Lachen mit Tränen in den Augen (German Edition)
verschwand.
Mit den Spielzeugtüten kämpfte Tim sich durch das dichte Gedränge zwischen den Verkaufsständen. An einem Tisch mit einem Haufen Melonen blieb er stehen.
Auf der bunten Wachstischdecke hatte sich ein Baby in Windeln und Shirt zusammengerollt und schlief tief und fest. Schreckliche Erinnerungen an das Erdbeben in Haiti kamen in ihm hoch, Bilder von toten Kindern zwischen zertrümmertem Beton und verbogenem Stahl. Sein Job als Arzt bei Médecins Sans Frontières war aufregend und riskant und wurde in lebensgefährlichen Situationen von starken Adrenalin-Kicks begleitet. Aber das war nie das Wichigste für ihn gewesen. Er wollte den Menschen helfen, er wollte die Not lindern und Familien nach der Katastrophe wieder zusammenführen. Verrückt, oder? Denn genau daran war seine eigene Familie zerbrochen.
Er ging weiter, blieb aber immer wieder stehen und drehte sich nach ihr um. Wo war sie? Ah! Da drüben, bei den Fruits de mer. Er wartete ab, aber sie sah nicht zu ihm herüber.
Tja, dann eben nicht. Tim wandte sich ab und schlenderte weiter.
Ob man hier irgendwo ein kühles Bier kaufen konnte?
Die Fische zappelten noch, so frisch war der Fang. Die Farben waren so üppig wie auf dem Blumenmarkt: Zwischen den silbrigen Schuppen schimmerten die Flossen in Orange, Rot und Violett. Der große Moon Fish mit den korallenroten Flossen, die wie Flügel abgespreitzt waren, beeindruckte Shainee. Daneben lagen Fische auf Eis, die in allen Farben schillerten: Türkis, Grün, Gelb, Orange und Rot. Ein paar Schritte weiter gab es Sushi Tahiti Style. Das musste sie natürlich probieren. Während sie darauf wartete, dass ihr ein Plastikschälchen mit mariniertem rohem Fisch über den Tisch gereicht wurde, schaute sie hinüber zu Tim, der mit seinem Outback-Safari-Outfit und seinem Stetson von weitem auszumachen war. Aber er sah sie nicht.
Sie horchte in sich hinein: War sie enttäuscht? Ja, ein bisschen schon.
Zart und aromatisch zerging der marinierte Thunfisch auf ihrer Zunge, und sie bestellte gleich noch eine Portion.
Mit allen Sinnen genießen: Wieso stand das eigentlich nicht auf ihrer Wunschliste? Egal, das konnte sie ja noch nachtragen.
Klick! Das Foto erschien auf dem kleinen Bildschirm. Der Marché, die Menschen, die Farben und Düfte, die heitere Stimmung – das alles war eingefangen. Eine schöne Erinnerung.
Tim suchte sie in der Menge. Da war sie. Er zoomte sie heran. Sie lächelte, wie schön! Sein Herz klopfte, als er auf den Auslöser drückte.
Klick! In diesem Augenblick schaute sie zu ihm herüber. Und ihm stockte der Atem. Sie hatte gesehen, dass er sie fotografiert hatte.
Shainee ging zu ihm hinüber. »Hallo, Fremder.«
»Hallo.« Tim grinste unverfroren und schob sein BlackBerry in die Hemdtasche. »Jetzt haben Sie mich erwischt. Aber Ihr Fünf-Megapixel-Lächeln war einfach unwiderstehlich.«
Sie konnte nicht anders, sie musste lachen. »Ich nehme das als Kompliment.«
»So war’s gemeint.«
Es war schön, gemeinsam mit ihm zu lachen. Er hatte eine herzliche und spontane Art, die sie anrührte und die ihr gut tat. Sie mochte ihn. Sogar sehr.
»Ich hab keine Lust, heute Abend allein im Restaurant unseres Hotels zu hocken, verliebten Pärchen beim Knutschen und glücklichen Familien beim Händchenhalten zuzusehen. Das würde mich in tiefste Verzweiflung stürzen«, sagte Tim. »Sind Sie hungrig? Abends kommen Les Roulottes zum Hafenkai. Das ist nicht weit von hier. Wie wär’s, hätten Sie Spaß, heute Abend mit mir auszugehen?«
Eigentlich wollte sie bald Mark anrufen, der heute Abend ein Geschäftsessen mit jemandem von Walt Disney Parks and Resorts hatte. Disneyland zeigte Interesse an Marks neuestem Filmprojekt und zog bereits jetzt, Monate vor dem Kinostart eine Erweiterung des Parks in Betracht. Was für ein Erfolg für Mark! Fast so gut wie vorletztes Jahr der Academy Award!
Na ja, was soll’s, dachte sie. Ich kann auch später noch mit ihm telefonieren, wenn er wieder zu Hause ist.
Ein netter, unterhaltsamer Abend mit Tim? Sie freute sich darüber, dass er mit ihr essen gehen wollte, doch sie spürte, dass er ebenso unter Spannung stand wie sie.
Sie legte den Kopf schief und sah ihn an. »Ja, gern.«
Er lächelte, und was noch an Unsicherheit zwischen ihnen geblieben war, verflog. »Prima. Dann los.«
Mit allen Sinnen genießen,
solange ich es
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