Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen
sind doch hier unter uns? Ich darf Namen nennen?«
»Seid ganz unbesorgt, ich schweige wie ein Toter, und von meinen Dienern lauscht niemand.«
»Nun.« Borrak befeuchtete seine Lippen. »Du erinnerst dich, dass ich von gewissen Leuten sprach, die danach trachten könnten, den Prinzen Jaryn zu ermorden. Wie du weißt, starb er durch die Hand seines Bruders, und jetzt ist Rastafan der Thronfolger. Derjenige, der Jaryn beseitigen wollte …«
»Sprecht offen, Borrak. Wer ist derjenige?«
»Hm.« Flüsternd fuhr Borrak fort: »Es geht um Gaidaron, den Neffen des Königs.«
Orchan nickte. »Das habe ich mir gedacht. Und weiter?«
»Er taucht in letzter Zeit verdächtig häufig im Palast auf. Ich fürchte, er plant Übles.«
»Schon möglich«, gab Orchan bedächtig zur Antwort. »Aber Ihr habt keine Beweise. Ich rate Euch, Gaidaron im Auge zu behalten. Vielleicht könnt Ihr Rastafan vor einem Anschlag bewahren, denn wenn er Euch auch herabgesetzt hat – im Grunde ist er doch gnädig mit Euch verfahren.«
»Das stimmt, das stimmt«, gab Borrak hastig zu. »Aber ich darf den Palast ohne ausdrücklichen Befehl nicht betreten.«
»Na, dann bestecht eben ein paar niedrige Diener. Die haben es am nötigsten und auf sie achtet keiner.«
»Sie könnten mich erpressen.«
»Nichts ist ohne Risiko. Aber Ihr wollt doch wieder einen angesehenen Posten bekommen? Dann müsst Ihr auch etwas für den Prinzen wagen.«
»Ja, du hast recht.« Borrak seufzte. »Darf ich dich wieder besuchen, wenn ich Neuigkeiten habe? Du weißt ja, ich bin eher ein zupackender Mensch, während du …«
»Natürlich. Ihr seid jederzeit willkommen«, heuchelte Orchan und dachte daran, wie zupackend Borrak immer bei den Hinrichtungen gewesen war. Er nahm den Weinkrug zur Hand. »Darf ich Euch nachschenken?«
42
Gaidaron und Zahira waren sich nähergekommen. Nicht körperlich, obwohl Zahira sich nichts sehnlicher wünschte, doch Gaidaron spielte den rücksichtsvollen Freund, der viel von Keuschheit hielt und außerdem seinem König, Zahiras künftigem Ehemann, die Treue hielt.
Sie hatten sich beide so viel zu sagen, denn ihrer beider Leben war sehr unterschiedlich verlaufen. Gaidaron wusste viele lustige, auch skurrile Geschichten aus dem Mondtempel zu berichten, Zahira wartete mit Räubergeschichten auf und wie sie die Berglöwen im Griff gehabt hatte. Dabei erfuhr Gaidaron nebenbei auch einiges von Rastafan, der in seinen Augen an Bewunderung gewann.
Obwohl er Zahira nur benutzte, konnte er nicht sagen, dass er sich mit ihr langweilte. Sie war schon eine bemerkenswerte Frau, und er bedauerte es, sie für seinen Plan zu opfern, aber schließlich würde er auch Rastafan opfern müssen, was ihm, wie er bereits wusste, viel schwerer fallen würde.
Besonders verblüfft war er über die Tatsache, dass der Lacunar von Achlad, der die Schwarzen Reiter anführte, Zahiras Bruder war. Er wollte Näheres wissen, aber sie meinte, sie habe schon seit Jahren keinen Kontakt mehr zu ihm. Gaidaron glaubte ihr nicht und nahm sich vor, diese Information im Hinterkopf zu behalten.
Längst saßen sie sich bei ihren Treffen nicht mehr gegenüber, sondern Seite an Seite. Flüchtige Berührungen mussten geduldet, ja genossen werden. Gaidaron hielt Zahiras Hand, strich ihr über die Schenkel oder küsste sie flüchtig auf die Wange. Seine scheuen Annäherungen verstand Zahira als Rücksichtnahme, und sie liebte ihn dafür umso mehr. Wenn Gaidaron ihr tief in die Augen sah, dann meinte sie, in ihnen die gleiche Leidenschaft zu erblicken, die sie für ihn empfand. Deshalb fasste sie sich an diesem Abend ein Herz. Sie wollte Gaidaron endlich das sagen, was ihr schon lange auf der Seele lag.
»Ich muss dich etwas fragen, Gaidaron.«
»Frage nur, Liebste.«
Ja, so weit war ihre Vertrautheit schon gediehen, dass er sie Liebste nannte, und er merkte, wie sie erschauerte, wenn er es sagte.
Zahira schluckte und griff dann nach seiner Hand. »Du musst gemerkt haben, dass ich sehr viel für dich empfinde.«
Gaidaron streichelte sie. »Das ist aber keine Frage.«
»Nein.« Zahira errötete. »Ich hoffe, du denkst jetzt nicht schlecht über mich. Aber ich kann es nicht ändern: Ich habe mich in dich verliebt.«
Gaidaron drückte sanft ihre Hand. »Zahira«, hauchte er. »Ich habe gehofft, dass du es sagst und doch auch gefürchtet, denn du weißt, dass es für uns beide keine Zukunft geben kann.«
»Dann liebst du mich auch?«
»War das deine Frage? Ja, Zahira, ich
Weitere Kostenlose Bücher