Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen
Rastafan Caelian in den halbdunklen Schuppen geschoben hatte, dachte sich dieser seinen Teil, aber er ließ sich nichts anmerken.
»Es ist etwas stickig«, entschuldigte sich Rastafan, »aber hier wird uns niemand belauschen. Wenn dir zu heiß ist, zieh doch ruhig etwas aus.«
Caelian lächelte maliziös und warf einen Blick auf Rastafans lange Hose und die lederne Weste. Die Hose war aus Stoff, aber ziemlich eng anliegend und auch nicht gerade für warmes Wetter geeignet. Dazu trug er feste Stiefel und einen breiten Ledergürtel. Caelian lag eine spöttische Bemerkung auf der Zunge, aber jetzt ging es um wichtigere Dinge. Sie setzten sich auf zwei Strohballen einander gegenüber. Rastafans Finger zuckten nervös, und er legte beide Hände übereinander auf seine Knie.
»Was ist mit Jaryn?«, fragte er ungeduldig. »Ist es denn wahr? Ist er Dorons Sohn?«
Caelian nickte. »Es ist wahr. Aber bevor du aufbraust, will ich dir versichern, dass Jaryn selbst nichts davon wusste. Denn auch das ist die Wahrheit: Jaryn hat mich geschickt, um dir das zu sagen. Du sollst nicht denken, er habe dich getäuscht.«
Rastafan runzelte die Stirn. »Das verstehe ich nicht. Jaryn sollte den Prinzen doch suchen?«
»Ja. Letztendlich hängt alles mit dem Fluch zusammen, der auf der Dynastie Fenraond liegt. Jaryn war es bestimmt, diesen Fluch zu brechen. Aber er war ahnungslos. Man hat ihn selbst in die Irre geführt.« Und dann erzählte Caelian alles, was er wusste und was er von Jaryn erfahren hatte.
Danach zog Rastafan ihn bewegt an seine Brust, und Caelian wurde es heiß und kalt in seiner Umarmung.
»Du hast mir das Herz leicht gemacht, Caelian. Hätte Jaryn mich belogen und mich zu einer lächerlichen Figur gemacht, das hätte ich ihm nicht verzeihen können.«
Caelian befreite sich vorsichtig aus den starken Armen, in denen er gern länger geruht hätte, aber das gehörte sich nicht. Er war nicht tagelang zu Rastafan unterwegs gewesen, um Jaryn mit ihm zu betrügen. Jaryn, der ein Prinz war, aber seine große Liebe niemals wiedersehen durfte. Rastafan versuchte, den Widerstrebenden festzuhalten. Sein aus Enttäuschung geborener Zorn war erloschen. Jetzt wollte er Caelian, diesen heißblütigen und schamlosen Mondpriester. Er wusste, dass Caelian ihn auch wollte, deshalb wunderte er sich über sein Sträuben. »Komm schon, Caelian, die Gelegenheit ergibt sich so schnell nicht wieder«, raunte er ihm ins Ohr.
Caelians Widerstand schmolz dahin, als er Rastafans Lippen und heißen Atem an seiner Wange spürte. In den dunklen Augen stand offen die Begierde, die Caelian in ihrer Mächtigkeit beinah willenlos machte. Doch immer noch stand Jaryns verzweifeltes Gesicht vor ihm. ›Er ist mein Geliebter, aber ich darf ihn niemals wiedersehen‹ , hörte er ihn sagen, und es gab ihm einen Stich ins Herz. »Findest du es wirklich richtig, Rastafan, wenn wir beide …« Er unterbrach sich und lauschte: Draußen wurden Stimmen laut. Auch Rastafan hörte sie. Er zerdrückte einen Fluch zwischen den Zähnen. »Warte hier!«, beschied er Jaryn und öffnete die Schuppentür einen Spaltbreit.
Der Wirt und Eschnur liefen einer dunkelhaarigen, schönen Frau hinterher, die mit resoluten Schritten den Hof überquerte. »Mama Zira!«, versuchte Eschnur sie zu beschwichtigen. »Versteh doch! Er will jetzt bestimmt nicht gestört werden.«
»Ich glaube doch!«, erwiderte sie, und Rastafan erkannte, dass sie sehr aufgebracht war. Was war geschehen?
»Versteck dich im Heu!«, rief er Caelian zu. »Es ist meine Mutter. Ich weiß nicht, was sie will, aber sie scheint sehr wütend zu sein.«
Kaum war Caelian verschwunden, riss sie auch schon die Tür auf. Die beiden Männer zuckten die Achseln und sahen Rastafan hilflos an. Der nickte nur und schickte sie mit einer Handbewegung fort. Er ließ seine Mutter herein, die an ihm vorbei stürmte und sich auf dem Strohballen niederließ, auf dem soeben noch Caelian gesessen hatte. Sie sah sich um. »Störe ich dich gerade beim Turteln? Das täte mir leid. Wo ist er denn, der Bursche?«
»Es ist niemand da. Was gibt es denn?« Rastafan setzte sich seiner Mutter gegenüber und schaute sie finster an.
Sie spähte über seine Schulter. »Sind wir auch wirklich allein? Was ich dir jetzt zu sagen habe, ist nicht für fremde Ohren bestimmt.«
»Mutter, ich war allein. Ich habe auf Kuran gewartet, den Wirtssohn, du kennst ihn ja. Wir waren hier verabredet. Dann bist du gekommen. Ich hoffe, es ist wirklich
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