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Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)

Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)

Titel: Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. L. Grey
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üblich vermeide ich es, zu genau auf mein Gesicht zu schauen, aber es ist nicht zu übersehen, dass ich ein menschlicher Kackhaufen in einem klinisch reinen Barbieland bin. Der Gestank, der von mir aufsteigt, dreht mir den Magen um. Ich muss mich waschen.
    Also stecke ich den Stöpsel ins Waschbecken und drehe die Hähne voll auf. Ich halte den Kopf unter den Strahl, lasse das Wasser über meinen Hals laufen und ignoriere, dass es in schmuddeligen Pfützen auf den Boden trieft. Ich spritze mir Unmengen der blütenduft-parfümierten Flüssigseife auf die Hände und massiere sie in meine Kopfhaut ein. Dann spüle ich sie ab und wiederhole den Prozess.
    Besser. Viel besser. Aber noch nicht gut genug. Ich ziehe mein T-Shirt aus, schmiere es mit Seife ein und reibe es, so gut ich kann. Das Wasser wird schwarz, erfüllt aber seinen Zweck. Ich benutze das T-Shirt als Lappen, um mich unter den Armen und am Hals zu waschen.
    Ich wende dem Spiegel den Rücken zu und schaue über meine Schulter. Das vertraute alte Narbengewebe, das von meinem Hals über meine Schulter verläuft, führt hinab zu einem breiten Nest neuer Blutergüsse und ein hässlicher Kratzer zieht sich quer über meinen Brustkorb. Aber ich habe schon Schlimmeres gesehen. Keine bleibenden Schäden.
    Ich wasche das T-Shirt aus und wringe die Seife aus. Das Wasser, das herauskommt, ist immer noch trüb, aber egal, wenigstens stinkt das T-Shirt nicht länger nach Schweiß, Blut und fauliger Kloake. Lohnt es sich, es unter den Händetrockner zu halten? Wahrscheinlich nicht. Es würde Stunden dauern, es damit zu trocknen.
    Plötzlich höre ich das Geräusch einer Toilettenspülung hinter mir. Ich zucke zusammen, lasse das T-Shirt fallen und wirble herum. Die Kabinentüren stehen alle offen, mit Ausnahme der Kabine, die dem Ausgang am nächsten ist.
    »Hallo? Ist da jemand?«
    Keine Reaktion.
    Erneut krampft sich mein Magen vor Angst zusammen und mein Herz galoppiert.
    Ich gehe zu der geschlossenen Kabine und stoße die Tür mit dem Fuß an. Sie bewegt sich nicht. Wer auch immer die Toilettenschilder entworfen hat, bei dem hier hat er sich besondere Mühe gegeben. Ich habe keine Ahnung, was es genau darstellen soll. Es zeigt eine spindeldürre Gestalt auf Krücken, den falsch proportionierten, missgestalteten Kopf krampfartig auf die Seite gelegt, das einzelne Bein zu dünn, um das Gewicht des Körpers zu tragen. Bizarr. Vielleicht ist es eine Toilette für Einbeinige. Diese Schilder scheinen wirklich von Banksy oder einem anderen Street-Art-Künstler zu stammen.
    Ich klopfe. »Hallo?«
    Noch immer keine Reaktion.
    Ein weiteres Mal die Spülung. Ich lege mein Ohr an die Tür, aber ich höre nichts bis auf das Wasser, das in den Spülkasten nachläuft. Keine verräterischen Laute wie scharrende Füße oder raschelnde Kleidung.
    Verdammt.
    Vorsichtig knie ich mich auf den Boden, um unter der Tür hindurchzuspähen; zwischen Boden und Tür sind gut 15 Zentimeter Platz. Ich zucke zusammen, als mein nackter Bauch und meine Brüste die kalten rosa Fliesen berühren.
    Die Kabine scheint leer zu sein. Keine Füße, keine Schuhe, nur ein durchweichtes Stück Klopapier und eine langsam anwachsende Pfütze aus braunem Wasser, das sich um den Fuß der Toilette sammelt.
    Ein verstopftes Klo. Was könnte normaler sein als das? Was ist nur mit mir los? Hier gibt es nichts, das sich auf uns stürzen wird. Wie Dan schon gesagt hat: Wir sind sicher.
    »Rhoda!«
    Der Schrei bleibt mir im Hals stecken. Sterne tanzen vor meinen Augen, als ich mich zu schnell aufsetze.
    Dan starrt mit weit aufgerissenen Augen auf mich herab. Und es ist nicht mein Gesicht, das er anstarrt.
    Ich stehe auf und verschränke die Arme vor meinen Brüsten.
    »Kannst du nicht klopfen, verdammt?«
    »Tut mir leid. Du warst eine Ewigkeit weg. Ich wollte nur ...« Er geht langsam zur Tür zurück. »Überhaupt, was hast du denn da auf dem Boden gemacht?«
    »Verpiss dich einfach, Dan!«
    »Okay. Hör mal, es tut mir leid. Ich verschwinde wohl besser ...«
    »Ja. Tu das.«
    Ich hebe das nasse T-Shirt vom Boden auf und streife es mir über den Kopf. Ich zittere leicht. Aber es ist warm hier unten, also müsste ich es mit den feuchten Klamotten aushalten.
    Dan wartet draußen auf mich. Er sieht mich nicht an, als ich zu ihm gehe.
    »Hör mal, Rhoda, es tut mir wirklich ...«
    »Schon gut.«
    Abgesehen von seiner akuten Verlegenheit sieht er schon besser aus. Sein Haar ist ebenfalls klatschnass und sauber, sein Gesicht

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