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Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen

Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen

Titel: Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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Rastafan auf seinem Bett und starrte zur Decke. Die Diener brachten ihm das Essen, er rührte es nicht an. Dafür trank er Unmengen von Wein, erbrach sich, schlief danach wie ein Toter und trank weiter. Nach vier Tagen stank er wie ein Iltis. Ich saufe mich zu Tode, oder ich überlebe es, dachte er. Wenn ich es überlebe, kann mich nichts mehr umwerfen. Am fünften Tag ging es ihm so schlecht, dass er nicht aufstehen konnte. Er schlief zwölf Stunden. Als er erwachte, hatte er Hunger. Vorsichtig nahm er ein paar Bissen von dem Essen zu sich, das ihm wie jeden Tag gebracht worden war. Danach ging es ihm besser. Er nahm ein Bad, ließ sich von den Dienern den Bart scheren und zog saubere Sachen an. Dann ließ er seinen Vater wissen, dass er ihn sprechen wolle.
    Doron war erleichtert, aber das durfte er seinem widerspenstigen Sohn nicht zeigen. »Du hast Mut, dich hier blicken zu lassen, Rastafan. Ich habe dich rufen lassen, aber du hast nicht einmal auf die Bitten deiner Mutter gehört.«
    »Ich bin in Trauer.« Rastafan saß in einem bequemen Sessel und hielt die Arme trotzig über der Brust verschränkt.
    »Um Jaryn?«
    »Um wen sonst?« Es fiel Rastafan überaus schwer, sich Doron gegenüber zurückzunehmen. »Es überrascht mich, dass man mir diese Zeit nicht zugestehen will. Schließlich war er mein Bruder.«
    Doron lächelte dünn. Die andere peinliche Sache zwischen ihnen wollte er nicht ansprechen. »Dir sind die Gepflogenheiten am Hofe noch nicht geläufig, das will ich dir zugutehalten. Umso wichtiger ist es, dich so schnell wie möglich mit ihnen vertraut zu machen. Ein Prinz von Fenraond darf seine Gefühle nicht vor allen anderen zur Schau stellen. Ich spreche von deinem unmöglichen Benehmen im Sonnentempel. Ein Prinz lässt sich auch nicht gehen und verkriecht sich fünf Tage lang wie ein Tier in seiner Höhle, wenn der König ihn rufen lässt. Denn das bin ich immer noch für dich, auch wenn du mein Sohn bist.«
    Rastafan zuckte die Achseln. »Ich bin ein heißblütiger Mann, kein wandelnder Eiszapfen. Ich liebe und ich hasse mit gleicher Inbrunst. Ich tue das Notwendige, und ich brenne und leide dafür. Aber dabei werfe ich mich dem Leben in die Arme, sonst verdiente es diesen Namen nicht. Ich verabscheue es zu heucheln. Ein Mann sieht seinen Gegnern aufrecht ins Gesicht, damit beweist er, dass er sie nicht fürchtet. Wenn du das nicht billigst, Vater, wird unser Verhältnis schwierig werden.«
    »Das hoffe ich nicht. Aber du kannst deine bisherigen gesetzlosen Gewohnheiten nicht mit nach Margan nehmen, das musst du einsehen.«
    »Keine Sorge, Vater. Ich werde ein tadelloser Prinz sein und ein großer König. Gefürchtet, streng und gerecht. Mein Wort wird Gesetz sein, und meine Feinde werde ich vernichten. Aber ich werde in den Fluren des Palastes keine Büsten von mir aufstellen lassen, die man grüßen muss.«
    Doron wurde blasser. »Das verstehst du nicht«, zischte er. »Du kennst die Verhältnisse in Margan nicht.«
    »Nein, aber als König kann man sie ändern.«
    »Man kann sie ändern oder sie beherrschen. Gewisse Dinge, an denen du dich stören wirst, sind notwendig, um die Ordnung aufrechtzuerhalten.«
    »Sind denn hier alle unbotmäßig und aufsässig?«
    »Sie wären es, wenn man den Dingen ihren Lauf ließe.«
    »Bitte kläre mich auf, Vater. Ich glaubte bisher, ein starker Herrscher werde so weit respektiert, dass derlei Maßnahmen nicht notwendig sind. Gerechte Gesetze und eine Ordnungsmacht genügen.«
    »Die meisten Menschen wissen aber nicht, wo ihr Platz ist. Um ihnen diesen stets vor Augen zu führen, braucht es Distanz. Mit dem König redet man nicht wie mit einem Kammerdiener. Und mit dem Kammerdiener nicht wie mit einem Torwächter.«
    Rastafan zuckte gleichmütig die Schultern. »Na und? Das ist mir bekannt.«
    »Wenn die strengen Vorschriften der Etikette die Menschen nicht an ihre Plätze verwiesen, wenn ihnen der ungeheuerliche Abstand zwischen den edel Geborenen und den dienenden Schichten nicht durch deren ständige Befolgung bewusst gemacht würde, dann könnten sie leicht vergessen, was der Himmel so weise eingerichtet hat. Du gehörst jetzt zu den Aristokraten, aber gelebt hast du mit Gesetzlosen. Mit Männern, die noch geringer als Sklaven sind …«
    Rastafan sprang zornrot von seinem Sessel auf. »Kein Wort mehr über meine Freunde, oder ich vergesse mich!«
    Doron zuckte zusammen. Er hatte vergessen, dass er sich mit einem gewalttätigen, unbeherrschten Mann allein

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