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Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen

Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen

Titel: Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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in seinem Zimmer befand. Diese intimen Unterredungen zwischen Vater und Sohn hätte niemand zu stören gewagt.
    »Setz dich wieder!« Er konnte es nicht verhindern, dass seine Stimme bebte. »Wir können uns hier gütlich einigen.«
    Rastafan ließ sich wieder in den Sitz fallen. »Das hoffe ich, denn auf die Berglöwen lasse ich nichts kommen. Es sind die besten Männer, die ich kenne.«
    Doron seufzte. »Aber es sind Banditen. Wir können ihr Treiben nicht dulden, das wirst du doch einsehen?«
    »Natürlich. Aber sie sind es nur geworden, weil …« Er unterbrach sich, weil er ihren Streit nicht auf die Spitze treiben wollte. »Ich werde mit ihnen reden. Du musst sie begnadigen, dann werden sie gehorsame Untertanen von Jawendor wie alle anderen auch. Ich verbürge mich dafür.«
    Doron hatte den abgrundtiefen Zorn in Rastafans Augen erblickt, die tödliche Bedrohung. Er war klug genug, hier einzulenken. »Das kann ich dir versprechen. Ihre Taten seien vergessen und vergeben.«
    »Und sie werden mit guten Posten belohnt, denn ihr Hauptmann ist jetzt ein Prinz. Unsere Freundschaft gebietet es, dass ich mich ihnen gegenüber großzügig erweise.«
    »Gut. Ich lasse dir dabei freie Hand. Aber bedenke, dass ein ungebildeter Waldläufer kein Kammerdiener werden kann.«
    Rastafan grinste. »Das würde wohl auch keiner der Berglöwen anstreben. Sie brauchen etwas Handfestes.«
    Doron atmete innerlich auf. Mit seinem starren Standesdünkel hätte er sich seinen Sohn soeben beinahe zum Feind gemacht. Gesetzlose! Niemals hätte er vermutet, dass zwischen diesen heruntergekommenen Kerlen so etwas wie Freundschaft bestehen könne.
    »Ich vertraue deinem Urteilsvermögen. Im Übrigen bin ich sicher, dass unsere Einstellungen zu den Dingen sich im Laufe der Zeit annähern werden. Das Leben am Hofe hat seine eigenen Gesetze. Es formt die Menschen zu neuen Wesen. Stelle dir vor, du müsstest fortan in einem großen Teich leben, dann würden dir Kiemen wachsen, nicht wahr?«
    Oder man lässt den Teich trocken legen, ging es Rastafan durch den Kopf, aber er lächelte nur und nickte.
    *
    Doron war von seinem neuen Sohn sehr angetan, wenn er es sich auch nicht anmerken ließ. Rastafan verkörperte all das, was Doron nicht war, was er auch niemals sein durfte, aber gern gewesen wäre. Rastafan tat, was er für richtig hielt, er fragte nicht, was andere davon hielten. Wenn er befahl, folgten die anderen. Er war ein Anführer, der geborene Herrscher. Und all das schöpfte er aus sich selbst, während Doron nichts davon besaß. Nach außen hin sah es so aus, als verfüge er ebenfalls über diese Stärke, doch damit das in den Augen seiner Umwelt so blieb, musste er sich hinter teilweise grotesken Hofetiketten verstecken. Stets musste er eine Maske tragen, um seine Schwäche vor dem Hofstaat und den Dienern zu verbergen. Echtes Selbstbewusstsein, kühle Überlegenheit ersetzte er durch Grausamkeit. Wenn niemand ihm zu widersprechen wagte, fühlte er sich erhaben.
    Wie es in Wahrheit um ihn bestellt war, das lag tief in seiner Seele begraben, aber es gab Augenblicke, in denen er es spürte. Und in diesem Gespräch war das der Fall gewesen. In Rastafan hatte er eine Größe erkannt, die diesem wahrscheinlich selbst nicht bewusst war. Ihm war alles zu eigen, was ihm – Doron – fehlte. Und je länger er sich mit seinem Sohn verglich, desto heftiger spürte er diesen Mangel. Sein erstes Gefühl war Neid gewesen, doch merkwürdigerweise war dieser in heimliche Bewunderung umgeschlagen. In seinem Sohn erblickte er nicht den unerreichbaren Rivalen, sondern einen Kraftquell, aus dem er schöpfen konnte.
    Aber all das verbarg er vor seinen Mitmenschen, selbst vor Zahira und Rastafan. Er hatte es nicht anders gelernt. Er war die Spinne, die im Netz saß und auf Beute lauerte, doch er hatte sich längst in den eigenen Fäden verfangen.

33
    Rastafan ritt durch die Rabenhügel. Hier war ihm alles vertraut, und ein Teil der Qual fiel von ihm ab, als er durch die tiefen Schluchten ritt. Sonnenstrahlen fielen durch das dunkelgrüne Blätterdach und malten goldene Streifen auf den Waldboden. Warum hatte er diesen Palast mit dem in Margan getauscht? Warum hatte er für Marmor und Gold, Samt und Seide diese Bäume verlassen, die wie mächtige Pfeiler in den Himmel ragten und sich mit ihren riesigen Wurzeln in die Felsen krallten? Und warum hatte er Jaryns Leben dafür geopfert? Bis hierher verfolgte ihn die Erinnerung. Er konnte die quälenden Gedanken

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