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Lacrima Nigra (Phobos) (German Edition)

Lacrima Nigra (Phobos) (German Edition)

Titel: Lacrima Nigra (Phobos) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Schuck
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bereiten kosmischen Energie zu verbinden und zielgerichtet, punktgenau wie ein Laserstrahl zurück zu kehren. Es gab ein Krachen, als der Wandschrank gleich neben der Eingangstür aufsprang und mit seinem Lärm Elko halbwegs aus seiner Konzentration holte. Aus den Tiefen seines Gedächtnisses drängte es nach oben, was er so gerne verschlossen gehalten hätte:
    Das war gestern geschehen: Mela hatte schon in der offenen Tür gestanden, ihren Koffer in der Hand. Sie hatte gehen wollen. "Ich glaube, uns beiden wird es ganz gut tun, wenn ich einmal für eine Woche verschwinde."
    Mela hatte diesen Satz ohne besondere Betonung, ohne Abwertung, ohne Zurückweisung gesagt. Es war einfach ihre Meinung, die sie da kundgetan hatte und die sie auch ausführen wollte.
    Und dann war etwas mit Elko geschehen. Die ganze sachliche Hülle des Computerfachmannes war plötzlich von ihm abgefallen und hatte eine Kreatur freigelegt, die sich tödlich verwundet fühlte, angeschlagen in dieser hochbrisanten Mischung von äußerster Wut und Todesangst. Er wollte nur noch, dass seine Mela blieb. Und wenn die lebende Mela genau das Gegenteil wollte? Er war ihr an den Hals gefahren und als er wieder zu sich gekommen war, hatte er Mela erwürgt, sie in einen dieser großen Plastiksäcke gestopft, die unten im Wandschrank aufbewahrt wurden und die im Sommer dem Schutz der Wintermäntel dienten. Er hatte Mela ganz tief in den Schrank gedrückt und seine Türen sorgfältig verschlossen. Dann hatte er alles vergessen. Das Geschehen war in einem tiefen Loch verschwunden.
    Jetzt waren die Erinnerung und Mela zurückgekommen. Ungläubig sah Elko die aufgeschwungene Schranktür und Mela, wie sie sich in dem Plastiksack aus den Tiefen des Schrankes herauswälzte und auf den Boden des kleinen Korridors rollte.
    In diesem Augenblick wurde der Gong betätigt und sein tiefer satter Ton drang wie ein Signal aus einer anderen Welt durch die ganze Wohnung.
    "Ist irgendetwas passiert?", hörte Elko die sonore Stimme des Nachbarn noch über den Flur grollen. Da überfiel ihn wieder der unwiderstehliche Drang zu kichern. Er konnte es einfach nicht mehr unterdrücken. Und er konnte auch nicht mehr aufhören.

Aranea
    Jetzt war nicht die Zeit für philosophische Betrachtungen. Obwohl Elfried die versteinerten Abdrücke einstmals lebendiger Wesen immer wieder dazu anregten. Und jetzt war er umgeben davon. Er konnte sich immer wieder von neuem an der Tatsache begeistern, wie lange es schon Leben auf diesem Planeten gab und dieses Leben seine Fußabdrücke ins Gestein getreten hatte.
    Aus dem Riss rechts über ihm donnerten gerade wieder Dutzende von menschenkopfgroßen Steinen herab. Sie zerbarsten mit ohrenbetäubendem Lärm auf dem Boden des Stollens, wo sich schon ein ganzer Berg von ihnen angesammelt hatte. Dicke Staubwolken standen in der muffigen Luft.
    Elfried musste bei dem Getöse an die Burgruine auf der Höhe des Berges denken. Vor tausend Jahren hätten jetzt alle Burgbewohner aufgehorcht in dem Glauben, dass sich unter ihren Füßen Höhlentrolle ihren heimlichen Geschäften hingäben. Auch jetzt, in der so sachlichen Neuzeit, hatte das Innere dieses Berges weder etwas von seiner tatsächlichen Gefährlichkeit, noch etwas von seiner geheimnisvollen Atmosphäre verloren. Die Karbonzeit, in der dieses Bergmassiv entstand, war ja bekannt für ihre berstende Kraft und Lebensfülle. Die Natur explodierte in ihr geradezu und schuf immer wieder neue Lebensformen, Tiere und Pflanzen. Die relativ hohe Temperatur jener Zeit führte zu schwülstigen Formen bei Gräsern und Bäumen. Eine Erhebung bahnte sich an, die Steigerung des Wachstums in den verschiedensten Ausdrucksformen. Aber die Erde selbst war noch aktiv und verschlang oft genug einen großen Teil ihrer eigenen Schöpfung mit gierigen, feurigen Schlünden, gefüllt mit flüssigem Gestein. Manches wurde so stark gepresst, dass es völlig verkohlte. Manches erhielt sich noch Jahrhunderte lang in unermesslichen unterirdischen Höhlen, die erst im Laufe der Zeit dem nagenden Verfall und dem Druck des Gesteins nachgaben und einbrachen.
    In dieser Zeit musste es geschehen sein, dass Aranea entstand, die Spinne.
     
    Was Elfried gerade an dieser Art Lebewesen so ansprach, entzog sich seinem Bewusstsein. Elfrieds Werdegang war geradlinig. Von der Biologie auf der Schule zur Biologie an der Uni, von dort an das Halbfaß-Institut und von dort zu dem speziellen Forschungsauftrag, der ihn in diese gefährliche Höhle

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