Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen
wurde, der Priester befinde sich in den Gemächern seiner Mutter.
Rastafan nickte kurz und fragte sich, was Gaidaron mit seiner Mutter zu schaffen hatte. Wo hatten sich die beiden überhaupt kennengelernt? Hatte Zahira den Mondtempel aufgesucht? Bevor ihm noch weitere Fragen zusetzten, beschloss er kurzerhand, die Sache selbst zu klären. Ohnehin war er seiner Mutter schon lange einen Besuch schuldig. Er hatte sie vernachlässigt. Vielleicht konnte er bei dieser Gelegenheit einiges klären.
Er verbot den Wächtern, ihn zu melden. Entschlossen betrat er das Zimmer seiner Mutter. Zwei Köpfe wandten sich ihm wie ertappt zu. Das schlechte Gewissen stand ihnen in den Gesichtern geschrieben, fragte sich nur aus welchem Grunde? Rastafan gratulierte sich zu seinem überraschenden Auftritt. Wie zwei Verschwörer hockten die beiden zusammen auf dem Diwan, und wenn man bedachte, dass Zahira bald Doron heiraten wollte, sogar unschicklich eng.
Er sah Gaidaron an, und als sich ihre Blicke trafen, ahnten beide, woran sie beim anderen waren. Aber die leidenschaftlichen Funken in ihren Augen waren nur kurz aufgeblitzt und für einen flüchtigen Beobachter unbemerkt. Auf Rastafans Lippen legte sich ein amüsiertes Lächeln. Sollte seine Mutter ein Auge auf den hübschen Kerl geworfen haben? Und bewegte sich Gaidaron an beiden Ufern? Das wollte er bald herausfinden. Er nickte Gaidaron kühl zu und an Zahira gewandt sagte er: »Ich grüße dich, Mutter. Ich hoffe, dir geht es gut? Aber ich brauche wohl nicht zu fragen? Hoffentlich störe ich nicht?«
Gaidaron war rasch etwas von Zahira abgerückt, und diese hatte sich gefangen. »Nein, du störst nicht, wir waren gerade fertig mit unserer Besprechung. Aber ich erwarte, dass du nicht unangemeldet in meine Privaträume hineinplatzt.«
»Weil du etwas zu verbergen hast?« Rastafan trat näher und sah sich nach einer Sitzgelegenheit um.
»So ein Unsinn! Du hast einfach schlechte Manieren.«
Rastafan machte schmale Augen. »Ich wäre dir dankbar, wenn du mich nicht vor Fremden zurechtweisen würdest.« Er warf ihr einen missbilligenden Blick zu und richtete ihn dann auf Gaidaron. Dieser besaß die Geistesgegenwart, seine Augen rasch abzuwenden.
Zahira zuckte die Achseln. »Gaidaron ist dein Vetter, er gehört also zur Familie und ist kein Fremder.«
»Aber man tadelt den Prinzen nicht vor einem Dritten.« Rastafan zog einen Sessel zu sich heran. »Darf ich mich setzen?«
»Wenn du nüchtern bist«, erwiderte Zahira spitz. »Sonst legt hier niemand Wert auf deine Gegenwart.«
Gaidaron legte Zahira sanft seine Hand auf den Arm, dann erhob er sich. »Bitte entschuldigt mich, ich fürchte, ich störe hier nur.«
»Nein, ich wünsche, dass du bleibst!«, knurrte Rastafan.
Gaidaron deutete eine Verneigung an und setzte sich wieder. »Wie du wünschst, Vetter.«
»Sage nicht Vetter zu mir! Ich bin Rastafan.«
Gaidaron lächelte schmal. »Ganz wie es dir beliebt, du bist der Prinz.«
»Was willst du?«, fuhr Zahira ihren Sohn an. »Wochenlang lässt du dich nicht blicken, weil du ärger säufst als ein Eber. Weiß dein Vater, dass du wieder unter den Lebenden weilst?«
»Ja, ich war bei ihm, und unser Gespräch war durchaus ergiebig. Du musst wissen, Doron schätzt mich sehr, aber nicht, weil ich sein Sohn bin, sondern meiner Begabungen wegen. Er kennt mich noch nicht lange genug, um Vaterliebe zu fühlen. – Das meinst du doch auch?«, wandte er sich an Gaidaron.
»Mein Onkel hat schon von jeher verstanden, seine Gefühle zu verbergen.«
»Das mag stimmen. Darf ich fragen, was du um diese Zeit bei meiner Mutter zu suchen hast?«
»Rastafan!«, stieß Zahira zornig hervor. »Das geht dich gar nichts an. Ich empfange, wen ich will.«
»Lass nur Zahira. Wir haben keine Geheimnisse vor deinem Sohn. Ich war hier, um mit deiner Mutter den Ehekontrakt durchzugehen, den ich im Auftrag meines Onkels ausarbeite.«
Rastafan tat, als nehme er ihm diese Ausrede ab. »Das trifft sich gut. Ich wollte dich fragen, ob du mir an einigen Tagen im Monat als Sekretär zur Seite stehen kannst?«
Damit hatte Gaidaron nicht gerechnet, und er konnte nicht verhindern, dass sein Gesicht in flammendes Rot getaucht wurde. Zahira deutete seine Verfärbung als Erschrecken, aber Rastafan ahnte, dass sie auf etwas anderes hindeutete. Noch wusste er nicht, was er von dem trauten Beisammensein der beiden zu halten hatte, aber obwohl sie sich Mühe gaben, erkannte er doch, dass seine Mutter in Gaidaron mehr
Weitere Kostenlose Bücher