Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen
hast, und das Gold hast du an deine Räuberfreunde verteilt. Ich jedoch bin leer ausgegangen. Das wird noch ein Nachspiel haben.«
Rastafan zuckte die Achseln. »Ich habe Nemarthos bestohlen, nicht dich.«
»Keine Spitzfindigkeiten, mein Sohn! Das Gold ist mir entgangen, und wenn Nemarthos die Wahrheit wüsste, dann hätten wir Krieg.«
»Das wäre doch einmal eine Abwechslung.«
»Ja, du Narr. Eine Abwechslung. Vor allem für den Verlierer.«
»Du glaubtest nicht an einen Sieg unserer Truppen?«
»Was hat das mit Glauben zu tun? Das Schicksal verhängt Sieg und Niederlagen. Weit vom Gefecht macht alte Krieger.«
»Da, wo ich herkomme, nannte man das Feigheit.«
»Der Hof ist kein Räuberlager. Aber wie du willst. Ich übertrage dir eine Aufgabe, die deinen abenteuerlichen Neigungen vielleicht entgegenkommt und gleichzeitig deine Scharte in Xaytan wieder auswetzt. Nemarthos ist immer noch an jungen Sklaven interessiert …«
Rastafan krauste die Stirn. »Ich soll Bauernsöhne für dich einsammeln so wie damals Borrak und Orchan? Das schlag dir aus dem Kopf!«
»Es ist mir egal, woher du sie nimmst. Wenn du im eigenen Land Skrupel hast, dann hole sie dir aus Angorn.«
»Wo ist das?«
»Die Angorner sind ein Stamm, der in dem Kalksteingebirge westlich von Margan haust. Sie leben von der Viehzucht und betreiben einige Steinbrüche, von denen wir Marmor und den beliebten roten Kalkstein beziehen. Die Angorner nennen das Gebiet ›Gorner Felsen‹.«
»Es gehört nicht mehr zu Jawendor?«
»Nein. Auf unserer Seite befinden sich die Höhlen von Dimashk, die Dörfer der Angorner liegen jenseits von ihnen weiter westlich und außerhalb unserer Grenzen.«
»Und die Angorner verkaufen Sklaven?«
»Du musst sie natürlich rauben. Ihre Dörfer liegen in irgendwelchen abgelegenen Tälern, da dürftest du auf keine Schwierigkeiten stoßen. Natürlich darf Jawendor nicht mit dem Menschenraub in Verbindung gebracht werden, ich vertraue da auf deine Räubererfahrung.«
»Da war ich ein Gesetzloser. Jetzt stehe ich für das Gesetz und soll rauben und plündern?«
»Es geht um einen fremden Stamm, dem wir nichts schulden. Das Erbeuten von Sklaven ist in jedermanns Interesse und wird überall betrieben.«
»Und weshalb damals der Sklavenraub in den eigenen Dörfern?«
»Bei Achay! Weil es einfacher war. Letzten Endes kommt es bei Bauern doch nicht darauf an, in welchem Land sie leben. Ihr Daseinszweck ist Dienen, und wenn ihre Söhne uns bei Nemarthos gedient hätten …« Doron unterbrach sich lächelnd und schüttelte den Kopf. »Ich schlug dir Angorn vor, weil ich sah, dass du bei unseren eigenen Bauern Skrupel hast. Irgendwie verständlich, denn als Gesetzloser hattest du dich mit ihnen gemeingemacht. Aber langsam musst du dich daran gewöhnen, dass du ein Fenraond bist.«
»Das Leuchtfeuer von Jawendor«, höhnte Rastafan.
»Spotte nur. Als mein Sohn hast du keine Wahl.«
»Ist die Sache mit den Angornern ein Befehl?«
»So darfst du es auffassen. Vergiss nicht, dass du mir etwas schuldest.«
»Hm.« Rastafan sah eine Möglichkeit, seiner allzu lang währenden Schwermut zu entfliehen. Nein, Skrupel kannte er nicht. Sklaven erbeuten, das war eine Sache, die Abenteuer verhieß, sie bot ihm die Ablenkung, die er brauchte. Und diesmal gab es weder einen Caelian noch einen Jaryn, die ihn davon abbringen würden. Caelian war verschwunden und Jaryn war tot.
Wenn ich mich nicht bald zu etwas aufraffe, bin ich selbst so gut wie tot , dachte Rastafan und nickte. »Ich tue es. Wann soll ich aufbrechen?«
Doron lachte heiser. »Nur nicht so stürmisch! Du wirst damit warten, bis die Hochzeitsfeierlichkeiten vorüber sind. Ich habe sie in Übereinstimmung mit den Priestern auf den ersten Tag des Lichtmondes festgesetzt. Ein Glück verheißender Monat.«
»Ich hoffe auch, dass meine Mutter mit dir glücklich wird.«
»Warum sollte sie nicht? Ich mache sie zur Königin von Jawendor.«
Dazu sagte Rastafan nichts.
»Du darfst jetzt gehen. Aber hüte dich vor dem Marfander. Es sind schon mehr Männer durch den Wein umgekommen als durch das Schwert.«
41
In einem der weniger vornehmen Hinterhöfe des Palastes hockte Borrak vor einem Fuhrwerk voller schmutziger und schadhafter Kleider. Der Gewandaufseher des Nordflügels hatte ihm diese vor die Füße gekarrt mit den Worten: »Waschen und ausbessern!«
Nun wusste Borrak, dass dieser Befehl nicht an ihn selbst gerichtet war. Er sollte diesen Haufen den Sklavinnen
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