Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen

Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen

Titel: Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
Vom Netzwerk:
ärgerte sie, dass sie auf ihn angewiesen war, und sie nahm sich vor, unbedingt lesen zu lernen.
    »Sag mir, was drin steht.«
    Der Diener verneigte sich knapp. »Der Mondpriester Gaidaron entbietet Euch respektvolle Grüße, Herrin. Es wäre ihm ein Vergnügen, Euch den Mondtempel zeigen zu dürfen.«
    Zahira furchte die Stirn. »Ein Mondpriester? Sollte man diese Einladung annehmen?«
    »Auf jeden Fall, wenn ich Euch raten darf. Gaidaron ist gleichzeitig der Neffe des Königs.«
    »Oh, daher das Wappen von Fenraond. Ich verstehe.« Zahira stieg eine leichte Röte in die Wangen. »Dann sage ihm, ich nehme sein Angebot mit Freuden an. Gerade wollte ich ausgehen. Richte ihm aus, ich treffe ihn in einer halben Stunde.«
    An den Mondtempel hatte Zahira eine gute Erinnerung. Dort hatte man ihr zur Flucht verholfen. Ob der alte Zardakion noch lebte? Andererseits wollte sie keinem von damals begegnen. Sie war in einer so beschämend hilflosen Lage gewesen. – Der Neffe des Königs war also auch ein Mondpriester? Was für ein Interesse mochte er an ihr haben? Sie war neugierig auf ihn.
    Der Weg zum Mondtempel war nicht weit. Als sie aus der Sänfte stieg, kam ein hochgewachsener Mann die breiten Stufen herab und schritt mit energischen Schritten auf sie zu. Er war noch jung, und dennoch strahlte er eine kraftvolle Männlichkeit aus, gepaart mit leichter Brutalität und Machtwillen. Er hatte langes, honigblondes Haar und kühne graue Augen. Das schwarz-silberne Gewand der Mondpriester unterstrich seine Eleganz. Formvollendet verneigte er sich vor ihr. »Danke, dass Ihr gekommen seid, edle Dame, ich bin Gaidaron, Zaradane und Euer Diener.«
    Obwohl es Floskeln waren und Zahira das erkannte, ging seine dunkle, sanfte Stimme ihr herunter wie Wein. Mama Zira war stets respektiert, aber kaum hofiert worden und schon gar nicht von einem so gut aussehenden Mann mit Manieren. Es tat ihr gut, das konnte sie nicht bestreiten. Doron hatte derlei nie nötig gehabt, er konnte befehlen. Sie errötete leicht und erwiderte: »Nennt mich Zahira. Denn wie ich hörte, seid Ihr Dorons Neffe und folglich bald auch meiner. Ein Mitglied der Familie sozusagen. Da sollten sich Förmlichkeiten erübrigen.«
    »Ihr seid zu gütig, Zahira.« Gaidaron bot ihr seinen Arm und schenkte ihr ein Lächeln. Es war hinreißend, und Zahiras Hand bebte leicht, als sie die Seine ergriff. Der Kerl weiß, wie unwiderstehlich er ist, dachte sie, konnte aber dennoch nichts dagegen tun, dass sie sich fühlte wie ein junges Mädchen bei ihrem ersten Stelldichein.
    Er führte sie durch das große, offenstehende Tor in die riesige, kreisrunde Halle, wo ein ständiges Kommen und Gehen herrschte. Viele wickelten hier ihre Geschäfte ab, ließen sich von den Mondpriestern Briefe, Verträge oder andere Dokumente aufsetzen, baten um einen Rat, einen starken Zauber oder um eine wirksame Arznei. Zahira sah sich scheu um. Sie erinnerte sich an jenen Tag, als sie gehetzt und verzweifelt hier an das Tor gepocht hatte. Im Mondtempel – das wusste sie von ihrem Bruder – taten auch einige aus ihrer Heimat Dienst. Warum das so war, hatte er nicht erklären können. Damals hatte der Oberpriester Zardakion ihr geholfen und sie nicht verraten, obwohl er kein Achladier gewesen war. Er missbillige den Brauch der Kindstötung, und sie hatte sich gewundert, dass er das so offen ausgesprochen hatte.
    »Darf ich Euch zuerst unseren wundervollen Garten zeigen? Die übrigen Räumlichkeiten können wir hernach besichtigen, wenn sich der Verkehr ein bisschen verlaufen hat.«
    »Den Garten? Sehr gern. Wisst Ihr, der Mondtempel und seine Räumlichkeiten sind mir nicht unbekannt. Ich war damals – ich meine, ich habe ihn oft besucht, wenn ich bei König Doron zu Gast war.«
    Beinahe wäre sie ins Stottern gekommen, das war ihr sonst nie passiert. Männer pflegten bei ihr zu parieren, und nun schwebte sie an der Seite dieses Mannes durch die Halle, und ihr Herz klopfte so unvernünftig laut, wie bisher nur bei ihrem geliebten Bagatur. Dass sie eine ehemalige Sklavin aus Achlad war, sollte nicht bekannt werden. Ihre Herkunft aus Samandrien wurde als Irrtum hingestellt. Offiziell war sie nun eine Prinzessin aus Astrakan. Niemand wusste das besser als Gaidaron, der schließlich ihren Ehekontrakt aufsetzen musste und dieses Land vorgeschlagen hatte. Es existierte, aber niemand wusste, wo es lag und wer es bewohnte. Und genau das hatte den Ausschlag gegeben.
    »Wie ich hörte, kommt Ihr aus dem fernen

Weitere Kostenlose Bücher