Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Labyrinth der Spiegel

Labyrinth der Spiegel

Titel: Labyrinth der Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lukianenko Sergej
Vom Netzwerk:
Was soll mit dem Taxi passieren? Das Programm vollständig zu zerstören ist nicht so
einfach. Aber wenn ich den Wagen weiterfahren lasse, wird Deep-Explorer früher oder später Kontakt zu ihm aufnehmen und die Route feststellen.
    Da muss ich wohl den Deep-Explorer selbst um Hilfe bemühen …
    Ich hole das Döschen mit der smaragdgrünen Wanze und die Brille aus der Tasche. »Steig aus, Loser«, verlange ich.
    Ich folge ihm, schmeiße das blöde Insekt ins Auto und schlage die Tür zu. Das Ergebnis lässt nicht lange auf sich warten.
    Der Deep-Explorer kümmert sich nicht sonderlich um den Schutz seiner Wagen, sondern nimmt lieber Gemeinheiten wie meine unbezahlte und unregistrierte Fahrt in Kauf. Trotzdem scheitert mein Versuch, auf den Server zuzugreifen. Mit derart primitiven Programmen wie der Wanze lässt sich der Deep-Explorer dann doch nicht überlisten.
    Er reagiert, indem er das Taxi einfach in Luft auflöst, also schlicht und ergreifend den Verbindungskanal kappt, sobald irgendein Ungeziefer versucht, sich auf dem Computer einzunisten.
    »Gehen wir«, fordere ich den Loser auf und packe ihn am Arm. Bleibt nur zu hoffen, dass wir im Foyer nicht erwartet werden.
    Aber wir haben Glück: Hier ist niemand. Nicht einmal die Security-Typen.
    »Das ist ein Puff«, teile ich dem Loser vorsichtshalber mit. »Wenn du willst, kannst du die Alben durchblättern.«

    Er schüttelt den Kopf.
    »Warum wundert mich das jetzt nicht weiter?«, murmle ich. »Gehen wir!«
    Wir rennen beinah durch den Gang. Ich rechne damit, dass die Frauen wieder zu den Türen herausspähen, aber ringsum herrscht absolute Stille. Hier ist überhaupt niemand! Als wäre das Bordell ausgestorben.
    Als ich die Tür zu Vikas Zimmer aufstoße, bin ich mir fast sicher, dass auch sie nicht da ist. Der Loser bleibt hinter mir.
    »Dann darf man dir wohl gratulieren, Leonid?«, zischt Vika mit eisiger Stimme.
    In der Berghütte blitzt und strahlt es, als hätte es hier nie ein Erdbeben gegeben. Ich weiß nicht, wie es anderen geht, aber ich ziehe derartige Putzaktionen nur durch, wenn ich total aufgewühlt bin. Auf dem Tisch steht ein kleines Tonbandgerät. Vika hat sich umgezogen, sie trägt jetzt graue Jeans und ein Sweatshirt in der gleichen Farbe.
    Abgesehen davon lässt ihr Ton darauf schließen, dass sie eine Erklärung erwartet.
    »Du hast gehört, was der Kommissar gesagt hat?«
    »Wer hätte das nicht?« Vika steht auf, und ich weiche sofort zurück. Einer wütenden Frau sollte ein Mann besser nicht in die Quere kommen. »Du hast deinen Freund also … gerettet. Hat er dich gerettet, mein Junge?«
    Der Loser zuckt die Achseln, lächelt, und Vika kommt leicht aus dem Konzept.
    »Wie heißt du?«
    »Loser.«

    »Verstehe. Dann pass auf, mein Freund, fordere dein Schicksal nicht heraus, sondern stell dich ans Fenster und rühr dich nicht vom Fleck!«
    Der Loser tut, was sie verlangt, und Vika geht auf mich zu. Sie ist in den falschen Avatar geschlüpft: Das hier ist nicht Vika – das ist Madame!
    »Du hast ihn also gerettet, ja? Und? Bist du jetzt mit Al Kabar und dem Labyrinth quitt?«
    »Vika, die lügen!«, versichere ich. »Der Warlock 9000, das ist ein lokales Virus, das allen Anforderungen der Konvention entspricht!«
    »Und das mit dem Diver – ist das auch eine Lüge?«, schreit Vika. Da wird mir klar, weshalb sie auf hundertachtzig ist. »Na? War das eine Lüge? Denn irgendjemand lügt hier, entweder die eine Seite … oder die andere!«
    Meine Erfahrungen in puncto eingefangener Ohrfeigen sind ziemlich begrenzt. Ich stehe wie zur Salzsäule erstarrt da und halte mir die brennende Wange. Der Loser sieht brav aus dem Fenster – aber den Schlag wird er ja wohl gehört haben!
    »Bist du ein Diver?« Vika kocht immer noch vor Wut. »Ja? Und ich verdammte Idiotin habe dir auch noch Hilfe angeboten! Hättest du mir das nicht sagen können, dass du ein Diver bist?«
    »Nein«, hauche ich.
    »Warum nicht? Traust du mir nicht?«
    Nichts wird mich je dazu bringen zu glauben, Gott habe die Frau aus Adams Rippe geschaffen. Nein, er hat sie aus Lehm geschaffen, genau wie den Mann. Nur aus völlig anderem Lehm.

    Dazu sind die Gründe, die uns ausrasten lassen, einfach zu verschieden.
    »Ich habe Angst gehabt, dich zu verlieren.«
    »Das ist doch …«, setzt Vika an, verstummt dann aber.
    »Man kann einen Menschen nicht lieben, der die Tiefe ohne jede Illusion betrachtet. Ich weiß das, Vika, ich habe das schon zu oft erlebt. Es geht immer

Weitere Kostenlose Bücher