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Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)

Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)

Titel: Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. L. Grey
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sich anfühlt, wenn du im ›Flow‹ bist und alles optimal läuft – du kannst fast die Zukunft vorhersehen, so sehr bist du im Einklang mit der Maschine. Hör auf ihre Stimme. Vertrau auf dich. Ich kenne ihre sanfte, sexy Stimme; sie klingt wie ein Engel.
    Okay. 1=A. Los geht’s.
    8 – 5 – 12 – 12 – 15.
    Ein Ruck, und mein Magen hängt mir im Hals. Instinktiv drücke ich mich in eine Ecke des Aufzugs, die Knie gebeugt, als ob ich auf einem unsichtbaren Stuhl sitze, die Arme so fest wie möglich gegen die beiden angrenzenden Wände gepresst. So habe ich es mal im Fernsehen gesehen. Sie haben gezeigt, was passiert, wenn man mit einem Fahrstuhl abstürzt. Erst werden einem die Beine zerschmettert, dann prallt man ab und schlägt sich an der Decke den Schädel ein. Das Beste, was man tun kann, ist deshalb, zu etwas wie einem lebenden Stoßdämpfer zu werden, indem man die Beine lockert, um den Aufprall abzufedern, und sich festhält, um nicht weggeschleudert zu werden.
    »Stütz dich ab!«, schreie ich Rhoda zu. »Stütz dich ab so wie ich!«
    Sie quetscht sich in eine andere Ecke, während es abwärtsgeht. Wir fallen so schnell, dass ich mich ganz leicht fühle; noch etwas schneller und wir werden schwerelos.
    Der Aufzug verlangsamt und kommt schließlich mit einem Ruck zum Stehen.
    »Scheiße! Netter Versuch, du Profizocker. Jetzt versuchen wir es auf meine Weise, okay?« Sie tippt etwas in ihr Handy.
    »Nein!«, rufe ich. Aber es ist zu spät. Sie drückt die Senden-Taste. Eine Weile geschieht nichts. Wir sehen uns an. Dann sackt der Aufzug mit einem lauten Kreischen ab. Nur ein oder zwei Stockwerke. Kein Absturz.
    »Ist das gut oder schlecht?«, frage ich, aber mein Gefühl sagt mir, dass abwärts schlecht ist. Ich sehe erneut den endlosen Schacht vor mir. Wenn wir uns irgendwo in der Mitte eines solchen Schachtes befinden, dann bleibt noch genug Raum unter uns, um tief zu fallen.
    Rhoda versucht, die Tür aufzustemmen. Selbst wenn es ihr gelingen sollte, werden wir sicherlich nur nackten Beton vorfinden. Ich sehe ihr gleichgültig zu. Ich bin so müde.
    Die letzten Takte der Musik reißen uns aus unserer Benommenheit. »Verdammt, Dan! Es ist gleich vorbei. Ich glaub nicht, dass wir eine dritte Chance bekommen!«
    Mein Engel flüstert mir ins Ohr.
    Es ist eine gottverdammte QWERTY-Tastatur!
    Aber wo fängt sie an? Und wird in der mittleren Reihe die Feststelltaste oder der Doppelpunkt ausgelassen? Keine Zeit. Die letzten Worte werden gerade gesungen, die finalen Noten erklingen. Und wie war verflixt noch mal die Reihenfolge der Buchstaben?
    Tief durchatmen, flüstert mein Engel. Du kannst blind tippen. Du hast jahrelang gechattet. Schreib eine Nachricht. Sag ›Hello‹. Denk nicht nach. Vertrau auf dich.
    Ich bin jetzt im Flow. Ich kann die Musik nicht länger hören. Es gibt nur mich, das Parfüm meines Engels, ihre Federn, die in der weißen Luft rauschen.
    12 – 2 – 21 – 21 – 20
    »Dramatischer ging’s wohl nicht«, sagt Rhoda, als ich die Augen öffne. Aber sie lächelt. Wir fahren nach oben. Langsam.
    Der Lionel-Richie-Song endet, der Aufzug hält. Ein neues Panflötenlied beginnt.
    »Weiter geht’s«, seufze ich. »Ich wusste doch, dass das noch nicht alles war.« Ich erkenne das Stück nicht. Irgendwas lockeres Jazziges, aber ohne musikalische Besonderheiten.
    Rhoda wirft einen Blick auf ihr Handy. Nichts. Auch auf meinem ist nichts. »Diese Bastarde, was zur ...« Sie verstummt. »Ich kenne das Lied«, sagt sie. Aber statt erfreut auszusehen, erbleicht sie. Ihr Gesicht ist von einem dünnen Schweißfilm überzogen.
    »Was ist los?«
    »Aber das können die doch gar nicht ...«, flüstert sie vor sich hin.
    »Komm schon, Rhoda. Rede mit mir. Wenn du den Song kennst, dann nenn mir den verdammten Titel!«
    »›Nonhlanhla‹«, antwortet sie.
    »Hä? Was ...«
    »›Non-hlan-hla‹«, wiederholt sie, als sei ich schwachsinnig. »Das ist ein ganz normaler Name, du Idiot, nichts Außerirdisches. In Südafrika gibt es wahrscheinlich mehr Nonhlanhlas als Dans.«
    »Okay. Macht ja nichts. Buchstabier’s mir einfach. Den Political-Correctness-Scheiß können wir uns für später aufheben. Hast du vergessen, wo wir sind?«
    »Mann, du bist so ein Arschloch ...«
    »Wie. Zur Hölle. Buchstabiert. Man. Es. Rhoda! «
    »N-O-N-H-«
    13 – 20 – 13. »Langsam, langsam. Ich muss überlegen, wo die Buchstaben sind. Mach langsamer. Ich kann nicht ...«
    »H! H, Mann! Schreib’s dir auf oder was!«
    12

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