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Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen

Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen

Titel: Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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die Macht würde ausüben können.
    Gern hätte sie ihm dabei zur Seite gestanden, mit ihm gemeinsam Pläne ausgeheckt und ihn mit guten Ratschlägen versorgt, doch ihr schien es, als weiche Rastafan ihr absichtlich aus. Das letzte Mal hatte sie mit ihm gesprochen, als er mit den Berglöwen nach Margan gekommen war. Für seine Idee, diese in die Eiserne Garde einzugliedern, hatte sie ihn gelobt. Sie freute sich, die Männer wieder um sich zu haben. Aber in Margan war alles anders. Nach einer kleinen Begrüßungsfeier mit gemeinsamem Essen waren die Berglöwen in ihren neuen Quartieren verschwunden. Im Palast hatten sie nichts zu suchen, und Zahira war in den Männerquartieren nicht gern gesehen. Sie musste es einsehen: Ihre Zeit als Mama Zira war vorbei.
    Aber auch über Rastafan schien sie ihr mütterliches Regiment nicht mehr ausüben zu können, was nicht nur mit der Weitläufigkeit des Palastes zu tun hatte. Von den Dienern drangen vage Gerüchte zu ihr. Es hieß, der Prinz verlasse den Ostflügel nur selten. Sowohl ihre Einladungen als auch ihre Besuchswünsche wurden mit fadenscheinigen Gründen abgelehnt. Was, bei allen heiligen Geistern, veranlasste ihren Sohn, sich von ihr zurückzuziehen? War es immer noch die Trauer um Jaryn? Hasste er seine Mutter deswegen? Aber Zahira wusste sich frei von jeder Schuld. Nicht sie hatte das grausame Ritual des tödlichen Zweikampfs erfunden. Außerdem war es Rastafans Entscheidung gewesen. Er hätte in den Rabenhügeln bleiben können. Es wäre fatal, wenn ihn nun der Schmerz und die Reue auf unabsehbare Zeit lähmten.
    Ein wenig Sorge machte sie sich auch um ihren Bruder Lacunar. Doron wusste nichts von dieser Verwandtschaft, und dabei musste es bleiben. Deshalb hatte sie nicht gewagt, Lacunar eine Botschaft zu schicken, die hätte abgefangen werden können. Sie hoffte darauf, dass dieser ohnehin von den Ereignissen in Jawendor erfahren werde und für ihr Schweigen Verständnis hätte. Wie er auf die brisanten Neuigkeiten reagieren würde, das konnte sie allerdings nicht vorhersagen.
    Zahira ließ sich von ihrer Zofe frisieren. Kritisch musterte sie ihr Spiegelbild. Nein, entschied sie, man sieht mir das wahre Alter nicht an. Ich sehe mindestens zehn Jahre jünger aus, deshalb hat Doron es auch eilig, mit mir ins Bett zu steigen. Er kennt meine Fähigkeiten, und da er ein miserabler Liebhaber ist …« Sie lächelte versonnen. Ob er das weiß? Ich jedenfalls bin nicht versessen darauf, ihm zu glücklichen Nächten zu verhelfen. Vor Bagatur – da hatte es mich gereizt, diesen Eisblock aufzutauen, aber heute? Bisher hatte sie es geschickt verstanden, ihn auf die Hochzeitsnacht zu vertrösten, aber danach würde sie ihm zu Willen sein müssen. Hoffentlich nicht allzu lange!, dachte sie. Doch ohne Zuspruch und Hilfe ihres Sohnes wollte sie nichts unternehmen.
    »Für wie alt hältst du mich?«, fragte sie die Zofe.
    »Oh Herrin, Ihr wirkt so jung wie eine frisch erblühte Blume. Dreißig Jahre würde ich sagen, wenn ich nicht wüsste, dass Ihr schon einen erwachsenen Sohn habt. Aber mehr als fünfunddreißig seid Ihr gewiss nicht.«
    Zahira lächelte dünn. War das ein Kompliment oder die Wahrheit? Aber was für eine Wahrheit würde eine Zofe schon aussprechen? Sie wurde sich bewusst, dass sie über eine gehorsame Dienerschar gebot, aber in den Rabenhügeln hatte sie über harte Männer geherrscht. Ist das nicht ein Abstieg?, sinnierte sie. Irgendwann werde ich mit meinem Sohn über Jawendor herrschen – wenn dieser aus seiner Untätigkeit erwacht. Aber wann wird das sein? Sie begann sich zu ärgern, so wie stets, wenn sie an ihn dachte.
    »Steht meine Sänfte bereit?«
    »Ja, Herrin.«
    Fast jeder in Margan, der etwas auf sich hielt, benutzte Sänften zur Fortbewegung. Zahira ließ sich gern in dem ungewohnten Gefährt durch die Stadt schaukeln. Das Reiten war Männern vorbehalten, und für Kutschen waren nur wenige breite Straßen geeignet. Sie genoss es, wenn die Menschen am Straßenrand sich verneigten oder ihr zujubelten. Unvergessen war der Empfang für die Prinzessin aus Samandrien. Damals hatte Zahira gespürt, was wirkliche Macht bedeutete. Sie würde sie nie wieder loslassen.
    Ein Diener erschien und überreichte Zahira eine kleine Pergamentrolle. Das Wappen Fenraonds prangte auf dem Siegel. Wer vom Königshaus schickte ihr einen Brief? Natürlich konnte sie die Nachricht nicht lesen. Deshalb stand der Diener abwartend neben ihr. Zahira sah ihn fragend an. Es

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