Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)
letzte Ecke. Obwohl er aussieht, als könne er jeden Moment tot umfallen, schafft er es, an mir dranzubleiben. Er hält an, um seine Pistole mit Pulver und einer neuen Kugel zu laden, und das verschafft mir genügend Zeit, in einen anderen Seitengang zu rennen.
Ich bin ein ganzes Stück von Eingang 7 entfernt und irgendwie ist es dem Admiral gelungen, mich einzuholen. Ich schaffe es vielleicht nicht rechtzeitig. Und was, wenn die Tür ebenfalls verschlossen ist? Ich tauche in eine Geldautomaten-Nische ab, ducke mich hinter die Rauchglasabsperrung der Maschine und versuche, mich zu orientieren.
Genau gegenüber befindet sich der Telefonladen. Kann ich es schaffen? Ich muss es versuchen, also zähle ich bis drei und stürme nach vorn. Ich schlittere in den Laden und drücke mich in eine Ecke, mein hektischer Atem zerstört die friedliche Stille.
»Guten Morgen, Sir. Was kann ich für Sie tun?«, fragt die Verkäuferin, völlig unbeeindruckt von meinem panischen Auftritt.
»Hi. Äh.« Verdammt. Was soll ich sagen?
Ich brauche nicht lange nachzudenken, denn jetzt füllt die massige Gestalt des Admirals die Ladentür aus. Keuchend und nach Luft schnappend richtet er seine Steinschlosspistole auf mich, dann lässt er sie sinken und schreitet selbstsicher und machtbewusst in den Laden. Oh Gott, das war’s dann wohl.
»Ich weiß nicht, was ich getan habe«, wende ich mich Hilfe suchend an das Mädchen. »Ich weiß nicht, was er von mir will. Aber er versucht, mich zu töten!«
»Keine Sorge, ich rede mit ihm«, beruhigt sie mich. »Fähnrich. Ich weiß, dass dies ein unregistrierter Brauner ist, aber er hat heute sein Bewerbungsgespräch, und ich bin sein Bürge.«
Der Admiral mustert mich mit einem stechenden roten Blick. »Nun, warum haben Sie das nicht gleich gesagt, Brauner? Sind Sie denn ganz und gar geistig beeinträchtigt? Da laufe ich die ganze Zeit hinter Ihrem verflixten ...« Seine Stimme wird zu einem Flüstern, als er einsieht, dass er seine Zeit an einen Idioten verschwendet. »Kundendienstbeauftragte«, sagt er zur Verkäuferin, »Sie sind sein Bürge. Gewährleisten Sie, dass er bis morgen registriert ist.«
»Jawohl, Fähnrich.«
»Dieser Braune hat für einen Tag genug Ärger verursacht. Ich warne Sie. Wenn er nicht bis zum Ende der Schichten registriert ist, mache ich Sie dafür verantwortlich.«
»Jawohl, Fähnrich.«
Und damit stapft der Admiral – oder vielmehr Fähnrich – aus dem Laden.
»Oh, vielen Dank. Mein Gott. Ich dachte schon ...«, stammle ich.
»Wenn ich fragen darf, Sir, warum haben Sie unregistriert gelungert? Sie wissen doch sicher ...«
»Ich weiß gar nichts. Ich habe keine Ahnung, was zum Teufel hier abgeht!«
»Ich habe eine Speisenpause in ...« Sie wirft einen Blick auf ihr Gel-Handy. »... drei Momenten. Möchten Sie mit mir fressen gehen?«
Was? »Öh, okay, das klingt gut. Sehr gerne.«
»Gut, Sir. Ich werde versuchen, Sie zu unterstützen.«
Ich gestikuliere in Richtung Tür. »Soll ich schon ... äh ...«
»Ja, bitte, Sir.«
Ich gehe zur Tür und stehe dort unbeholfen herum, während sie durch mich hindurchlächelt und mit leerem Blick auf Kundschaft wartet. Sie posiert wie eine Schaufensterpuppe – genau wie dieser schmierige Androide in der Buchhandlung, fällt mir auf, nur netter anzuschauen.
Das Gel-Handy in der Hand des Mädchens leuchtet ein paarmal blau und türkis auf, es pulsiert und schwillt eine Sekunde lang an. »Ah, da kommt der Pausencode vom Management«, sagt sie. Flink tippt sie den Code in eine kleine Tastatur am Fußring ihrer Kette, der sich daraufhin öffnet. Sie tritt heraus und verstaut Kette und Ring säuberlich hinter dem Tresen. Im gleichen Moment richtet sich ein etwas belämmert aussehender junger Mann in einem zu großen Last-Call-T-Shirt wie ein Erdmännchen hinter der Ladentheke auf. Mein Gott, hat der Typ etwa die ganze Zeit dahintergehockt? Und wenn seine Schicht gerade erst anfängt, wann und wo ist er dann hereingekommen?
Seine Schicht? Seine gottverdammte Schicht? Da ist ein Mädchen, das sich selbst an die Ladentheke ankettet, und ein Typ, der sich den ganzen Morgen hinter dem Tresen versteckt hat, und ich stehe hier blöd herum und frage mich, wann ihre Schichten anfangen!
»Hach«, seufzt die Verkäuferin, als sie den Laden verlässt und neben mir hergeht. Ich folge ihr benommen. »War das eine Schicht! Erst kommt gar keiner und dann plötzlich fünf auf einmal, und es ist nur ein KDB pro Schicht da, weil
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