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Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)

Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)

Titel: Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. L. Grey
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Schlachttag ist und das Management nicht erwartet, dass viel los ist. Aber so machen sie es immer: sich zu Gruppen zusammenrotten, und das Management sitzt in seinem Erholungsturm, ohne überhaupt mitzukriegen, was in den Toten Schichten hier los ist.« Die Worte fließen aus ihr heraus wie Wasser aus einer Badewanne, die sich langsam entleert. Nach Stunden der Hyperhöflichkeit ist ihre Erleichterung beinahe greifbar. Das ganze ›Was kann ich für Sie tun?‹ und ›Das Einkaufszentrum ist geöffnet, Sir‹ muss verdammt anstrengend sein.
    »Oh, Entschuldigung, ich bin Colt.« Sie bleibt stehen und dreht sich zu mir herum. Mit einer anmutigen Bewegung streicht sie das pechschwarze Haar über ihren Hals nach hinten. Als ihre Hand zurückkehrt, sind ihre Knöchel blutverschmiert und sie reibt sie gedankenverloren an ihrer Jeans ab.
    Moment mal ... was?
    An ihrem weißen Hals, nur unzureichend vom Haar verborgen, befindet sich eine hässliche Wunde, ein klaffender Schnitt vom Ohr bis zum Kinn. Sie hat versucht, ihn mit Puder zu kaschieren, aber die Wunde ist noch feucht von frischem Blut und der Puder bewirkt nichts weiter, als den Rand des Schnittes mit dunklen Klumpen zu verkleben.
    Mein Gott, ich kann die Augen nicht davon abwenden, doch dann streicht sie wieder ihr Haar über die Wunde und geht weiter. »Ich habe jede Menge Wertmarken für McDarm, wenn es Ihnen nichts ausmacht, dorthin zu gehen«, plappert sie weiter. »Die veranstalten eine Werbekampagne zusammen mit Last Call und sie wollen, dass wir einen ganzen Monat lang dort fressen gehen. Am Ende der zweiten Woche habe ich lieber ganz auf Speisen verzichtet. Aber jetzt ist es okay. Wissen Sie, man kann ein paarmal pro Woche zu McDarm gehen, aber nicht jeden Tag, finden Sie nicht auch?«
    Sie packt meinen Arm und zieht mich aus dem Weg eines herannahenden Mannes – ein Shopper, der aussieht, als sollte er besser im Krankenhaus liegen. Seine Hände und sein Gesicht sind mit eitrigen, zerlumpten Verbänden abgedeckt. »Körperlicher Kontakt mit Mr. Boils ist nicht empfehlenswert, so reich er auch ist. Tomas ist es widerfahren, und er kam auf die Station und kehrte nie mehr zurück.« Ihre Berührung ist eiskalt auf meiner Haut. An ihren Fingern spüre ich die klebrigen Überreste des Blutes von ihrem Hals.
    »Da sind wir.« Auf dem Schild steht McDarm, aber geschrieben ist es mit dem gleichen gelben Schwung wie McDonald’s.
    ›Verstopfen Sie Ihre Innereien mit Mist, damit Sie keinen Hunger bekommen‹, verkündet ein Plakat an der Tür. ›Nur 10,99‹. Der Clown wirkt fett und selbstzufrieden; lethargisch, nicht so bedrohlich wie der übliche Kerl. Der kleine Dieb in der Ecke des Plakats ist abgemagert und trägt Lumpen wie ein Straßenkid und seine übliche Augenmaske. ›Ich habe Hunger, deshalb bin ich kriminell‹, sagt er in einer kleinen Sprechblase. ›Mikroburger, nur 0,99‹. Ein weiteres Schild verspricht: ›Geöffnet 38/8‹.
    Mein Handy piept. Wahrscheinlich ist es Rhoda, und die Erleichterung, die mich bei dem Gedanken durchfährt, überrascht mich. Ich öffne die SMS.
    heimweh dannyboy? endlichkapiert, idiot? dies ist nicht dein zuhause, arschloch, je eher du einsiehst dass du nie mehr nach hause kannst umso eher kannst du siealleumlegen
    Übelkeit. Enttäuschung.
    Mist. Verdammt.
    Wo bin ich hier?
    Dann trifft es mich wie ein Keulenschlag.
    Scheiße.
    Natürlich.
    Ich spiele ein Spiel . Ich bin immer noch im Spiel! Wie in dem Aufzug. Wie in den Korridoren. Ich habe lediglich den nächsten Level erreicht.
    Eine Auswahl missgebildeter Gestalten drängelt sich um den Verkaufstresen. Fehlende Gliedmaßen, künstliche Gliedmaßen; Krätze, Schorf und Skorbut; stechender Atem und bösartiger Körpergeruch; eine mittelalterliche Kollektion mechanischer Bewegungshilfen: archaische Beinschienen, orthopädische Schuhe, Hörgeräte, Schlingen, Krücken, sperrige Rollstühle mit fettleibigen Insassen, Verbände an Armen und Beinen, die im letzten Monat hätten gewechselt werden müssen. Alle schubsen und drängeln ungeduldig, ohne erkennbare Ordnung. Einer oder zwei dieser Typen sehen mich an und lächeln mitleidig. Ich suche Zuflucht in einer freien Ecke neben dem Eingang und bete, dass mich niemand anfasst.
    Colt schaut über ihre Schulter zu mir zurück. »Was möchten Sie?«, ruft sie. Die Menütafel über dem Tresen hat das vertraute Design, aber die Namen sind anders. Big Number Two, Kunstkäseklops, Öl-und-Salz-Stärkesticks.
    Komm schon. Reiß

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