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Lacrima Nigra (Phobos) (German Edition)

Lacrima Nigra (Phobos) (German Edition)

Titel: Lacrima Nigra (Phobos) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Schuck
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Maschinenmenschen ab.
    Auf dem Kirchplatz drängen sich an diesem Nachmittag an die 500 Menschen. Ein permanenter Fluss, ein Kommen und Gehen, flanierendes Leben, oberflächlich und wohltuend. Der Fluss umschließt die Menschen und beginnt auch Erna und Gemal mit sich zu ziehen. Dieser Nachmittag ist wie eine kleine Insel im Schreckensmeer der Welt.
    Aber ein kalter Schatten ist auf diese kleine Insel gefallen. Sie setzen sich in das kleine italienische Eiscafé an der Ecke. Gemal trinkt Espresso, Erna hat sich ein Spaghetti-Eis bestellt. Sie spüren beide die innere Anspannung.
    "Ich komme mir vor, wie eine Giftmischerin", unterbricht Erna das bedrückende Schweigen.
    Gemal spürt so etwas wie Wut in Ernas Worten.
    Erna erkennt seinen fragenden Blick und antwortet auf das Unausgesprochene: "Ich habe mit dem Auftrag wie unter Zwang gehandelt. Und dieser Zwang macht mich jetzt wütend."
    "Du hast kein gutes Gefühl mit dieser Hochzeit, nicht wahr?" , fragt Gemal.
    "Ich habe es mir vorher nicht so eingestanden", sagt Erna nachdenklich , "aber jetzt spüre ich es deutlich. Irgendwie ging das alles zu schnell, zu mechanisch."
    "Für dich zu schnell", wirft Gemal vorsichtig ein. Nicht vorsichtig genug. Wütend blitzt Erna ihn an: "Was denkst du denn darüber? Äußere du dich doch mal!"
    Gemal schüttelt nachdenklich den Kopf. "Ich bin kein Hellseher. Da haben zwei erwachsene Menschen beschlossen, sich zu trennen. Und ebenso haben zwei erwachsene Menschen beschlossen, zusammen zu leben. Was ist dazu mehr zu sagen?"
    „Feigling!" , kontert Erna, und es schwingt sogar so etwas wie Verachtung in ihren Worten mit. "Nur keine Gefühle, was!?"
    Gemal verzieht das Gesicht, als sei der letzte Schluck Espresso, den er getrunken hatte, viel zu bitter für ihn gewesen.
    "Es ist eigentlich mehr Hilflosigkeit, ehrlich gesagt. Ich kenne Ferm schon ziemlich lange. Aber ich habe nicht verstanden, wie er seine Scheidung damals durchgezogen hat. Noch weniger verstehe ich den schnellen Sprung in eine neue Bindung. Es stimmt. Ich bin ein Feigling, weil ich spüre, dass alles, was da läuft, mit rätselhaft schwarzen Fäden durchwirkt ist. Und ich traue mich nicht, auf diese schwarzen Fäden zu zeigen und zu sagen: Da, sieh! Sandra und Ferm bieten mir etwas oberflächlich Nettes an, und ich nehme es für die ganze Wirklichkeit, vorsichtshalber. Wenn du so willst, belügen sie mich ein bisschen, und ich decke es nicht auf. Mindestens beharre ich nicht auf meiner Aufdeckung. Das wäre doch auch irgendwie unfein."
    "Was für eine seltsame Freundschaft", murmelt Erna. "Hoffentlich verträgt sie den Maschinenmenschen."
    "Ach was!", unterbricht Gemal ihren morbiden Gedankengang. "Das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass sie uns für geschmacklose Menschen halten."
    Erna gibt zurück: "Das ist das am wenigsten Schlimme."
    Erna und Gemal treffen gegen 21 Uhr in der Rue de Rice Nr.21 ein. Jubel und Trubel empfängt sie. Die standesamtliche Trauung hat schon am Nachmittag stattgefunden. Die Gesellschaft fuhr dann zum Palais Rohan, gegenüber dem Südportal des Münsters und ließ sich in dieser ehemaligen Stadtresidenz der Straßburger Bischöfe fotografieren. Danach begann in der Rue de Rice ein fröhliches Hochzeitsgelage, das Ferm und Erna jetzt geradezu entgegen springt.
    Da originelle Geschenke erwünscht sind und jeder aus dem Freundeskreis von Ferm das weiß, ist wohl ein unbewusster Wettbewerb in Gang gekommen, sich gegenseitig an Einfallsreichtum zu übertreffen. Da steht - irgendwie zum Aufrechtstehen gebracht - eine Toilettenbrille von Giacara. Daneben, als immense Kostbarkeit drapiert, eine Sonnenbrille von Eric Clapton, des Weiteren ein kleines, tragbares Mohnfeld zum Selbstanbau von Opium, und einer der Gäste hat sogar eine ganze Punkband mitgebracht, deren technischer Aufbau den ganzen hinteren Raum ausfüllt. Mit hackenden, zerrenden, schrillen Klängen unterhält sie die ganze Nachbarschaft mit. Während Sandra und Ferm sehr konservative Hochzeitskleidung tragen, schwarz und weiß, wissen die Hochzeitsgäste mit schier unglaublichen Farbzusammenstellungen aufzuwarten. Es mögen etwa sechzig Menschen anwesend sein, die sich alle irgendwie köstlich unterhalten, Unmengen essen, trinken und rauchen. Gemal hat eine kleine Karte gemalt, ein explodierendes Knallbonbon darstellend, aus dem das Wort: "Überraschung" herausspringt.
    Sie küssen Braut und Bräutigam, und Erna übergibt die Karte mit den Worten: "Wir sind uns nicht ganz

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