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Lacrima Nigra (Phobos) (German Edition)

Lacrima Nigra (Phobos) (German Edition)

Titel: Lacrima Nigra (Phobos) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Schuck
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Andeutung einer Öffnung nach innen, wie sie Augenwölbungen bei Insekten durchweg zur Aufnahme des Sehnervs vorzuweisen haben. Wenn dieser Höcker also nicht dem Sehen diente, wozu diente er dann? Welches Organ wurde von dieser eigenartigen Wölbung umschlossen und geschützt?
    Ein weiterer Gesteinsregen ging so heftig hernieder, als hätte ein Riese mit einem Tritt die schmale Gesteinsspalte freimachen wollen, die sich Elfrieds Blick nun immer deutlicher darbot. Es donnerte und bebte, weitere enorme Gesteinsbrocken stürzten in den Zugangsstollen und dann war es passiert: Elfried saß fest.
    "Walter?" , fragte er in sein Helmmikrophon.
    "Ja, hier ist Walter", kam die beruhigende Stimme von oben.
    "Walter, der Gang ist zu!"
    "Ich verstehe. Ich verständige sofort die Arbeitsmannschaft. In spätestens einer Stunde habe ich sie zusammen. Dann fangen wir an, dich herauszubuddeln. Beweg dich so wenig wie möglich!"
    "Verstanden, Ende!"
    Es knackte im Kopfhörer. Walter hatte sich ausgeschaltet. Elfried sah auf die Uhr. Es war jetzt 16 Uhr, Sonntagnachmittag. Sie würden alle beim Kaffee im Garten sitzen. Oben schien die Sonne. Nur Walter und er hatten keine Familien. Sie hatten nur die Arbeit.
    Immerhin, das Licht im Stollen funktionierte. Wenn Walter nicht vergaß, noch etwas Benzin nachzuschütten, würde der Generator laufen, bis die Bergungsmannschaft da war.
    Wahrscheinlich würde Walter es vom Haupthaus aus sogar hören, wenn der Generator aussetzte. Im Haupthaus, das im Gegensatz zur Burg erst um die Jahrhundertwende gebaut worden war, stand das Telefon.
    Elfried schlug Walters Warnung, sich nicht zu bewegen, souverän in den Wind. Er begann sich die Gesteinsmauer, die ihm den Weg versperrte, genau anzusehen. Zusätzlich zu der von oben gespeisten Deckenbeleuchtung verfügte Elfried über sechs starke Handlampen. Zwei davon hing er rechts und links an die Stollenwände, so dass sie das Geröll wie Flutlicht von oben beleuchteten. Dann betrachtete er die Steine genauer. Sie waren nicht etwa rund. Vielmehr sahen sie eher aus wie große Dachpfannen, die schichtweise aus dem Gestein herausgebrochen worden und nach und nach auf dem schrägen Boden des Risses ins Rutschen gekommen waren. Müßig darüber nachzudenken, wodurch. Ein Berg lebt. Er hat seine eigenen innerlichen Bewegungen. Sachte zog Elfried ein paar Steine aus dem Riss und spürte sofort den Luftzug, der von oben herabströmte. Gleich beim zweiten Stein fiel Elfried ein wunderschönes Exemplar einer Ur-Aranea in die Hand. Mühelos konnte er die tauben Schichten des die Spinne umgebenden Gesteins abstreifen. Ihre Beine waren zwar zerquetscht, aber ihr Kopf hatte sich ganz klar erhalten, auch alle Augen. Aranea sah ihn an.
    Natürlich wusste Elfried, dass dieses leichte Funkeln ihrer Augen dem Glimmer entsprang, der das Licht der zwei Lampen reflektierte. Vielleicht wollte Elfried sich auch unbewusst diese etwas märchenhaft gruselige Illusion nicht nehmen, dass Aranea in seinen Händen lebte. Schließlich war sie ja im Augenblick seine Lebensaufgabe. Ganz deutlich hob sich der rätselhafte Höcker auf dem Stirnkamm der Spinne ab. Unterhalb der Augen erkannte Elfried die zwei starken Kieferklauen, die auf geniale Weise der Spinne zur Ernährung dienten. Die Enden der Klauen formten sich zu einer Art Spezialgreifern, die beim Überfall auf ihr Opfer die Fühlarme blitzschnell an der Haut oder dem Chitinpanzer des Opfers verankerten. Saßen sie fest, schob sich aus jedem Fühlarm je ein hohlnadelähnlicher Dorn durch die Haut des Opfers. Sie gaben ein starkes Lähmungsgift in die fremde Blutbahn. Dann folgten aus den Klauen zwei weitere Dornen und gaben schnell wirkende Verdauungssäfte dazu. Das Innere des überfallenen Tieres begann sich also schon aufzulösen, während es noch starb. Rührte sich das Tier nicht mehr, begann Aranea die Einstichlöcher zu erweitern und mit einem Paar dicker Saugfühler ihr Opfer leerzu saugen. Übrig blieb nur die äußere Hülle.
    Vorsichtig legte Elfried den Araneaabdruck in einem ungefährdeten Teil des Stollens ab. Unverzüglich wandte er sich wieder dem Riss zu und zog vorsichtig Stein für Stein aus der schräg nach oben führenden Öffnung. Das Geröll schien dadurch, dass es den Boden Schachtes erreicht hatte, endlich zur Ruhe gekommen zu sein, so dass Elfried sich beinahe gefahrlos am schrägen Schachtrand entlang einen schmalen Einstieg verschaffen konnte. Bedenkenlos kletterte er hoch, erweiterte den Gang nach

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