Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)
zuckt. Ich nehme einen tiefen Zug und stecke ihr die Zigarette zwischen die Lippen.
»Hier.«
Sie zieht den Rauch tief in die Lunge, hustet und schüttelt sich.
»Danke. Schon besser.« Wiederbelebung mit Zigaretten. Verrückt. Mein Leben hat sich ganz schön verändert.
Sie nimmt einen weiteren Zug, reicht mir die Zigarette, und dann sind da Schreie und Schleifmaschinen und der Aufzug implodiert und da sind Kettensägen und Schrottpressen und ich merke dass wir stehen geblieben sind und die Musik wieder angegangen ist aber das hier sind keine Panflöten das hier ist Krieg und ein Typ oder eine Armee schreit sich die Seele aus dem Leib und dann heilige Scheiße erkenne ich den Lärm irgendwo in dem Lärm ist ein Muster keine Musik nichts so Strukturiertes aber ich sehe eine Szene voller Blut und Gemetzel Headslayer V Level acht alle Waffen freigegeben dies ist der Lärm der das grenzenlose Massaker begleitet und jetzt fällt mir ein dass Karl das Soundtrackvideo des Spiels hat und mein Geist ist mittlerweile so auf den Lärm eingestimmt dass ich sogar die Einblendung auf seinem Monitor sehen kann während wir spielen ich zerpuste seine Monster zu blutigen Klumpen die Band heißt Sons of Tombspawn und Titel Nummer 17 Level acht ohne Einschränkungen heißt
READY TO DIE
5 – 2 – ›Tür auf‹ – 3 – 11
Mist. Leertaste? Ich sehe Rhoda an, aber sie steht nur da, die Hände vor dem Mund, die Augen weit aufgerissen, und dieser Lärm macht mich fertig, ich kann nicht richtig denken. Wo war denn noch mal die gottverdammte Scheißleertaste?
Ich versuche es mit der 25, und wir fallen wieder, das vertraute schlingernde Abstürzen, und ich mache mir gar nicht mehr die Mühe, meine Eckposition einzunehmen, denn, ganz ehrlich, sich den Schädel zerschmettern zu lassen ist allemal besser als dieser Lärm, dieses Rätselraten, dieses Auf und Ab und diese VERFICKTE ENGE KABINE MEIN GEHIRN EXPLODIERT GLEICH! Ich werde aufhören zu atmen. Dann wird es ruhig sein. Dann kann ich hinaus auf meine Wiese gehen, in dem kühlen Bach baden, in der Sonne liegen. Und in Frieden sterben.
Und dann spricht mein Engel wieder in seiner ruhigen, klaren Stimme zu mir. Du kannst es schaffen. Ich möchte ihm glauben.
5 – 2 – ›Tür auf‹ – 3 – 11 – 8 – 20 – 3 – 17 – 2
Ping.
Die Aufzugtür öffnet sich. Wir sind im Einkaufszentrum.
Kapitel 11: RHODA
»Also sind wir tatsächlich eingesperrt?«
»Sieht so aus«, meint Dan.
»Nach allem, was war? Wir schaffen es hierher zurück und können nicht mal raus?«
Er zuckt mit den Schultern. Äußerlich scheint ihm dieser Rückschlag nicht viel auszumachen. Er ist zweifellos immer noch von Erleichterung überwältigt, dass wir jetzt kein Häufchen zerschmetterter Knochen auf dem Boden des Aufzugschachtes sind. Aber verdammt! Es ist wirklich zum Kotzen, dass wir immer noch nicht aus diesem elenden Gebäude rauskönnen. Soweit ich nach unserer Flucht aus dem Aufzug feststellen konnte, führen die vier miteinander verbundenen Passagen, aus denen dieses Stockwerk besteht, nirgendwohin, und alle Schaufenster sind mit dicken Metallrollläden verbarrikadiert. Ein wahrer Overkill an Sicherheitsmaßnahmen. Wir können nicht mal zur nächsten Etage hoch. Ein weiteres Tor blockiert das obere Ende von zwei stillstehenden Rolltreppen, die zum Stockwerk über uns führen.
Ich setze mich auf die untere Stufe der Rolltreppe und zucke zusammen, als sich die Metallrillen in meine Gesäßknochen bohren. »Also ist der einzige Weg nach draußen der Aufzug«, sage ich. »Und der kommt auf keinen Fall infrage.«
»Auf gar keinen Fall«, murmelt er.
»Wo im Einkaufszentrum sind wir hier, Dan?«
Er hebt wieder die Schultern. »Ich weiß nicht genau.«
»Wie kannst du das nicht wissen? Ich dachte, du arbeitest hier!«
»Ja, aber es ist ein großer Komplex, Rhoda.« Er seufzt. »Das hier sieht aus wie eine der separaten Zwischenetagen.«
»Und wo ist dein Buchladen von hier aus gesehen, was meinst du?«
»Wahrscheinlich oben.«
»Na toll, Dan. Vielen Dank. Du bist wirklich eine große Hilfe.«
»Was erwartest du denn von mir, Rhoda? Wir sind zurück im Einkaufszentrum, was willst du denn noch?«
»Ich will hier raus, Mann! Wir haben gerade in der gottverdammten Twilight Zone festgesteckt, und ich brauche ganz dringend eine Dusche!«
Wir müssen beide kichern, obwohl ich eigentlich nichts Komisches gesagt habe. Außerdem stimmt es: Ich muss mich wirklich dringend waschen. Wir stinken
Weitere Kostenlose Bücher