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Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen

Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen

Titel: Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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aber die Würde, die er besaß, bedurfte nicht dieser Äußerlichkeiten. Borrak sah in nachtschwarze Augen, die ohne Mitleid waren. Hier stand er vor seinem Richter, das war ihm klar, und das Urteil würde grausam sein. Vor nicht allzu langer Zeit hatte er sich in diesem Zimmer dem Prinzen Jaryn empfohlen. Oh, wie wünschte er sich diesen jetzt zurück!
    Rastafan betrachtete Borrak wie eine giftige Qualle, die man nicht berühren wollte. »Hauptmann!«, sagte er und ließ sich breitbeinig auf dem großen Diwan nieder. »Wir beide haben noch etwas aus unserer Vergangenheit zu bereinigen.«
    »Ich habe nur Befehle befolgt«, winselte Borrak.
    Rastafan nickte. »Natürlich. Und heute werden meine Befehle befolgt.«
    »Ich bin Euer Diener.«
    »Nein, du bist der Dreck, der an meinen Stiefelsohlen klebt.«
    »Ganz wie es Euch beliebt, Hoheit.«
    »Und was macht man mit dem Dreck? Nun?«
    »Man – äh …«
    »Ganz richtig, man entfernt ihn. Denn man möchte ja wieder glänzende Stiefel haben, nicht wahr?«
    »Ja, Hoheit«, würgte Borrak hervor.
    »Hm.« Rastafan beugte sich ein wenig vor. »Stiefeldreck entfernt man mit einer Bürste. Zweibeinigen Dreck wie dich jedoch – sag mir, wie werde ich den am besten los?«
    »Ich – ich weiß es nicht.« Über Borraks Gesicht lief der Schweiß, und seine Augen waren weit aufgerissen.
    »Mit einer Bürste?« Rastafan schüttelte den Kopf. »Ach nein. Mit einem feuchten Schwamm? Auch nicht. Aber vielleicht mit einem – Pfahl?«
    Borrak gurgelte vor Entsetzen. »Bitte, Herr …«
    »Ja, ja, mit diesem praktischen Hilfsmittel ist in Margan schon viel Schmutz beseitigt worden. Jedenfalls, was man hier als solchen betrachtet hat. So ein Pfahl, an der Spitze liebevoll abgerundet, damit er nicht etwa lebenswichtige Organe durchbohrt, ist wahrlich ein Geschenk der Götter.«
    Borrak konnte sich kaum noch aufrecht halten. Rastafan schlug die Beine übereinander. »Aber Borrak, setz dich doch. Du schlotterst ja wie Röhricht im Wind.«
    Borrak sah sich um, doch als er auf einen Sessel zu wankte, rief Rastafan: »Doch nicht auf die guten Polster. Dreck gehört auf den Fußboden.«
    Borrak ließ sich geschwächt vor Angst fallen. Rastafan erhob sich und trat dicht an die Jammergestalt heran. Er rammte ihm seinen Stiefel ins Gesicht. Blut schoss Borrak aus der Nase. »So ist das mit Kothaufen«, höhnte Rastafan. »Man tritt aus Versehen ihn sie hinein, ekelt sich und wischt sie dann weg. Ja, ich sollte dich wegwischen, du Kreatur. Aber ich lasse dich am Leben. Steh auf!«
    Ungeheuer schnell rappelte Borrak sich hoch. Er wollte Rastafan die Hand küssen, doch der wich angewidert zurück. »Ich brauche dich noch. Die Eisernen Garde wird Verstärkung erhalten. Zwanzig Männer, vielleicht mehr. Alles ehemalige Gesetzlose, einstmals als Futter für die Raben gedacht, heute jedoch die ganz persönlichen Freunde des Prinzen von Fenraond. Hast du verstanden?«
    »Ja, mein Prinz. Ich danke …«
    »Schweig! Unter ihnen befindet sich ein Mann, der früher bei den königlichen Truppen gedient hat. Er heißt Tasman. Beide gemeinsam werdet ihr die neuen Männer in ihre Aufgaben und Pflichten einweisen.«
    »Alles, was Ihr wünscht, mein Prinz.«
    »Tasman wird dein Nachfolger. Du wirst hier im Palast arbeiten, denn ich will dich im Auge behalten. Du wirst die Sklaven der niederen Dienste beaufsichtigen.«
    Borrak schluckte kurz. Alles ist besser als der Pfahl , dachte er und verbeugte sich mehrmals.
    »Ich nehme an, du weißt jetzt, mit wem du es zu tun hast, Borrak, und ich hoffe, du wirst mir keine Sorgen machen. Jetzt kannst du gehen.«

35
    Während Rastafan sich verzweifelt bemühte, durch geschäftiges Handeln über den Mord an Jaryn hinwegzukommen, gewöhnte sich Zahira schnell an die Annehmlichkeiten ihrer neuen Umgebung und die Vorteile, die ihr Rang als zukünftige Gemahlin Dorons mit sich brachte. Sie scheuchte die Diener ganz nach ihren Launen herum und gefiel sich in den Schmeicheleien der Höflinge. Insgeheim betrachtete sie alles um sich herum bereits als ihr Reich, denn ihr Sohn Rastafan würde bald König sein. Doron musste sterben. Lange würde Zahira das Leben an der Seite des Verhassten nicht ertragen, und Rastafan würde das genauso sehen. Natürlich durfte man die Sache nicht übereilen und musste einen geeigneten Augenblick abwarten. Noch war sie nicht Königin, und Rastafan musste sich soweit mit den Verhältnissen vertraut machen, dass er nach dem Tode Dorons unangefochten

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