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Labyrinth der Spiegel

Labyrinth der Spiegel

Titel: Labyrinth der Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lukianenko Sergej
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sage ich. Aber offenbar sollte es mir heute nicht vergönnt sein, in die Rolle des Fremdenführers zu schlüpfen.
    Ein Regenbogen flammt am Abendhimmel auf, der die Sterne verschattet. Irgendwo klirrt es kristallen. Auf diese Weise wird eine Durchsage angekündigt, die im ganzen Netz zu hören ist. Wenn ich mich nicht irre, hat es so was erst fünf-, sechsmal gegeben.
    Und ich ahne, was jetzt kommt.
    »Taxi!«, schreie ich und reiße die Hand hoch. Gleich darauf hält ein Auto an, ich schiebe den Loser hinein und
drängle mich ihm nach. Hinterm Steuer sitzt eine junge Schwarze mit krausem Haar, die sich lächelnd zu uns umdreht.
    Meinen Revolver habe ich nicht dabei. Deshalb streife ich die Handschuhe über und breche mit einem Fausthieb die Abwehr der Frau. Zum Glück protestiert der Loser nicht.
    »Zum Puff Vergnügungen jeder Art !«, befehle ich. Die Frau gehorcht.
    Das Auto rast los.
    »Bürger Deeptowns!«
    Die Stimme erschallt von überallher. Du entkommst ihr weder in einem Auto noch innerhalb der eigenen vier Wände.
    »Zu Ihnen spricht Jordan Raid, Kommissar vom Sicherheitsdienst der Stadt …«
    Ich kenne Jordan. Er ist ein anständiger Kerl, wenn auch ein Ami. Einer von denen, die sich nicht zu fein sind, Diver zu kontaktieren und bei kleineren Verbrechen ein Auge zuzudrücken – damit das Netz leben kann.
    »Es folgt eine wichtige Mitteilung«, sagt die Schwarze. »Es wird um Ihre Aufmerksamkeit gebeten.«
    Ich bin sowieso Auge und Ohr.
    »Vor etwa einer halben Stunde ist im Labyrinth des Todes ein Verbrechen begangen worden, das die Existenz ganz Deeptowns gefährdet«, verkündet Raid.
    Mamma mia! Was soll das denn? Spinnen die?
    »Zwei Menschen, von denen einer ein Diver ist, haben eine Viruswaffe eingesetzt, die von der Moskauer Konvention verboten worden ist. Es handelt sich dabei um ein
polymorphes Virus, das die Bezeichnung Warlock 9000 trägt und sich uneingeschränkt verbreiten kann …«
    Was soll der Schwachsinn? So ein Virus hätte mir Maniac nie im Leben gegeben!
    »Eine Besonderheit dieses Virus besteht darin, dass es sich vollständig der Kommunikationstechnik bemächtigt. Zu den Leidtragenden gehören bislang der Konzern Al Kabar und das Labyrinth des Todes selbst.«
    Alles klar. Sobald die beiden erbitterten Gegner begriffen hatten, dass ihnen die Beute durch die Lappen gegangen war, haben sie sich zusammengetan. Und jetzt hängen sie mir jeden nur denkbaren Mist an, das Chaos im dreiunddreißigsten Level inbegriffen.
    Scheiße. Ich würde nie beweisen können, dass der Warlock bloß einen Tunnel für uns gebohrt und sich dann still und leise verabschiedet hat, genau wie es sich für ein anständiges und zulässiges Virus gehört. Selbst wenn ich der Polizei den Quellcode des Virus zur Verfügung stellen würde, dürfte mich das kaum entlasten. Nicht wenn das Labyrinth hinter der Sache steckt!
    »Verflucht«, zische ich.
    »Stimmt was nicht?«, fragt der Loser.
    »Das ist noch milde ausgedrückt.«
    Ich lange über die Schulter der Schwarzen zum Armaturenbrett, nehme mir das Handy und gebe Guillermos Nummer ein.
    »Hier sehen Sie die Avatare, in denen die Verdächtigen im Labyrinth agiert haben«, fährt Jordan fort. »Wir fordern die betreffenden Personen auf, sich freiwillig zur Zentrale des Sicherheitsdienstes in Deeptown zu begeben.
Alle, die diese beiden Männer kennen, bitten wir, sich mit uns in Verbindung zu setzen.«
    Am Himmel lodern unsere Porträts auf. Anschließend werden der Loser und ich in voller Größe und in Bewegung gezeigt.
    Das ist recht beeindruckend, vor allem als ich Dick mit der Peitsche köpfe.
    »Diese Schweine!«, knurre ich und reiße mich vom Fenster los.
    Nach zehn Sekunden kriege ich eine Verbindung.
    »Hello!«
    »Hallo, Willy«, begrüße ich ihn. »Wie soll ich das verstehen?«
    Es folgt eine Pause. »Revolvermann? Wo sind Sie?«
    »Im Taxi.«
    Damit gehe ich kein Risiko ein, denn das durch den Fausthieb ausgeknockte Transportprogramm kann seinen Standort nicht preisgeben.
    »Hier liegt ein Missverständnis vor«, versichert Guillermo rasch. »Kommen Sie einfach vorbei, dann klären wir das.«
    »Ziehen Sie zuerst die Anklage zurück.«
    »Revolvermann«, setzt Willy mit einem Seufzer an. »Das liegt nicht in meiner … äh … Macht.«
    »Das ist höchst bedauerlich. Ich werde mich noch einmal mit Ihnen in Verbindung setzen«, verspreche ich und beende das Gespräch.
    Als wir das Bordell erreichen, sehe ich mich einem neuen Problem gegenüber.

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