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Labyrinth der Spiegel

Labyrinth der Spiegel

Titel: Labyrinth der Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lukianenko Sergej
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Brücke zu überqueren, eine Übung, bei der es weniger auf deine Schießkünste als vielmehr auf einen guten Gleichgewichtssinn und Nerven wie Drahtseile ankommt. Zum Glück habe ich auf der Haarbrücke in Al Kabar bereits Erfahrungen gesammelt.
    Kaum springe ich vom letzten Balken, gibt es eine gewaltige Explosion vor mir, während hinter mir auf der Brücke ein Feuerwirbel hochschießt; die Druckwelle schleudert mich gegen eine Betonbrüstung am Abhang.
    Alex steht auf der anderen Seite der Schlucht, am Anfang der Etappe. Mit dem Fernglas, das ich in einem Geheimversteck im zwanzigsten Level gefunden habe, erkenne ich ihn in allen Einzelheiten. Er verfügt nur über einen Karabiner, einen Granatwerfer und ein paar MedKits, also nur über ein Minimum an Ausrüstung.
    »Revolvermann!«, schreit er und fuchtelt mit dem Arm.
    Trotz geladener Waffen schießt er nicht. Genau wie ich.

    »Ich mach dich kalt, Mann!«, brüllt er. »Hörst du? Du bist schon so gut wie tot!«
    Wir sind im ersten Level aneinandergeraten – und jetzt hat er es fast geschafft, mich einzuholen?! Ob er auch ein Diver ist? Ob auch er dem Orden der Allmächtigkeit nachjagt? Meine Nerven lassen mich im Stich und ich tauche aus der Tiefe auf, nehme Alex ins Visier und feuere drei Raketen auf ihn ab.
    Er schafft es, sich wegzuducken, so dass die Raketen hinter ihm explodieren und irgendeinen armen Kerl zerfetzen, der gerade in die Etappe kommt. Alex hat jedoch auch etwas abgekriegt, er hockt da, schüttelt den Kopf und versucht, sich zu erheben. Ich richte den Granatwerfer auf ihn, lasse die Waffe dann aber sinken.
    Meine Wut hat sich verflüchtigt.
    »Gib auf, Lamer!«, rufe ich, schiebe den Granatwerfer über die Schulter und verlasse das Level. Falls er kein Diver ist, wird ihn die Brücke eine Menge Zeit kosten.
    Im einunddreißigsten Level umzingeln mich ungefähr zweihundert Monster, angefangen von blöden und schwachen Mutanten über fliegende und springende bis hin zu sich durch Erde und Asphalt grabenden Teufeln.
    Geschlagene sieben Minuten stehe ich am Beginn der Etappe und ballere aus der Eingangshalle eines Wolkenkratzers heraus auf die begeistert heranströmenden Monster. Irgendwann gehen mir die Munition für die Winchester und den Karabiner und auch die Granaten aus. Ich werfe die abgefeuerten Waffen weg. Zweimal werde ich verwundet, wofür ich ein paar MedKits opfern muss.

    Schließlich birst das Glas der Eingangshalle, und eine halbtransparente Visage taucht in ihm auf. Nach wie vor stürzen Monster herbei.
    Ich nehme die Plasma Gun von der Schulter und er-öffne das Feuer. Da ich mir die wirksamste meiner Waffen bis jetzt aufgehoben habe, brauche ich mir um die Energiezellen keine Gedanken zu machen.
    Das Level geht in Flammen auf.
    Wie blaue Peitschen knallen die Schüsse über die Hochhäuser, Monster und anderen Spieler. Ich fackel einen ganzen Block ab.
    Damit sind die Monster erledigt.
    Ich stapfe durch die Ruinen.
    Es folgen noch ein paar Angriffe, aber schon weniger massiv.
    Am Ende des Levels stehe ich quasi mit leeren Händen da. Es ist wirklich eine miese Etappe. Natürlich können die Monster den Menschen intellektuell nicht das Wasser reichen, egal, wie sehr sich die Entwickler ins Zeug legen. Aber sie machen dir mit ihrer schieren Masse zu schaffen.
    Im zweiunddreißigsten Level werde ich unverzüglich umgebracht: Gleich am Eingang feuert ein Typ eine Salve aus einer Winchester auf mich ab. Da ich, wie gesagt, keine Munition mehr habe, stürme ich auf meinen Feind zu, um ihm mit dem Schlagring eins überzuziehen, doch drei weitere Kugeln geben mir den Rest.
    Also nehme ich einen zweiten Anlauf für das Level. Ohne kugelsichere Weste und nur mit einer Pistole, genau wie die Regeln es vorschreiben.

    Ich schäume vor Wut, schieße wild auf den Dreckskerl, der die Winchester in seinen Händen hält, und sprinte im Zickzack auf ihn zu. Er lässt die Waffe tatsächlich fallen und kippt nach hinten. Während ich seinen Kopf auf den Asphalt hämmere, senke ich mit jedem Schlag seine Lebenskraft um ein Prozent. Er wehrt sich nicht mal mehr, sondern brummt nur euphorisch: »Ich habe den Revolvermann getötet! Ich habe den Revolvermann getötet!«
    Ich nehme ihm sämtliche Waffen ab – leider sind es nicht sehr viele –, überlasse den halbtoten Idioten den Monstern zum Fraß und mache mich davon.
    Zum Glück ist dieses Level eine Geschäftsstraße und deshalb relativ leicht. Eine Verschnaufpause für alle, die das

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