Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)
Galerie vergangener Shopper.«
Was zum Teufel meint er denn damit nun wieder?
Na, was wohl. Shoppen bis zum Umfallen, Rhoda, im wahrsten Sinne des Wortes.
»Machen Sie es sich doch bequem«, lächelt er. »Ich werde Clive helfen, das perfekte Outfit für Sie zu finden!«
»Warten Sie! Ich muss ...«
»Entspannen Sie sich!«, sagt er, und die Art und Weise, wie er es sagt, hat etwas Verzweifeltes an sich. »Bitte!« Er starrt mich ängstlich an, aber er braucht sich keine Sorgen zu machen. Mir tropft der Sabber schon fast aus dem Mund.
Er tänzelt davon, und ich falle über die Sandwiches her. Gierig stopfe ich sie mir in den Mund. Ich gieße mir eine Tasse Kaffee ein und trinke hastig einen Schluck, an dem ich mir prompt die Zunge verbrenne. Noch nie habe ich etwas so Köstliches gegessen und getrunken. Ich mampfe die Häppchen so schnell in mich hinein, dass ich fast daran ersticke.
»Da sind wir!«
Beide Verkäufer stehen vor mir, die Arme mit Kleidungsstücken behängt. »Ich hoffe, Sie halten mich nicht für zu forsch«, trällert der Tuntige, »aber bei Ihrer Färbung dachte ich gleich an Olivgrün. Wie finden Sie es?«
Er hält ein Seidenkleid in die Höhe, das, wie sogar ich zugeben muss, wunderschön ist.
»Möchten Sie es einmal anprobieren?«
»Sicher«, sage ich achselzuckend.
Nein! Nein, willst du nicht! Es ist nicht mal deine Farbe!
Der Einarmige führt mich zu einer Umkleidekabine. Der Tuntige trippelt hinter uns her und reicht mir eine Lederjacke und ein Paar Seidenstrümpfe. Die beiden benehmen sich, als hätten sie es mit der Queen von England zu tun, nicht mit einem heruntergekommen Ex-Junkie, der nach Leiche auf Toast riecht. Aber meinetwegen, lass sie nur machen. Schlimmstenfalls kann ich mir immer noch die Klamotten krallen und abhauen.
Wäre nicht das erste Mal .
In der Kabine bin ich von Spiegeln umgeben, aber aus irgendeinem Grund lassen sie mich größer und weniger mager und hässlich wirken. Zum ersten Mal seit Langem macht es mir nichts aus, mein Spiegelbild zu betrachten. Sogar die Narbe sieht weniger entstellend aus. Ein Trick?
Natürlich! Du wirst nach Strich und Faden verarscht. Die Verkäufer sind angekettet, verdammt! Das stinkt doch zum Himmel.
Mir wird plötzlich bewusst, wie sehr mich die Klamotten anwidern, die ich trage. Schnell reiße ich sie mir vom Leib. Ich halte das olivgrüne Kleid vor meinen nackten Körper. Seit ich sieben oder acht gewesen bin, habe ich kein Kleid mehr getragen, aber es wird allemal besser sein als das feuchte T-Shirt und die Armeehose, die immer noch nach der Scheiße in der Rattenhöhle stinkt.
Ich ziehe mir das Kleid über den Kopf. Es passt perfekt und schmiegt sich an meine nicht existenten Hüften. Der Saum endet gute zwölf Zentimeter über meinem Knie. Ich ziehe die Strümpfe an, bleibe mit den Zehennägeln daran hängen, dann schlüpfe ich in die Lederjacke. Sie fühlt sich unglaublich weich und sanft an, so ganz anders als jedes Leder, das ich bisher in der Hand hatte.
Ich betrachte mein Spiegelbild. Grundgütiger! Eine Fremde glotzt zurück. Ich sehe absolut nicht aus wie ich. Ich sehe aus wie ...
Eine feine Dame? Na klar. He, komm schon, so verblödet bist du noch nicht ...
»Juhu!«, flötet Verkäufer Nummer eins. »Spannen Sie uns nicht auf die Folter!«
Ich ziehe den Vorhang zur Seite und trete aus der Umkleidekabine.
»Hach! Sie sehen wunderschön aus! Einfach umwerfend!« Er klatscht in die Hände. »Patrice! Das musst du dir ansehen!«
Der Einarmige springt aus seinem Versteck hinter der Ladentheke hervor und mustert mich von oben bis unten. Er sieht aus, als wolle er jeden Moment vor Verzückung in Tränen ausbrechen. »Oh! Wie göttlich! «, ruft er. »Diesen Artikel müssen Sie einfach nehmen!«
»Oh ja, Sie müssen!«, nickt der Tuntige. »Unbedingt!«
»Na, klar«, meine ich. »Als ob ich so etwas bezahlen könnte.«
»Bezahlen?« Die beiden sehen sich an, als hätte ich etwas vollkommen Unverständliches gesagt. »Aber Sie sind ein Shopper!«
»Was meinen Sie damit?«
»Sie sind ein Shopper «, wiederholt Nummer eins, als ob es dadurch klarer wird.
»Das haben Sie bereits gesagt ...« Die beiden scannen mich mit diesem besorgten Gesichtsausdruck ab, den man normalerweise für den Umgang mit vorübergehend Geistesverwirrten reserviert.
»Okay«, gebe ich nach. »Was soll’s. Ich nehme den Artikel.«
»Wunderbar!«, ruft Nummer eins, ganz offensichtlich erleichtert.
»Clive!«, mischt sich der
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