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Lacrima Nigra (Phobos) (German Edition)

Lacrima Nigra (Phobos) (German Edition)

Titel: Lacrima Nigra (Phobos) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Schuck
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dahin gebräuchlichen Laser wurden neben der Nachrichtenübermittlung vor allem für haarfeine Industriebohrungen benutzt. Im Krieg aber würden andere Kaliber benötigt. Es reicht eben einfach nicht, einen T 72 nur hauchdünn anzubohren.
    "Ho, ho, ho..." Die Zuhörer lachten ein Männerlachen! Der P.R.-Mensch berichtete weiter, dass der Laser inzwischen so konstruiert sei, dass zwei Mann ihn leicht tragen könnten. Was Gurth als Infanteriehauptmann sehr beruhigte. Denn die Erwähnung der ungeheuren Gewichte hatte in ihm gleich sehr skeptische Phantasien ausgelöst. Er sah sich mit seinen Kumpels schon bleischwere Riesenrucksäcke durch glühende Wüsten schleppen.
    Pause.
    Drinks wurden gereicht, natürlich vor allem harte Drinks. Gurth begrüßte Bernd, seinen Oberstleutnant, der ihn nun schon die ganzen Jahre hindurch begleitete. Bernd grinste Gurth an und prostete ihm zu. Seit ihn seine Frau verlassen hatte, war er im Prosten besonders stark geworden. Vielleicht war es ihr schon vorher zu viel gewesen. Die Welt der Krieger war schon recht eigenartig.
    Und dann ging es wieder los: Teil zwei dieser Informationstagung begann damit, dass das Licht erlosch. Am Ende des Saales erstrahlte eine sehr große Leinwand in blendendem Weiß. Weiche Musik erklang und bildete den Hintergrund für die vertrauenswürdige Stimme, die statt des Lasers genausogut einen Tranquilizer hätte anpreisen können.
    Endlich sah man ihn. Beim Klang klassischer Gitarrenmusik erschien der Kampflaser wie König Artus' Wunderschwert Excalibur aus dem verwunschenen Teich. Nach dieser etwas surrealistischen Einleitung wurde der Film ganz sachlich und zeigte die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten des Lasers. Als Bordwaffe von Kampfflugzeugen und Schiffen, auf Panzer montiert und - da wurde es für Gurth und Bernd interessant - als Infanteriewaffe. Die Einsatzwirkung wurde demonstriert und ähnelte den Wunderwaffen aus Star Wars beträchtlich. Da zerfiel ein Flugzeug in der Luft. Da zerlegte sich ein Zerstörer auf dem Wasser. Da zerbröselte ein Panzer auf dem Acker. Ganz besonders hübsch ließen einige Nachtaufnahmen den Lasereinsatz erkennen. Offenbar wurden die auftreffenden Lichtbündel des Lasers durch Staubpartikel in der Luft in verschiedene andere Frequenzen hinein gespalten. Lichtquerschläger, die um das zerfallende Zielobjekt sekundenweise kleine Regenbögen entstehen ließen.
    Gurth und Bernd sahen, dass der Infanterieeinsatz von nur zwei Leuten durchgeführt wurde. Einer trug den eigentlichen Laser, eine Art Feuerspritze mit einer winzigen Visiereinrichtung in den Händen, auf dem Rücken dagegen das Gerät, das die Frequenzumwandlung des Lichtes leistete und in dem sich auch der geheimnisvolle Rubin befand, der diese Umwandlung ermöglichte. Der zweite Mann trug die Energieanlage. Beide Männer hatten etwa 25 Kilogramm zu tragen, weniger als das normale Marschgepäck.
    Gurth und Bernd waren besonders von den Aufnahmen beeindruckt, die zeigten, wie die beiden Infanteristen den Laser allein mit Hilfe dieser einfachen Visiereinrichtung steuerten. Sie radierten schnell fliegende Kampfflugzeuge in 5ooo Meter Höhe aus, als habe es sie nie gegeben. Ohne Zweifel: eine Revolution in der Waffentechnik. War das die Waffe, die den Krieg unmöglich machen würde? Die elektronisch bearbeitete Filmstimme brachte noch einige sedierende philosophische Betrachtungen am Schluss des Streifens, was bei Gurth und Bernd allerdings nur ihre Zynismusfalten über den Mundwinkeln vertiefte.
    Wie würde es Einstein wohl damit gehen, wenn er jetzt mit eigenen Augen sehen könnte, was seine theoretische Arbeit über induzierte Emission aus dem Jahre 1917 für praktische Konsequenzen hatte? Wie würde es ihm damit gehen, dass ein Werberedner sie zum Schlager auf dem Markt der Tötungsinstrumente machen wollte?
    Man brauchte nicht viel Phantasie, um sich vorstellen zu können, was eine Injektionstemperatur von plus 26oo Grad Celsius zusammen mit diesen aggressiven Schwingungen, die im Lehrfilm schonend: "Bewusst disharmonierende Frequenzen" genannt wurden, aus einem menschlichen Körper machen würden.
    Aber die Benennung der Wirkungen auf den Menschen war weder Gurths noch Bernds Aufgabe, noch die Aufgabe von SACEUR (Supreme Allied Commander Europe, NATO-Oberbefehlshaber Europa). Die Politik hatte den Auftrag gegeben, den Frieden durch Abschreckung sicher zu machen und das taten sie alle, die heute Abend hier saßen. Und wenn der potentielle Gegner Laser hatte,

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