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Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen

Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen

Titel: Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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Links von ihm erhoben sich schattenhaft die Umrisse des Tempels. Nach allen Seiten sichernd, näherte er sich. Immer wieder stolperte er über herumliegende Steine aus den zerfallenen Mauern. Er fluchte halblaut. Allmählich gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit, und er konnte die aufragenden Pfeiler erkennen und das gewölbte Tor, das sich wie ein gähnendes Maul vor ihm auftat.
    Bevor er den Tempel betrat, blieb er stehen und lauschte. Wo mochte der Unbekannte auf ihn warten? War er überhaupt gekommen? Oder erwarteten ihn im Innern irgendwelche schrecklichen Gestalten, die ihn auf dem Altar opfern und zu ihrem Sklaven machen wollten? Mit einem kurzen Lachen verscheuchte Borrak solche Gedanken. Er blieb am Eingang stehen und spähte in den Tempel hinein. »He!«, rief er. »Ist da jemand?«
    Plötzlich erblickte er ein Licht, das auf ihn zu schwebte. Borrak wollte die Flucht vor dem körperlosen Wesen ergreifen, da erkannte er, dass es eine gewöhnliche Öllampe war, die von einem Mann gehalten wurde, der auf ihn zukam.
    »Ich bin hier, Borrak«, sagte eine weiche, angenehme Stimme. »Ich freue mich, dass du meiner Bitte gefolgt bist. Komm, hinter dem Altar gibt es eine Bank, dort können wir in Ruhe reden.«
    Das Licht blendete Borrak. »Wer seid Ihr? Gebt Euch zu erkennen!«
    Der Mann hielt die Lampe so, dass sie sein Gesicht beleuchtete, und Borrak erkannte Gaidaron, den Neffen des Königs. Den Mann, mit dem er erst kürzlich fast zusammengestoßen wäre, als er die Gemächer des Prinzen verließ. Borrak stieß erleichtert den Atem aus. Er war froh, dass er dem Befehl gefolgt war, denn der Mondpriester war ebenso gefürchtet wie er selbst, besaß jedoch weitaus mehr Macht.
    »Verzeiht mir, Herr, jetzt erkenne ich Euch. Ich bin Euer Diener, verfügt über mich.«
    »Das habe ich vor«, murmelte Gaidaron, während er voranging und ihm leuchtete.
    Die kleine Öllampe erhellte kaum mehr als die Nische hinter dem Altar, die von einer runden Steinbank geformt war. Es war ein unheimlicher, aber auch ein ausgezeichneter Platz, um Dinge zu besprechen, die kein Dritter hören sollte. Borrak war gespannt, was der Neffe des Königs von ihm wollte. Seine Furcht war wie weggeblasen. Im Gegenteil, er fühlte sich wichtig, von diesem angesehenen und wegen seiner Skrupellosigkeit berüchtigten Mann gebraucht zu werden. Offensichtlich wusste der Mondpriester, auf wen er sich verlassen konnte, wenn es um riskante und vielleicht etwas verfängliche Angelegenheiten ging.
    »Wie bist du mit deiner Position zufrieden?«, begann Gaidaron das Gespräch. »Schätzt man dich und deine Arbeit?«
    Eine Fangfrage! »Ich habe nichts Gegenteiliges gehört«, erwiderte Borrak zögernd.
    »Gab es da nicht diese hässliche Sache mit Xaytan? Die Ware konnte nicht geliefert werden, weil das Gold geraubt wurde?«
    »Nicht durch meine Schuld«, wandte Borrak hastig ein. »Der Raub fand in Xaytan statt.«
    »Und die Knaben? Ich hörte, sie fielen einer Räuberbande in die Hände, ganz in der Nähe des Lenthari.«
    »Ja, das war besonders hinterhältig. Die armen Jungen in den Händen solcher Schurken! Wir waren gerade auf dem Rückweg, als die Räuber aus einem Dickicht hervorbrachen. Wir waren nicht darauf vorbereitet, das muss ich zugeben. Wer hätte schon daran gedacht, dass sie sich der Knaben bemächtigen wollten?«
    »Was sie offensichtlich nicht wollten. Ich weiß, dass die Knaben alle wohlbehalten in ihren Elternhäusern eingetroffen sind.«
    Das war Borrak neu. »Was sagt Ihr da?«, stieß er wütend hervor, doch dann besann er sich und gab mit demütiger Stimme zur Antwort: »Was für ein Segen!«
    »So, glaubst du? Hast du nicht den Befehl erhalten, die Knaben wieder einzufangen und das geraubte Gold zu beschaffen?«
    »Ich – ich ahnte nicht, dass sie alle wieder daheim sind. Ich musste doch annehmen …«
    »Du sollst nichts annehmen, du sollst dich umhören und handeln. Siehst du, schon habe ich dich eines groben Fehlers überführt. Meinst du nicht, dass dein Verhalten auch schon dem König zu Ohren gekommen ist?«
    »Was erwartet Ihr von mir?«, fragte Borrak kleinlaut.
    »Ich will, dass du etwas für mich tust, aber ich muss mich auf dich verlassen können.«
    »Das könnt Ihr«, versetzte Borrak eifrig. »Die Sache mit den Knaben – dass ich nicht nach ihnen suchen ließ, hatte einen Grund.«
    »Der interessiert mich.«
    »Hm.« Borrak überlegte, welche Strategie er bei Gaidaron am besten anwenden sollte. Was konnte dieser

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