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Labyrinth der Spiegel

Labyrinth der Spiegel

Titel: Labyrinth der Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lukianenko Sergej
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Millionär ist, der für Al Kabar mit Erdöl, Weltraumsatelliten und verrotzten Nasen Geld scheffelt, halten mag, dumm ist er nicht.
    »Nicht nur wir arbeiten an alternativen Kommunikationsformen mit dem Rechner«, gesteht Urmann. »Die Tastatur, die Maus, der VR-Helm und der Sensoranzug – all das sind doch Relikte aus der prävirtuellen Zeit. Was jetzt kommt, ist die direkte Anbindung an die Hör- und Sehnerven.« Er fährt sich mit dem Finger über die Schläfe, vielleicht weil er Zweifel an seinem gesunden Menschenverstand bekunden will, vielleicht aber auch um eine Schnittstelle anzudeuten, die direkt hinterm Ohr liegt. »Dafür muss jedoch die Mentalität der Gesellschaft einem intensiven Formungsprozess unterzogen werden. Einen Schädelknochen aufzubohren und einen Mikrochip ins Hirn zu implantieren ist nun einmal wesentlich einfacher, als die Vorstellungen der Menschen zu modifizieren. Denn sollten wir tatsächlich auf den Mikrochip verzichten können … sollten wir einfach so in den virtuellen Raum gelangen können … würde das die Welt revolutionieren.«
    »Ist Ihnen denn so daran gelegen, die Welt zu revolutionieren?«

    »Wenn die Welt sich tatsächlich grundlegend verändert«, erwidert Friedrich sehr ernst, »dann, mein lieber Freund, gilt es, an der Spitze dieser Entwicklung zu stehen.«
    Ich schweige. Was soll ich darauf schon sagen? Würde ich ohne PC in die Tiefe gehen wollen? Ohne Vika an meiner Seite? Ohne Angst vor einer Viruswaffe? Ohne mich mit der Telefonverbindung herumzuschlagen und ewig einem schnelleren Modem nachzujagen?
    Blöde Frage! Klar würde ich das wollen. Nur glaube ich nicht an solchen Quatsch.
    Auch wenn ich es verdammt gern würde.
    »Soweit wir wissen, haben die Diver, die für das Labyrinth arbeiten, versucht, den Loser aus der Tiefe zu holen«, lässt Urmann beiläufig fallen.
    Ich nicke. Ihr Spitzelsystem leistet wirklich gute Arbeit. Was ein paar Dollar doch bewirken, wenn sie zur richtigen Zeit in der richtigen Menge eingesetzt werden.
    »Außerdem noch jemand, der sich Revolvermann nennt«, ergänzt Urmann. »Vermutlich ebenfalls ein Diver, oder?«
    »Ja. Das war ich.«
    »In dem Fall bin ich auf die Erklärungen gespannt, die Sie mir versprochen haben.«
    Wahrscheinlich wäre es am besten, jetzt Tiefe, Tiefe … zu murmeln und zu verduften. Aber nachdem Urmann mir gegenüber so offen gewesen ist, geht das nicht mehr. Du zerstörst nämlich wirklich leichter ein Bauwerk – als die Regeln des täglichen Lebens.
    »Kurz nachdem ich zum ersten Mal bei Ihnen gewesen war, hat man mich gezwungen, jemanden zu treffen …«

    Urmann zieht beide Brauen hoch.
    »Ja, gezwungen . Man hat mich zu einem Mann geschleppt, dessen Namen ich nicht kenne. Er hat mir vorgeschlagen, mich um diese Sache im Labyrinth zu kümmern. Details hat er mir nicht genannt. Erst später habe ich begriffen, dass damit die Loser-Sache gemeint war.«
    »Wir nennen ihn den Schwimmer«, wirft Urmann ein. »In Analogie zu Herren wie Ihnen, den Divern.«
    »Im Prinzip ist das schon die ganze Geschichte«, sage ich. Ich mag es nicht, wenn man mich unterbricht.
    »Wurde Ihnen eine Belohnung versprochen?«
    »Ja.«
    »Eine große?«
    »Eine sehr große.« Ich kann mich nicht beherrschen und füge hinzu: »Ich fürchte, eine größere können auch Sie mir nicht anbieten.«
    Da unser Gespräch damit eine geschäftliche Wendung genommen hat, setzt Urmann eine ausgesprochen ernste Miene auf. Da wir jedoch noch nicht konkret werden, besteht für ihn keine Notwendigkeit, jenen Mister X zu übertrumpfen.
    »Wie ist dieser Mann auf Sie gekommen? Und warum ausgerechnet auf Sie?«
    »Er hat unter uns Divern Jagd gemacht. Und ich … bin ihm ins Netz gegangen.«
    »Haben Sie eine Vermutung, um wen es sich bei diesem Mann handeln könnte?«
    »Nicht die geringste«, antworte ich ehrlich – doch anscheinend nicht ehrlich genug, denn Urmann mustert
mich schweigend. Vielleicht werden meine Worte ja von einem Lügendetektor überprüft, und jemand teilt Urmann die Ergebnisse mit.
    »Ein Detail noch. Er hat von meinem Besuch bei Ihnen gewusst. Und er war bestens über unser Gespräch informiert. Ebenso darüber, dass auch Sie mir irgendwann diese Arbeit anbieten würden.«
    Urmann steckt auch diesen Schlag weg. Es dürfte kaum der erste in seinem Leben sein. Trotzdem zuckt unter der Maske der Unerschütterlichkeit erneut sein Lid. Es hört eben niemand gern, dass es in seinem Umfeld einen Spion gibt.
    »Ich danke

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