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Labyrinth der Spiegel

Labyrinth der Spiegel

Titel: Labyrinth der Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lukianenko Sergej
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Ihnen, Diver.«
    Ich lächle arrogant. Doch nicht dafür! Von mir aus sollen diese beiden Spinnen ihre Kräfte jetzt ruhig aneinander messen.
    »Können Sie mir noch etwas über den Schwimmer sagen?«, kommt Urmann noch einmal auf das Thema zurück.
    »Nicht viel. Er ist ein Mann wie jeder andere auch. Manchmal hat man den Eindruck, er leide unter einer Deep-Psychiose, denn er nimmt alles, was um ihn herum geschieht, sehr ernst. Dann aber wieder verhält er sich völlig normal.«
    Urmann nickt. Vermutlich haben sie es geschafft, sich in die Rechner des Labyrinths einzuklinken, so dass sie alles verfolgen können, was dort passiert. Das bringt mich zu einer Frage: »Haben Sie eigentlich versucht, das Signal von dem Los… Schwimmer zu verfolgen?«
    »Er sendet keine Signale.«

    Entweder leidet Urmann unter krankhafter Offenheit oder es liegt in seinem Interesse, mich endgültig auf seine Seite zu ziehen.
    »Die Server des Labyrinths empfangen keine Daten vom Schwimmer noch senden sie welche an ihn. Er … er läuft völlig selbstständig im Level herum.«
    Soll das heißen, er ist tatsächlich ohne Modem in den virtuellen Raum eingedrungen?
    »Die Administration vom Labyrinth versucht bislang noch, seinen Verbindungskanal zu eruieren«, setzt mich Urmann in Kenntnis. »Unseren Experten zufolge dürften sie jedoch in fünf, maximal in acht Stunden zu den gleichen Schlussfolgerungen gelangen wie wir. Und dann bricht Panik aus.«
    Das glaube ich gern. Man wird das Level isolieren, womöglich sogar das gesamte Labyrinth evakuieren. In aller Eile werden direkte Zugänge zum dreiunddreißigsten Level gelegt werden; dass es sie bisher nicht gibt, heißt ja nicht, dass man sie nicht schaffen kann. Sämtliche Monster werden abgeschaltet, alle Gebäude werden renoviert, damit der Loser nicht zufällig von herabfallenden Ziegeln erschlagen wird. Eine ganze Horde von Psychologen, Hackern, Beamten, dazu Anatole und Dick werden in das leergefegte Level einfallen. Sie werden den Loser in Watte packen, ihn auf ihren Armen zum Ausgang tragen …
    Ich darf wohl getrost davon ausgehen, dass meine Dienste da nicht vonnöten sein werden.
    »Sind Sie bereit, mit uns zusammenzuarbeiten?«
    Ich blicke Urmann an. Offenbar meint er das ernst.

    »Ich arbeite bereits für den Mann, dessen Namen ich nicht kenne.«
    »Vielleicht hat er Ihnen ja einiges versprochen, dieser geheimnisvolle Mister X. Aber hat er Ihnen bisher irgendwie geholfen?«
    Ich schüttle den Kopf.
    »Wenn Sie tatsächlich der Revolvermann sind, dann konnten Sie sich bereits davon überzeugen, dass man mit den üblichen Methoden beim Schwimmer nichts erreicht. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern. Noch ein paar Versuche, dann wird das Labyrinth isoliert, dann werden sich die Besitzer … dieser Attraktion mit dem Problem beschäftigen.«
    Das Wort »Attraktion« hat er förmlich ausgespien.
    »Wer auch immer Sie angeheuert hat, war mit Sicherheit nicht an Ihren Talenten als Diver interessiert.«
    »Nicht?«
    Jetzt bringt er mich aus dem Konzept.
    »Nein, denn in dem Fall wäre es entschieden einfacher gewesen, die Diver des Labyrinths abzuwerben. Oder eine ganze Gruppe von Divern anzuheuern. Gut, es mag ziemlich schwierig sein, die Originalnamen von Divern herauszufinden, doch sie zu treffen und ihnen Arbeit anzubieten  – das ist problemlos möglich. Schließlich leben Diver nun einmal davon. Nein, Ihre Fähigkeit, die virtuelle Welt selbstständig zu verlassen, dürfte Ihren mysteriösen Auftraggeber nicht interessieren. Es muss etwas anderes sein.«
    Ich würde ja glatt vor Stolz platzen – wenn nicht meine Alarmglocken in voller Lautstärke losschrillen würden!

    »Und ich glaube«, bemerkt Urmann nachdenklich, »dass er Recht hat. Der Schwimmer ist eine Arbeit für Sie. Die wichtigste Arbeit Ihres Lebens. Und ich kann Ihnen helfen, Sie zu bewältigen.«
    Aber kann er mir auch den Orden der Allmächtigkeit anbieten? Den gibt es schließlich nicht im freien Handel! Andererseits geht es hier um einiges, entsprechend hoch könnte meine Belohnung ausfallen.
    Und wozu bräuchte ich diesen Orden, wenn ich bis ans Ende meiner Tage darauf verzichten könnte, im virtuellen Raum krumme Dinger zu drehen?
    »Haben Sie einen Vertrag mit diesem Mister X unterschrieben?« , will Urmann wissen.
    »Nein.«
    »Worüber machen Sie sich dann Gedanken?«
    Ich hülle mich in Schweigen. Ich weiß nicht, warum ich diese Abmachung des Mannes Ohne Gesicht nicht einfach

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