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Lacunars Fluch, Teil 3: Wüstensöhne

Lacunars Fluch, Teil 3: Wüstensöhne

Titel: Lacunars Fluch, Teil 3: Wüstensöhne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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Caschu handeln konnte. Ihre Antworten klangen auswendig gelernt, ihre Hände waren gepflegt und von schwerer Arbeit nicht gezeichnet. Alle drei haben gestanden, und es war nicht einmal notwendig, sie zu foltern.«
    »Und die Übrigen?«
    »Ein Haufen von Verbrechern. Bei den Verhören ist herausgekommen, dass der Schatzmeister Sariera die falschen Zeugen gekauft hat. Natürlich war auch der Richter Jarmal eingeweiht. Deshalb ist sein Urteilsspruch ungültig. Außerdem hatten sie für den Fall, dass Taymar verurteilt wird, geplant, einen unfähigen Anwärter als Strohmann bei den Wahlen vorzuschieben, der dann noch ärger als Taymar hausen sollte, falls das überhaupt möglich gewesen wäre. Alle achtzehn, die ihr festgenommen habt, gehörten einer Verschwörung an, deren Haupt Achhardin war. Glaube mir, Tasman, diese Leute sitzen nicht unschuldig im Kerker.«
    »Das hört sich nach einer Palastrevolution an.«
    »So ist es, Tasman. Und am meisten ergrimmt es mich, dass sie ihren König für einen Schwachkopf gehalten haben.«
    »Was hast du jetzt vor? Einen neuen Prozess?«
    »Die Aussagen wurden ohne Folter erreicht und niedergelegt. Diese Protokolle genügen. Ich bin ermächtigt, alle wegen Hochverrats hinzurichten.«
    »Und das wirst du tun?«
    »Ich lasse die Urteile gerade ausfertigen und die Pfähle schon zuspitzen.«
    Tasman lächelte. »Wohl eher abrunden.«
    Rastafan lächelte abgründig. »Natürlich.«
    »Aber dann hast du keine Würdenträger mehr.«
    »Ich werde Neue finden. Ein paar Namen habe ich mir bereits notiert. Es gibt in Margan ein paar anständige Männer. So werde ich Orchan zum Schatzmeister ernennen.«
    Tasman schlug ihm auf die Schenkel. »Du musst wissen, was du tust. Ich habe meine Arbeit getan.«
    »Bist du anderer Meinung als ich?«
    »Du müsstest keine Todesurteile aussprechen. Mit lebenslanger Kerkerhaft wäre der Gerechtigkeit ebenfalls gedient.«
    »Aber Tasman, seit wann hast du so ein weiches Herz?«
    »Ein weiches Herz? Ich finde lebenslange Kerkerhaft grausamer als den Tod. Aber darum geht es nicht. Du wolltest ein guter König sein.«
    »Ja, aber kein schwacher König. Ich werde jedem zeigen, was es bedeutet, sich gegen mich aufzulehnen.«
    Tasman erhob sich. »Tu, was du für richtig hältst. Machen wir jetzt weiter mit dem Kreuzgriff? Den kannst du noch verbessern.«
    »Mit dem habe ich dich das letzte Mal auf den Boden geschickt.«
    »Ein einziges Mal. Du musst es jedes Mal schaffen. Du bist der König.«

35
    Saric legte Rastafan die zwanzig Pergamente mit den Todesurteilen zur Unterschrift vor. Was er davon hielt, war seiner Miene nicht anzumerken. Er fand Rastafan in einer nachdenklichen Stimmung vor. Das Triumphgefühl über die Verschwörer schien etwas abgeklungen zu sein.
    »Danke Saric. Du kannst gehen, ich brauche dich nicht mehr.«
    Saric zögerte, doch Rastafan wedelte ihn ärgerlich weg. Nachdem er gegangen war, nahm sich Rastafan die Urteile vor und las sich noch einmal die Namen durch. Lauter Männer, die Stützen des Reiches hätten sein müssen, denen er hätte vertrauen sollen. Zwanzig Männer aus den besten Familien Jawendors! Er wusste noch nicht, wie er diese Lücke schließen sollte, denn die Ämter mussten von fähigen Leuten besetzt werden. Seine Berglöwen waren dafür nicht zu gebrauchen. Die Familien würden ein Geschrei anheben. In den Provinzen konnten Unruhen ausbrechen. Er musste mit den Offizieren des Heeres sprechen und sie darauf vorbereiten.
    Tasmans Worte klangen ihm noch im Ohr.
›Du wolltest ein guter König sein.‹
Es kränkte Rastafan zutiefst, dass man ihm diese Absicht so schmählich vergolten hatte. Aber wie konnte man von Giftschlangen erwarten, dass sie einen nicht bissen? Ja, nun würden sie dafür mit einem grausamen Tod bezahlen. Sie hatten ihn verdient.
    Plötzlich überkam Rastafan eine Erinnerung. Ein Bild stieg in ihm auf. Er sah einen Mann sich in Todesqualen auf einem Pfahl winden: Bagatur, der wie ein Vater für ihn gewesen war. Er selbst, damals kaum dem Knabenalter entwachsen, hatte nie etwas Schrecklicheres gesehen als diese Menschen, die tagelang unter wildesten Schmerzen starben. Das Leben im Räuberlager hatte ihn nicht zimperlich werden lassen, doch die Pfähle auf den Zinnen Margans hatten sich ihm unauslöschlich eingeprägt. Sie waren für ihn der Inbegriff der Grausamkeit gewesen. Dafür hatte er Margan gehasst, dafür hatte er Doron gehasst. Und er hatte nicht versucht, diesem Hass Einhalt zu gebieten, denn

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