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Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen

Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen

Titel: Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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hätte dich zu mir gerufen, weil ich nicht lesen kann? Oder nicht schreiben? Wozu hat man denn Diener? Glaubst du, ich könne nicht den Boden wischen, nicht Wäsche waschen oder kein Essen kochen? Das alles ist mir geläufig, aber kennst du einen Prinzen, der diese Arbeiten selbst tut?«
    Dass Rastafan ihn einen Diener nannte, traf Gaidaron sehr, aber noch mehr überraschte es ihn, dass Rastafan lesen und schreiben konnte – wenn es denn stimmte. Leider kam es ihm nicht zu, einen Beweis von ihm zu fordern. »Du kannst lesen? Aber das ist ein Privileg der Priester. Es gibt nur wenige Ausnahmen.«
    »Und ich bin so eine Ausnahme.«
    »Darf ich fragen, bei wem …?«
    »Ich war noch ein Knabe, da haben wir bei einem Raubüberfall etliche Schriften erbeutet«, erwiderte Rastafan gelassen. »Die meisten wussten nichts mit ihnen anzufangen, aber ich war neugierig. Einer unserer Berglöwen war früher ein Tempeldiener gewesen, er kannte die Buchstaben und erklärte sie mir. Ich habe mir das Lesen dann selbst beigebracht – und später natürlich auch das Schreiben.«
    Gaidaron wusste nicht, ob er diese abenteuerliche Geschichte glauben sollte. »Aber wozu?«, fragte er. »Hast du denn damals schon gewusst, dass du Dorons Sohn bist?«
    Rastafan wog rasch die Antwort ab. »Nein«, sagte er wahrheitsgemäß. »Es war für mich ein Zeitvertreib. Und heute ist er mir nützlich, wer hätte das gedacht?« Er lächelte boshaft. »Auf diese Weise kann man mich nicht betrügen. Nicht, dass du das vorhättest, aber jetzt weißt du immerhin, dass ich ein Auge auf jedes Schriftstück haben werde.«
    »Du vertraust mir nicht, das spüre ich.«
    »Sagen wir: noch nicht völlig, obwohl du so ein offenes und ehrliches Gesicht hast.«
    »So offen und ehrlich wie deine Worte, Rastafan.«
    Rastafan hob seinen Becher. »Darauf wollen wir trinken.«
    Gaidaron verzog das Gesicht und nahm einen winzigen Schluck. »Dieses scharfe Zeug mag ich nicht. Wir im Mondtempel bereiten wunderbare Liköre zu, die solltest du einmal probieren.«
    »Mit oder ohne Gift?«
    Gaidaron grinste. »Gifte stellen wir auch her, aber nur zum Heilen.«
    »Ach! Mit Giften kann man heilen?«
    »Allerdings. Wusstest du das nicht? Hast du nie einen Tross überfallen, der zufällig Kästen voller Medizin bei sich hatte und einen Tempeldiener, der sich damit auskannte?«
    Rastafan hielt den Atem an, seine Miene drohte sich zu verfinstern, doch dann stieß er ein schallendes Gelächter aus. Er bog sich vor Lachen und konnte sich kaum wieder beruhigen. »Das war gut, Gaidaron, das war wirklich gut!«, keuchte er. Als der Anfall vorüber war, wischte er sich die Tränen aus den Augen. »Danke, Gaidaron, ich danke dir.«
    »Wofür?«
    »Dass du mich zum Lachen gebracht hast. Oh, es ist lange her, dass ich etwas zum Lachen gehabt habe.«
    »Ich hörte, dass Jaryns Tod dir sehr naheging.«
    »Ja.« Rastafans gerötetes Gesicht verlor sofort alle Farbe.
    Gaidaron fühlte sich unbehaglich. »Möchtest du, dass ich jetzt gehe?«
    »Ja, ist wohl besser.«
    Gaidaron erhob sich und sah Rastafan fragend an, als erwarte er noch eine letzte Bemerkung.
    »Hast du etwas von Caelian gehört?«
    Gaidaron zuckte zusammen. »Nein«, erwiderte er belegt.
    Rastafan nickte. »Schon gut. Ich lasse dich rufen, wenn ich dich wieder benötige.«
    Gaidaron verneigte sich spöttisch. »Ich bin dein gehorsamer Diener.«
    Als er sich auf dem Korridor befand, lächelte er. Dieser Räuberhauptmann wollte lesen können? Das war einfach lachhaft. Aber er würde ihn der Wichtigtuerei überführen. Nicht, dass er dadurch etwas gewönne, es war ihm lediglich ein Bedürfnis, den großen Rastafan zu blamieren, ein harmloses Vergnügen am Rande eines gefährlichen Spiels.

44
    Borrak hatte wieder einmal Orchan aufgesucht. Der Kaufmann fand sich unversehens in einer Vertrauensposition wieder, die ihm gar nicht behagte. Er wollte nichts hören von Palastintrigen, Mordkomplotten oder anderen Verschwörungen. Diese Dinge waren wie Schlingpflanzen, in denen man sich verfing, sobald man sie ausreißen wollte. Aber mit Borrak wollte er es sich nicht verderben. Auch wenn dieser Mann über keine Macht mehr verfügte, so besaß er doch ein bösartiges Wesen und könnte auf Rache sinnen, wenn man ihn brüskierte.
    »Ich habe deinen Rat befolgt und einen Diener bestochen«, teilte dieser ihm eifrig mit. »Und jetzt weiß ich auch, wen Gaidaron täglich besucht. Es ist die Mutter des Prinzen, die zukünftige Königin.«
    »So,

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