Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)

Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)

Titel: Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. L. Grey
Vom Netzwerk:
ich kann nicht anders –, aber sie kommt nicht näher.
    Das reicht. Komm. Zurück zum Parkdeck. Die Alte ist verrückt. Geh kein unnötiges Risiko ein.
    Mein Handy piept. Mit einem misstrauischen Seitenblick auf die alte Frau überfliege ich die Nachricht.
    Hiya Rhoda! Hast mich vermisst ich weiß LOL; /BTW kannst dir gern einen Film ansehen wenn du meinst es nützt was (Tipp: es nützt nix) aber vergiss nicht du hast Einkäufezuerledigen Sachenzukaufen Leutezutöten
    Was soll diese Scheiße? Ich trete wieder einen Schritt vor.
    »Werden Sie mich durchlassen? Letzte Chance!«
    Die animalische Grimasse ist aus ihrem Gesicht verschwunden. Sie schielt auf das Telefon und nickt. »Natürlich. Gehen Sie hinein, meine Liebe. Viel Spaß mit dem Film.«
    Ich halte den Atem an, gehe an ihr vorbei und steige über das rote Seil.
    Nein! Geh zurück!
    »Was Sie dort finden, wird Ihnen nicht gefallen«, orakelt die Frau hinter mir, ihre Stimme so flach und tot wie ihre Augen.
    »Als ob das was Neues ist.« Ich spucke die Worte förmlich aus.
    Wenn du das tust, wirst du auf dich allein gestellt sein.
    »Gut.«
    Ich gehe auf die schwarzen Türen zu, und ohne zurückzuschauen betrete ich einen abgedunkelten Korridor, von dem mehrere Doppeltüren abgehen.
    Ich warte darauf, dass die Stimme in meinem Kopf protestiert.
    Sie tut es nicht. Sie ist verschwunden.
    Ich weiß nicht, ob ich erleichtert oder enttäuscht sein soll.
    Ich gehe den Korridor entlang und probiere jede der Türen. Überall hängen wieder diese bizarren Filmplakate. Ich komme an einer übergeschnappt grinsenden Sandra Bullock in Schmalz vorbei, einem blasierten Morgan Freeman in Schwarzer Alibipräsident und einem kreidebleichen Robert Pattinson in Borderline-Stalker, aber die Türen scheinen alle verschlossen zu sein. Dahinter kann ich andeutungsweise Musik und typische Filmgeräusche hören: hier einen Schrei, dort eine Explosion, hinter einer dritten Tür blechernes Gelächter vom Band. Bleibt nur noch die eine am Ende des Korridors. Meine letzte Chance. Ich drücke dagegen und sie gibt nach.
    Gott sei Dank.
    Eine Woge übermütiger altmodischer Trickfilmmusik schlägt mir entgegen und es dauert ein paar Sekunden, bis sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben. Ich befinde mich in einem kleinen, intimen Kinosaal. Die schattigen Umrisse mehrerer Sitzreihen kann ich erkennen, viel mehr aber nicht. Ich orientiere mich, so gut es geht, am Licht der Leinwand und schleiche den Gang an der Wand entlang nach unten, wobei ich einen Blick in jede leere Stuhlreihe werfe. Nirgends eine Spur des Dreadlock-Typen und vor allem auch nirgends das beruhigende grüne Leuchten eines Notausgangsschilds. Vor der Leinwand breitet sich auf einer mehrere Meter breiten Fläche Teppichboden aus, aber es gibt keine Seitentüren und auch keinen Mittelgang. Mist. Die Stimme hatte recht.
    Ich erreiche die erste Reihe. Wo kann Dreadlocks hingegangen sein? Versteckt er sich auf dem Boden? Ich knie mich hin und spähe unter die Sitze. In der Dunkelheit kann ich nicht viel erkennen, nur die schwarzen Umrisse leerer Popcornschachteln, von Softdrink-Bechern und zerknüllten Taschentüchern, aber ein Mensch ist dort definitiv nicht.
    »Hallo?«, rufe ich über den Lärm der Filmmusik.
    Nichts.
    »Hallo! Ist hier jemand?«
    Ich bin allein.
    Egal. Ich lasse mich in einen Sitz in der ersten Reihe fallen und blicke auf die Leinwand.
    Der Film kommt mir bekannt vor. Ein Rehkitz hüpft ins Bild und tollt zusammen mit einem Kaninchen durch das Herbstlaub. Bambi. Ich erinnere mich, wie ich ihn früher mit Dad zusammen angesehen habe, und jäh überfällt mich ein so heftiges Heimweh, dass ich laut keuche. Meine Brust zuckt, meine Augen füllen sich mit Tränen. Wenn ich jetzt durchdrehe, weiß ich nicht, ob ich mich wieder in den Griff bekomme, also konzentriere ich mich auf die Tiere auf der Leinwand und versuche, mich zusammenzureißen. Ich kann mich nicht erinnern, dass die Figuren so realistisch animiert waren. Dem Kaninchen – Klopfer – fehlt dieses freche Glitzern in den Augen und sein Fell sieht aus, als sei es verfilzt und voller Kletten und Dreck. Und keine der Trickfilmfiguren redet. Sie scheinen überhaupt nicht viel zu tun: Eigentlich suchen sie nur nach Futter und knabbern an einigen Blättern. Es ist sehr entspannend, ihnen dabei zuzusehen. Fast schon tröstend.
    Meine Augenlider werden schwer. Ich weiß, ich sollte mich dagegen wehren. Es wäre dumm, jetzt einzuschlafen; ich wäre

Weitere Kostenlose Bücher