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Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)

Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)

Titel: Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. L. Grey
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einem Bahnhofsklo. Ich halte an, bevor die Flüssigkeit meine Hosentaschen erreicht und das Handy und den Rest des Kokains aufweicht.
    »Das wird allmählich lächerlich«, keuche ich.
    » Jetzt wird es lächerlich?«
    »Willst du wieder raufklettern?«
    Er weiß, dass das nicht infrage kommt. »Also, wie tief ist das Wasser?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Mist. Tja, wir haben keine Wahl. Wir müssen da runter.«
    »Dan«, sage ich und bemühe mich, meine Stimme ruhig zu halten. »Kannst du schwimmen?«
    »Ja, natürlich.«
    »Es ist nur ... ich kann’s nicht.«
    »Shit. Das meinst du nicht ernst, oder?«
    »Todernst.« So ernst, wie es jemand, der sich für Koks im Wert von 500 Rand das Leben versaut hat, nur meinen kann. »Ich kann wirklich nicht schwimmen.«
    Ich warte darauf, dass er eine sarkastische Bemerkung macht oder mich auslacht. Er tut es nicht.
    »Wie komme ich an dir vorbei?«, fragt er nur.
    »Warte.«
    Ich quetsche meinen Körper so dicht wie möglich an die Seite des Schachtes und klammere mich mit einem Arm an den Sprossen fest, das Rückgrat schmerzhaft gegen die Backsteine gedrückt.
    Er braucht Ewigkeiten, um zu mir herunterzukommen, und verfehlt dabei mit den Schuhen nur knapp meinen Kopf. Als er seinen Körper an meinem entlangmanövriert, stehen wir uns für eine Sekunde Auge in Auge gegenüber, fast berühren sich unsere Lippen. Ich kann seinen Atem an meiner Wange spüren. Es ist unübersehbar, dass er eine unglaubliche Angst hat, aber mehr Angst als ich kann er im Moment gar nicht haben.
    »Bist du sicher, dass du das tun willst?«, vergewissere ich mich.
    »Jemand muss es tun.«
    Stimmt. Und dieser Jemand werde ganz bestimmt nicht ich sein.
    Er reicht mir sein Handy. Vorsichtig klettert er an mir vorbei, und kurz darauf spähe ich auf seine Schädeldecke hinab.
    »Irgendwelche letzten Worte?«, frage ich und gebe mir alle Mühe, dabei zu lächeln.
    »Ja«, sagt er. Aber er verrät sie mir nicht. Ich sehe ihm zu, wie er Hand über Hand in die nasse Tiefe klettert und nicht einmal zusammenzuckt, als das kalte Wasser über seine Schultern steigt. Er sieht mir in die Augen, holt mehrmals tief Luft, dann taucht er ohne ein weiteres Wort ab. Das Wasser schlägt über seinem Kopf zusammen, lässt sein Haar in langen feinen Strähnen flattern, und dann ist er verschwunden und hinterlässt nur eine einsame Luftblase, die an die Oberfläche ploppt.
    Mein gottverdammter Held.
    Wie lange kann ein Mensch die Luft anhalten? 30 Sekunden? Eine Minute? Zwei Minuten? Keine Ahnung. Gab’s da nicht mal diesen dämlichen Zauberkünstler, der zehn Minuten oder noch länger die Luft angehalten hat? Aber er wäre dabei fast krepiert, oder?
    Ich will nicht zählen, aber ich kann nicht anders:
    Ein weißes Pferd.
    Zwei weiße Pferde.
    Drei weiße Pferde.
    Ich kann ihn sowieso nicht retten, wenn er in Schwierigkeiten gerät.
    Es war eine Scheißidee. Ich werfe einen Blick nach oben und versuche abzuschätzen, wie lange ich wohl brauche, um hinaufzuklettern, wenn es sein muss.
    Ich kann nicht einmal mehr die Falltür erkennen. Nicht einmal einen winzigen Punkt. Und ich weiß nicht, ob ich noch die Kraft dazu hätte. Ganz zu schweigen von dem tollwütigen Landstreicher oder Monster oder sabbernden Mutanten, die da oben auf uns warten.
    Ich muss schon bei mindestens 40 weißen Pferden angekommen sein. Einen Augenblick lang taucht vor mir ein erschreckend plastisches Bild von 40 weißen Pferden auf, die über den Hampstead Heath galoppieren. Dann 50.
    50 weiße Pferde. Muss man sich mal vorstellen.
    60.
    Oh Scheiße. Bitte, Dan, komm wieder hoch! Ich hole mein Handy heraus, als mir dieser gruselige Countdown auf dem Display einfällt. Die Anzeige lautet jetzt: 24:10 .
    Fuck.
    Ich sehe zu, wie die Sekunden wegticken.
    Neun, acht, sieben, sechs.
    Ich wende den Blick ab, nur einen Moment, wie mir scheint, und jetzt steht da: 22:50 .
    Dan ist jetzt seit über drei Minuten da unten. Meine Zähne beginnen zu klappern, und ich bin mir ziemlich sicher, dass das eiskalte Wasser nicht der Grund dafür ist. Um meine Gedanken abzulenken, hole ich sein Handy aus der Tasche und scrolle durch den Nachrichteneingang. Die durchgeknallten SMS-Botschaften von den bescheuerten Arschlöchern hier überspringe ich, aber viel mehr gibt es auch nicht. Ein paar noch von MOM, meistens so tiefschürfende Botschaften wie Vergiss die Milch nicht , und zwei Nachrichten von jemandem namens KARL: dan alter, was geht? hab die neue staffel von true blood

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