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Lacunars Fluch, Teil 3: Wüstensöhne

Lacunars Fluch, Teil 3: Wüstensöhne

Titel: Lacunars Fluch, Teil 3: Wüstensöhne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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Priesterinnen so etwas erwarten
, sagte er sich. Aber die beiden Schwestern machten auf ihn einen schrulligen Eindruck.
Es muss an ihrem hohen Alter liegen
, dachte er.
Und an der Abgeschiedenheit, in der sie hier leben.
    Es gab Gemüseeintopf mit gekochtem Schweinefleisch. Der Kessel hing ständig über dem Feuer, so wurde das Essen warmgehalten. Es schmeckte ihm ausgezeichnet, nur das laute Schmatzen der beiden Alten störte ihn ein wenig. Sie wirkten jedoch sauber und gepflegt. Ihr schütteres, graues Haar trugen sie wie eine Krone auf den Köpfen.
    »Schon lange her, dass wir mit einem jungen Mann zusammen gegessen haben, nicht wahr, Tanai?«
    »Du sagst es, Tanais. Lange her.«
    Caelian lächelte angespannt.
    »Was will denn der Mondtempel von uns?«
    »Mich interessiert, was Anamarna von uns will.«
    »Was er von mir will«, verbesserte Tanais sie. »Er war damals hinter mir her.«
    »Wer? Anamarna?«, fragte Caelian ungläubig.
    »Glaub Tanais kein Wort, er wollte nur mich.«
    »Äh – sprechen wir von demselben Mann?«
    »Ich glaube schon«, lächelte Tanai. »Von Anamarna, dem stadtbekannten Frauenverführer.« Sie stießen sich kichernd an. »Heute wohnt er an der Kurdurquelle und spielt den abgeklärten Mann.«
    »Ach nein, da tust du ihm Unrecht«, sagte Tanais. »Er muss jetzt auch schon in die Jahre gekommen sein, da schläft es bei den Männern ein.«
    Caelian räusperte sich. Natürlich waren sowohl Anamarna als auch diese Schwestern einmal jung gewesen, aber es bereitete ihm Mühe, sich das vorzustellen. »Ich weiß nicht, ob ich mit meinem Anliegen richtig bei euch bin. Es geht nämlich nicht um – äh – irgendwelche Gelüste.«
    »Gelüste!« Das Wort schien sie mächtig zu erheitern, und sie kicherten eine ganze Weile, bis Tanais fragte: »Was ist denn dein Anliegen, junger Mann?«
    »Mich hat eine gewisse Usa aus Faemaran zu euch geschickt.«
    »Usa? Das kleine Mädchen? Oh, du hast sie gesehen? Wie geht es ihr?«
    »Sehr gut. Sie ist Oberpriesterin im dortigen Alathaiatempel.«
    »Das ist gut«, nickte Tanais, und Tanai nickte auch. »Gut. Du musst sie auch von uns grüßen, wenn du sie wiedersiehst.«
    »Das will ich gern tun.« Caelian legte die Tasche mit den Schriftrollen auf den Tisch. »Deswegen bin ich hier.«
    »Was ist denn drin?«, fragte Tanai neugierig.
    Tanais klopfte ihr leicht auf die Finger. »Sei nicht so neugierig. – Was ist denn drin?«
    »Alte Schriftrollen.«
    »Alte Schriftrollen?« Sie klatschten vor Freude in die Hände, als seien alte Pergamente wunderbares Spielzeug.
    Caelian zog wahllos eine heraus und schob sie den Schwestern hinüber. »Usa meinte, ihr könntet das lesen?« Er zweifelte stark daran, doch nun war er einmal hier und wollte sein Glück ausprobieren.
    Die beiden Alten strichen mit ihren gichtigen Fingern, die abgestorbenen braunen Zweigen glichen, ehrfurchtsvoll über das gelbliche, leicht fleckige Pergament. »Alt, sehr alt«, murmelten sie. Dann rollten sie es vorsichtig aus.
    »Oh!«, rief Tanai.
    »Oh ja«, stimmte Tanais zu.
    »Ihr könnt das lesen?«, fragte Caelian hoffnungsvoll.
    Sie schüttelten die Köpfe. »Nein, aber wir wissen, was das für eine Schrift ist.«
    »Genauer gesagt«, fügte Tanai hinzu, »handelt es sich hier um zwei Schriften.«
    »Ach ja?« Caelian war etwas enttäuscht.
    »Es sind die sogenannten Chalamydenschriften«, klärte Tanais ihn auf. »Benannt wurden sie nach Chalamydas, dem Gründer eines bedeutenden Priestergeschlechts, das lange Zeit in Achlad gewirkt hat. Sie haben für Vorgänge, die eine Geheimhaltung erforderten, eine eigene Schrift entwickelt. Wo hast du die Rollen her?«
    »Das darf ich euch leider nicht sagen.«
    »Schnickschnack«, sagte Tanai. »Sie können nur aus der Pyramide von Zarador stammen.«
    Caelian schaute betroffen drein. »Woher wisst ihr das?«
    Tanais lächelte, sodass ihre zwei Zähne sichtbar wurden. »Wir wissen viel. Wir sind alt.«
    »Sehr alt«, nickte Tanai.
    »Ich fürchte, die Chalamyden gibt es nicht mehr?«, bemerkte Caelian.
    »Nein, ihre Dynastie erlosch schon vor Jahrhunderten.«
    »Dann wird also niemand mehr diese Schriften lesen können?«
    Die Schwestern wiegten geheimnisvoll ihre Köpfe. »Für den Text wurden zwei verschiedene Schriftzeichen verwendet. Man kann sie bloß mithilfe der beiden zweisprachigen Tafeln lesen, denn die Rollen sollen ihr Geheimnis nur durch gemeinsames Bemühen preisgeben.«
    »Und wo befinden sich diese Tafeln?«, fragte Caelian

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