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Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)

Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)

Titel: Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. L. Grey
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beinahe verzweifeltem Ton. »Bitte kommen Sie herein, Ma’am.«
    Tu’s nicht, Rhoda. Denk an den Plan.
    Die Schizostimme hat wohl nicht ganz unrecht, aber irgendwo muss ich schließlich anfangen.
    Egal.
    Ich folge ihm in die Boutique. Eine feine Goldkette ist an seinem Fußgelenk befestigt und schlängelt sich bis hinter den Ladentisch aus poliertem Holz am anderen Ende des Raums. Er holt sie diskret ein, während er mich ins Innere des Geschäfts führt.
    Oh-oh. Nicht gut.
    Ich blende die Stimme aus und mustere meine Umgebung. Es ist offensichtlich einer dieser exklusiven Läden, die ausschließlich Designerartikel verkaufen. Es sieht hier aus wie in der Lounge eines Landsitzes. Einige beigefarbene Ledersofas sind locker über den großzügigen Verkaufsraum verteilt und eine Handvoll kopfloser Schaufensterpuppen präsentieren dezent Seidenkleider, maßgeschneiderte Anzüge und die Sorte Klamotten, die man sonst nur an Promis bewundern kann. Es ist genau die Art von hochnäsigem, exklusivem Laden, die ich unter normalen Umständen nicht einmal im Traum betreten würde.
    Aber was ist unter diesen Umständen schon normal, nicht wahr, Rhoda?
    Der Verkäufer klatscht geziert in die Hände. »Patrice! Schnell! Wir haben einen frischen Shopper!«
    Hinter der Ladentheke schnellt ein Typ hoch wie ein Springteufel. »Oh!«, ruft er. »Wie entzückend! Willkommen, Ma’am. Und herzlichen Glückwunsch!« Einer der Arme seines Sakkos ist direkt über dem Ellbogen abgerissen und ein Stumpf mit einem blutgetränkten Verband ragt daraus hervor. Ich stelle fest, dass ich bei diesem Anblick weder Überraschung noch Ekel empfinde. Es ist, als beobachte ich das alles von der Decke aus oder auf einem Monitor.
    »Vielen herzlichen Dank, dass Sie heute bei uns shoppen«, trällert der Verkäufer. »Darf ich Ihnen eine Erfrischung anbieten? Champagner? Einen Espresso?«
    »Äh?«
    Er winkt mich zu einem der Ledersofas. »Bitte nehmen Sie doch Platz!«
    Er nickt seinem Kollegen zu, und der einarmige Verkäufer trippelt hinter dem Tresen hervor und quer durch den Raum zum hinteren Teil des Ladens, der durch einen Vorhang abgetrennt ist. Sein Fußgelenk ist ebenfalls an die Ladentheke gekettet, doch abermals nimmt mein gleichgültiges Hirn es ungerührt zur Kenntnis. Es ist viel bequemer, sich keine Gedanken darüber zu machen.
    Ich lasse mich auf das Sofa sinken. Meine Beinmuskeln seufzen vor Erleichterung.
    Der Verkäufer lächelt mich schmeichlerisch an. »Darf ich Ihnen noch einmal danken, dass Sie bei uns shoppen, Ma’am?«
    Ob er wohl die Frau kennt – (wie war noch ihr Name? Nthombi? Nyameka? Napumla, genau!) –, die es geschafft hat, von hier zu fliehen? Es gibt nur eine Möglichkeit, es herauszufinden.
    »Sagen Sie ... möglicherweise können Sie mir helfen.«
    »Ihnen helfen? Natürlich kann ich Ihnen helfen! Warten Sie einen Moment.«
    Er stöckelt davon und verschwindet im hinteren Bereich des Ladens.
    Was jetzt?
    Was jetzt? WAS JETZT? Abhauen und Dan finden!
    Ich ignoriere die Stimme, lehne mich auf dem Sofa zurück und genieße die Entspannung. Jeder Zentimeter meines Körpers tut weh, und es ist ein unendlich köstliches Gefühl, zur Abwechslung mal bequem zu sitzen. Ich lege meine verdreckten Turnschuhe auf den Couchtisch vor mir. Er ist mit Modezeitschriften übersät, aber die Models auf den Titelseiten sehen alle aus, als stünden sie dem Hungertod nahe. Die meisten von ihnen haben diese kränklich blassen und überakzentuierten Wangenknochen von Menschen im Hungerstreik. Meine Augenlider werden schwer – es könnte so einfach sein: nur die Augen schließen und wegdämmern.
    Dass du es ja nicht wagst!
    Die Stimme hat recht. Ich setze mich gerade hin und strecke die Arme über dem Kopf aus. Dann schaue ich mich genauer im Laden um. Hinter der Kasse hängen mehrere Schwarz-Weiß-Fotos an der Wand, die mir vorher nicht aufgefallen sind. Sie sehen aus wie Autogrammkarten von Prominenten, die manchmal in Restaurants hängen, und einige Gesichter sind mit dicken schwarzen Kreuzen durchgestrichen.
    Der Einarmige kehrt zurück. Er trägt ein Tablett mit einem Kaffeebereiter und – mein Gott! – einem Teller mit etwas, das Lachs-Sandwiches sein könnten, mit abgeschnittenen Krusten.
    »Wie ich sehe, bewundern Sie unsere Galerie«, sagt er. Ich kann meinen Blick nicht von den Häppchen auf dem Tablett abwenden. Mein Magen knurrt wie verrückt.
    »Galerie?«, frage ich.
    Er nickt in Richtung der Fotos. »Unsere wunderschöne

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