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Lacunars Fluch, Teil 3: Wüstensöhne

Lacunars Fluch, Teil 3: Wüstensöhne

Titel: Lacunars Fluch, Teil 3: Wüstensöhne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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erregt.
    Die beiden Schwestern sahen sich an. »Sag es ihm!«, forderte Tanais ihre Schwester auf.
    »Nein, er ist nicht der Richtige.«
    »Aber er hat ein unschuldiges Gesicht.«
    »Es müssen aber die Richtigen sein«, maulte Tanai.
    Caelian wurde ungeduldig. »Wer sind denn die Richtigen?«
    Tanai kicherte. »Zwei Könige – Brüder, die in Zwietracht lebten – liegen in ihren Sarkophagen und warten. Zwei Könige – Brüder wie sie –, die in Zwietracht leben, müssen sich versöhnen. Denn alles muss sich im großen Kreislauf wiederholen. Nur ihnen sind die Tafeln bestimmt.«
    »Das wollte ich ihm doch erzählen, jetzt hast du dich wieder in den Vordergrund gespielt«, gab sich Tanais beleidigt.
    »Augenblick. Phemortos und Lacunar waren Brüder?«
    »Aber ja. Das weiß doch jedes Kind«, sagte Tanais.
    »Sehr böse Brüder«, fügte Tanai hinzu.
    »Du und dein Freund, ihr seid keine Könige, also seid ihr nicht die Richtigen …«
    »… für die die Tafeln bestimmt sind«, ergänzte Tanai.
    »Aber wir haben die Rollen. Dann müssen wir auch die Tafeln haben. Sonst sind sie doch wertlos.«
    »Sag es ihm doch schon«, drängte Tanais.
    »Und nachher bin ich wieder schuld, wenn was passiert.«
    »Was soll denn passieren?«, fragte Caelian.
    »Es heißt, wenn die Tafeln in die falschen Hände geraten, wird ein furchtbarer Fluch sich erfüllen.«
    Caelian stöhnte. »Ich höre immer nur Flüche. Wenn die Sachen in die Hände von Schurken geraten, kann es schon böse ausgehen, aber mein Freund und ich, wir sind keine Schurken, wir sind …« Er unterbrach sich, weil ein Gedanke in seinem Kopf Funken geschlagen hatte:
Zwei Könige, Brüder, die in Zwietracht leben!
Dabei konnte es sich doch nur um Rastafan und Jaryn handeln. Aber Jaryn war kein König. Spielte das eine Rolle?
    Der Gedanke machte ihn ganz unruhig.
    »Vielleicht hat sich diese Regel mit der Zeit verändert?«, gab Tanais zu bedenken.
    »Ja, wie ein farbiges Tuch, das mit der Zeit ausbleicht. Zwei Priester könnten es wohl auch sein.«
    »Und sie kennen Anamarna.«
    »Ja, wir sollten es riskieren.«
    »Also gut. Die Tafeln …« Tanais kicherte. »Ihr seid schon ganz dicht dran. Die eine befindet sich im Sonnen-, die andere im Mondtempel.«
    »Was? In den Archiven der Tempel? Das glaube ich nicht. Dann hätte sie man doch längst gefunden.«
    Tanais’ Kopf wackelte auf ihrem dünnen Hals. »Längst gefunden, aber nicht beachtet. Ein Zeichensatz, für den man keine Schriftrollen besitzt. Hingeworfen zu den Stücken, die niemand versteht.«
    Caelian stieß ein erleichtertes Seufzen aus. »Wenn sich die Tafeln in den Tempeln befinden, werde ich sie finden. Dann werde ich die Schriften übersetzen, und dann …« Caelians Augen leuchteten. »Dann werden wir vielleicht tiefer in die Vergangenheit unserer Länder eindringen und können an der großen Versöhnung arbeiten. Das heißt, falls die Schriften dafür überhaupt Lösungen anbieten.«
    »Wir sind furchtbar neugierig, nicht Tanais?«
    »Das sind wir. Hast du noch daran geglaubt, dass sie zurückkehren werden?«
    »Die guten Zeiten? Nein. Kein bisschen. Ob wir das noch erleben werden?«
    »Bestimmt, wir sind ja noch rüstig.«
    »Ich bestimmt, aber du humpelst in letzter Zeit etwas, meine Liebe.«
    »Und du schnarchst. Das ist ungesund. Du wirst noch mal im Schlaf ersticken.«
    »Habt ihr denn schon aus der Kurdurquelle getrunken?«, fragte Caelian, leicht belustigt.
    »Ach, viele Male«, winkte Tanais ab. »Aber heute ist uns der Weg zu lang.«
    »Dir meinst du wohl. Ich könnte jederzeit aufbrechen.«
    »Möchtest den Alten wohl gern wiedersehen?«, stichelte Tanais.
    »Ich werde ihn ja bald aufsuchen«, sagte Caelian. »Soll ich ihm dann Grüße von euch bestellen?«
    »Ach ja, von mir die besten Grüße und vor allem Gesundheit«, sagte Tanais.
    »Und von mir Grüße und Küsse und ganz viel Gesundheit«, fügte Tanai hinzu.
    Caelian stopfte die Schriftrolle wieder in seine Tasche. Es war amüsant bei den alten Schwestern, aber nun wollte er wirklich gehen, doch natürlich ließen sie ihn nicht fort.
    »Du willst jetzt mitten in der Nacht aufbrechen? Auf keinen Fall.«
    »Da draußen gehen die Toten um«, sagte Tanai.
    »Sei nicht dumm. Das sind bloß Zylos, aber sie sind unheimlich und stehlen wie die Raben.«
    »Du bleibst über Nacht, Caelian. Und morgen reist du ausgeruht ab mit einem guten Frühstück im Magen.«
    »Wir lassen dich auch allein schlafen«, versprach Tanai.
    Caelian

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