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Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)

Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)

Titel: Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. L. Grey
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Füße patschen auf die nackten Steine und spritzen durch flache Pfützen.
    Plötzlich wird mein Ellbogen von hinten gepackt, ich wirble herum und pralle vor Dans Brust.
    »Was soll das?«, schreie ich und strample, um mich aus seinem Griff zu befreien. Hinter uns ist erneut ein strudelndes Platschen zu hören.
    Er zeigt nach links. Dort ist ein Durchgang in der Steinwand und dahinter ein hell erleuchteter, weiß gekachelter Bereich. Ich wäre stumpf daran vorbeigelaufen. Dan zieht mich hinter sich her. Unsere Füße schlittern über den feuchten Fliesenboden. Er rutscht aus und jetzt bin ich es, die ihn am Arm packt und hochzieht. Immer wieder rutschen wir weg, während wir versuchen, auf dem glatten Boden auf die Beine zu kommen – wie in einem Slapstick-Film. Der Gang krümmt sich nach rechts, und dann bleiben wir wie angewurzelt stehen, als seien wir vor eine unsichtbare Mauer gerannt.
    »Das soll wohl ein Witz sein«, keucht Dan.
    Es sieht auf so unglaubliche, beruhigende, banale Weise normal aus.
    Vor uns befindet sich eine graue, metallene Aufzugtür, wie man sie aus öffentlichen Gebäuden kennt. Auf beiden Seiten gibt es zwei Knöpfe mit Pfeilen nach oben und unten und über der Tür eine Reihe von beleuchteten Zahlen zwischen 0 und 10. Ich schaue mich nach einer Treppenhaustür um, aber an den übrigen Wänden gibt es nichts.
    Sieht aus, als müssten wir den Aufzug nehmen.
    Als mein Handy piept, erschrecken wir uns beide.
    »Unmöglich«, meint Dan. »Der Akku muss völlig durchnässt sein.«
    Mit unsicheren, zitternden Händen krame ich in meiner Tasche und hole die letzten Überreste des durchweichten Umschlags heraus, mein Feuerzeug, einen Tampon, der zur Größe eines geschwollenen Daumens aufgequollen ist (Dan wendet verlegen den Blick ab). Endlich finde ich mein Handy. Die Digitaluhr auf dem Display sagt: 00:36 . Ich habe keine Nachricht bekommen, aber wir beobachten beide, wie die Zahlen langsam rückwärts laufen: 00:32, 00:31, 00:30 .
    »Was, glaubst du, was bei null passiert?«, fragt Dan.
    »Ich will’s gar nicht wissen.«
    Vom Ende des Korridors ertönt ein gewaltiges Klatschen, als habe jemand ein riesiges blutiges Steak aus großer Höhe auf einen Metalltisch fallen lassen.
    Gleichzeitig drücken wir auf die Knöpfe. Die 10 leuchtet rot auf, dann die 9, 8, 7 ...
    Ich sehe mich nach irgendetwas um, das man als Waffe benutzen könnte, aber da ist nichts – nur nackte Wände und weiße Kacheln. Ich wühle in meinen Taschen nach dem Messer, aber ich kann es nicht finden. Fuck! Hoffentlich habe ich es nicht im Wasser verloren!
    Wir riechen es, bevor wir es hören, diesen Gestank nach vergammeltem Fleisch und Maschinenöl, gefolgt von einem leisen unmenschlichen Heulen.
    »Mach schon!«, brüllt Dan die Tür an. Er tritt mit dem Fuß dagegen.
    00:05, 00:04.
    Ping!
    Die Tür zischt auf und wir werfen uns in die Kabine.
    »Drück auf den Knopf zum Schließen!«, schreie ich.
    Dan hämmert mit der Faust auf die Schalttafel und mit aufreizender Langsamkeit gleitet die Tür zu. Eine kurze Pause entsteht, dann rammt etwas mit solcher Wucht gegen die Tür, dass der ganze Aufzug erzittert. Ich dränge mich an Dans Seite und presse meine Handfläche wahllos auf die Schaltknöpfe.
    Mit einem Kreischen und Knirschen setzt sich der Aufzug in Bewegung, bebend und knarrend. Wir klammern uns an der schmierigen Haltestange fest, die in der Kabine rundum verläuft.
    »Fahren wir rauf oder runter?«, möchte Dan wissen. Seine Stimme klingt bemerkenswert normal, aber seine Augen sind glasig vor Entsetzen.
    »Keine Ahnung.«
    Ich weiß es wirklich nicht. Die Bewegung ist verwirrend: Im einen Moment bin ich sicher, dass wir uns nach oben bewegen, im nächsten bin ich überzeugt, dass es abwärtsgeht.
    »Scheiße. Das war knapp«, sage ich.
    Dan beginnt unkontrolliert zu zittern. Erst als ich mir mit der Hand übers Gesicht fahre, merke ich, dass ich ebenfalls zittere. Ich rede mir ein, dass es nur am kalten Wasser liegen kann.
    Wieder kreischt das Getriebe des Aufzugs, er ruckelt und scheint langsamer zu werden.
    Und wieder zucken wir zusammen, als mein Handy piept. Eine Textnachricht. Ich öffne sie.
    heitaRhoda san! Kennst du den Film Danwirdjämmerlichverrecken? Ein Hammerfilm, der beste!
    Oh, Scheiße.
    Dan starrt mich an. Ich senke den Blick. »Was ist?«
    »Nichts. Ich versteh’s nicht. Ist nur Kauderwelsch.« Ich drücke auf ›Löschen‹ und bete, dass die Nachricht vom Display verschwindet.
    Dan öffnet

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