Labyrinth der Spiegel
großen Saal.
Der, ein dreizehnseitiges Prisma, ist natürlich ebenfalls verspiegelt.
An jeder Wand steht ein Computer und verheißt den Ausgang.
Weiter oben liegen Balkone, auf denen paarweise Monster lauern. Solche wie die habe ich bisher noch nie gesehen. Riesige Froschaugen, lange Arme, ein schuppiger Körper. Der Rest ist wie bei einem Menschen. Und sie tragen alle Gewehre.
»Zurück!«, schreie ich. Der Loser zuckt zusammen und springt zurück, in den Spiegelgang hinein. Doch da ballern die Monster schon los.
Die Kugeln durchlöchern den Spiegelboden, scharfe Nadeln bohren sich mir in den Körper. Ich feuere wahllos
auf einen der Balkone, obwohl ich genau weiß, dass nur einer von ihnen echt ist, dass alle anderen lediglich Spiegelbilder sind.
Ein Feuersturm tobt, der Spiegelsaal füllt sich mit Rauch.
Schüsse krachen. Mein rechter Arm wird verletzt, ich zittere vor Schmerz und wechsle den schweren Granatwerfer auf die linke Schulter. Ich habe nicht mal die Zeit, den virtuellen Raum zu verlassen.
In dem Moment stürmt der Loser wieder zu mir.
Seite an Seite feuern wir auf diese verfluchten Spiegel, die mit spöttischem Klirren bersten. Ich werde noch einmal verwundet und schreie, schieße aber weiter.
Nachdem auch die letzte Granate nicht die echten Monster erwischt hat, schleuder ich den Granatwerfer zu einem der drei noch intakten Balkone hinauf – und treffe auf Glas! Daraufhin lege ich die Plasma Gun an und entscheide mich zwischen den beiden letzten Balkonen.
Daneben.
Die blaue Feuerpeitsche knallt über den Spiegel, der sich daraufhin trübt.
Damit ist die Energiezelle leer.
Eines der Monster ist tot, entweder von einer Kugel getroffen oder von Spiegelsplittern aufgeschlitzt. Aber das zweite schießt weiter, hat sein Gewehr auf mich gerichtet und zieht den Abzug.
Der Loser wirft sich vor mich.
Er kriegt die ganze Salve ab und sackt zu Boden. Das Monster lädt fix nach – während ich wie versteinert dastehe und nicht begreifen kann, was geschehen ist.
Abgesehen davon könnte ich auch gar nicht mehr reagieren, denn meine ganze Munition ist verpulvert.
Da schlägt mit ohrenbetäubendem Knall ein Schuss direkt über der Schulter des Monsters ein. Eine Feuerkugel lodert auf und verbrennt das Untier völlig. Wild um sich peitschend sucht sich die Kugel weitere Ziele.
Eine BFG9000.
Eine Waffe, die ich mir bei meiner hastigen Tour durch die Levels nicht habe besorgen können.
Ohne mich um den Schützen zu kümmern, beuge ich mich über den Loser.
Sein Gesicht ist eine blutige Masse, die Brust ist von Kugeln zerfetzt, aber noch lebt er, noch bleiben ihm jene fünf Sekunden, die das Spiel ihm zum Abschied schenkt.
»Ein Spiegelbild …«, flüstert er.
Ich wische ihm mit der Hand das Blut aus dem Gesicht und stehe auf.
Hinter mir steht ein rotblonder Mann in voller Rüstung und mit Waffen behangen wie ein Weihnachtsbaum mit Spielzeug. Sein Gesicht ist ruhig und ausdruckslos, der Atemfilter baumelt unter seinem Kinn.
»Es ist nicht so leicht, die Leibgarde des Prinzen der Außerirdischen zu töten«, sagt er. Eine leise Stimme, aus der dennoch überbrodelnde Gefühle herauszuhören sind.
»Du bist ein Diver«, flüstere ich.
»Genau wie du.«
Wie ein Mensch sieht jener Riese in Rüstung, der uns verfolgt hat, nicht gerade aus.
»Anatole?«
Er nickt, und da erinnere ich mich an den Diverkodex. »Leonid«, stelle ich mich vor.
Der Diver des Labyrinths nickt noch einmal und schultert die gigantische BFG9000 wieder. Wahrscheinlich haben wir uns schon mal bei irgendeiner Versammlung getroffen. Nur hat er da in einem anderen Körper gesteckt, genau wie ich. Anatole tritt an den Loser heran und betrachtet sein Gesicht. »Wie immer«, sagt er.
Er gibt ihm einen leichten Fußtritt, als wolle er sich überzeugen, dass der Loser wirklich tot ist.
Woraufhin ich ihm eins in die Fresse haue. Mit einer solchen Wucht, dass Anatole gegen die Mauer knallt.
1000
Es trennt uns Dick, der zweite Diver des Labyrinths, der, den der Loser als guten Menschen bezeichnet hat.
Allerdings erst, nachdem wir uns schon fünf Minuten geprügelt haben. Dabei wollen wir uns gar nicht erledigen, sondern bloß unsere Wut und unsern Hass abbauen. Dick schiebt den Lauf seiner BFG9000 durch unsere verknäuelten Körper und sagt leise: »Noch drei Schläge, und ich schieße!«
Anatole linst zu ihm hinüber, holt aus und verpasst mir einen letzten Schwinger unter die Rippen. Ich ringe nach Luft und trete ihm in
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