.
    »Freut mich, dass dein Asthma geheilt ist, Dan«, grinst sie.
    »Scheiß drauf.«
    »Du bist echt ein abartiger Spinner«, gluckst sie in sich hinein.
    »Leck mich.«
    Rhoda sitzt ruhig da, raucht und beobachtet die drei Penner an ihrem Feuer, als ginge sie das alles nichts an. Ich hätte gern länger in der Illusion geschwelgt, dass das Ganze nur ein gemütlicher Badeurlaub ist, aber die Stille, gelegentlich unterbrochen vom Knacken des Feuers, geht mir an die Nieren.
    »Ich kapier nicht, dass sie dein Handy genommen hat und nicht meins«, sage ich. »Deins ist doch billiger Schrott.«
    Rhoda grinst, antwortet aber nicht. Sie nimmt einen weiteren tiefen Zug aus ihrer Zigarette und lässt den Rauch durch die Nasenlöcher ausströmen. Ich versuche es ebenfalls.
    »Also Rhoda Hlophe, hm?« Ich erinnere mich noch an ihren Nachnamen aus der letzten SMS, die sie erhalten hat.
    »Na und, Dan? « Ihre Stimme klingt unbeschwert.
    »Das ist kein britischer Name.«
    »Nein.«
    Ich warte. Aber mehr gibt sie nicht preis. »Woher kommst du?« Dies ist offiziell die längste Unterhaltung, die ich je mit einer fremden Frau geführt habe. Ich versuche, mich nicht zu sehr darauf zu konzentrieren, wie ich rauche.
    »Mein Gott. Bist ein neugieriger Junge, was?«
    Verstohlen betrachte ich ihre Arme und die Narben darauf. Ich weiß nicht, was ich sagen soll, aber ich möchte mich weiter unterhalten. »Ich hab mich nur gewundert, das ist alles.«
    »Warum eine Schwarze mit einem südafrikanischen Namen so einen bescheuerten Akzent hat?«
    »Ja.«
    »Schon mal was von Exil gehört in euren schneeweißen Vororten?«
    »Du kannst unmöglich eine Exilantin sein. Alle Exilanten sind alt. Sie sind tot oder liegen im Sterben.«
    »Stimmt. Aber Scheiße pflanzt sich gerne durch die Generationen fort. Egal, ich muss pinkeln.«
    Sie verschwindet in den Rohbau, den ich vorhin auch schon als Toilette benutzt habe. Während ich ihr nachschaue, beginne ich zu grübeln. Von allen Dingen, die mir durch den Kopf gehen, beunruhigt mich am meisten, wie ich es geschafft habe, hinter Only Books die falsche Abzweigung zu nehmen. Ich bin den Weg 1000-mal gegangen. Wenn ich uns an der Stelle einfach nach draußen gebracht hätte, wäre nichts von dem ganzen Mist passiert.
    Verdammt. Mom wird sich mittlerweile ziemliche Sorgen machen. Vielleicht ruft sie bei der Polizei an. Womöglich suchen die schon nach mir. Rhoda kommt zurück, wischt die Hände an ihrer Jeans ab.
    »Was jetzt?«, frage ich.
    »Ich muss mein Handy wiederhaben.«
    »Wie denn?« Aber sie geht schon mit langen Schritten über den Parkplatz. Ich trotte hinter ihr her.
    Die drei Penner stehen um das brennende Ölfass herum, halten Stöcke hinein und reden leise vor sich hin. Die Frau schaut vom Feuer auf, als wir näher kommen, und die Männer neigen Köpfe und Schultern, lassen sich von ihren Ohren leiten. Aus der Nähe kann man erkennen, dass ihre Augen narbige Löcher sind, und so wie sie nuscheln, müssen sie halb stumm sein. Mein Gott, wie würde es jemandem, der blind und stumm ist, oben in Joburg ergehen? Er muss doch an jeder Ampel damit rechnen, an das Wagenfenster eines neben ihm haltenden Autos gezerrt und ausgeraubt zu werden. Hier unten sind die beiden womöglich besser

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