Lacunars Fluch, Teil 3: Wüstensöhne
es?«
»Ich suche zwei Tafeln.« Caelian berichtete in kurzen Worten, dass sie auf Pergamentrollen gestoßen seien, zu deren Entzifferung sie die Tafeln benötigten. Einzelheiten gab er nicht preis. Das hätte womöglich zu langen Erörterungen geführt, für die er glaubte, keine Zeit zu haben. »Wir versprechen uns entscheidende Hinweise auf die Vergangenheit unserer beiden Länder. Eine der Tafeln muss sich bei euch im Archiv befinden.«
Saric nickte. »Ich kenne deine Tafeln nicht, aber ich weiß, dass es einen Raum gibt, wo unerklärliche oder unbekannte Objekte aufbewahrt werden. Wenn, dann müsste deine Tafel dort zu finden sein. Wollen wir gleich nachschauen oder …«
»Ja, ja, gleich. Ausruhen kann ich später. Ich will sicher sein, verstehst du? Wegen der anderen Tafel spreche ich mit Auron. Es gibt doch noch den geheimen Gang zum Mondtempel?«
»Ja. Ich werde mit Sagischvar sprechen, dass er ihn für dich öffnet.«
Caelian fieberte der Suche entgegen. Wenn er die Tafeln nicht fand, dann waren die Schriften wertlos. Aber dann war die Sache leichter als gedacht. Durch Caelians Beschreibung konnte Saric nach kurzer Zeit die Tafel hervorholen. Sie war zweigeteilt. Auf der oberen Hälfte standen unbekannte Zeichen, auf der unteren die bekannten Zeichen von Jawendor und Achlad, denn in beiden Ländern wurde dieselbe Sprache gesprochen.
»Das sind uns unbekannte Buchstaben, deshalb hat man die Tafel hier abgelegt«, sagte Saric. »Niemand konnte etwas damit anfangen, denn Pergamente mit dieser Schrift existierten hier nicht.«
Caelian war so erleichtert, dass er Saric einen flüchtigen Kuss auf die Wange drückte. »Danke. Nun bin ich sicher, dass ich das andere Stück im Mondtempel aufstöbern werde.«
Er fand jetzt auch die Muße, sich mit Saric zusammenzusetzen und Erfahrungen und Erlebnisse auszutauschen. Wo Jaryn sich aufhielt, wollte er ihm nicht sagen. »Es ist kein Misstrauen dir gegenüber, aber wie du selbst sagst, arbeitest du zeitweise als Rastafans Sekretär. Wie leicht könnte dir eine Bemerkung herausrutschen.«
»Ich weiß, dass er lebt, damit bin ich zufrieden. Und ich weiß auch, dass er eines Tages zurückkommen wird. Ich kann warten.«
Es wurde ein langer Abend. Caelian erzählte Saric von ihren Abenteuern in Achlad, wie sie die Pyramide gefunden hatten und von ihrer Flucht aus Faemaran. Er erzählte von den Schwestern Tanai und Tanais und erfuhr seinerseits von Saric Neuigkeiten vom Hofe, vom Ausgang der Gerichtsverhandlung und der Verurteilung Gaidarons zu einem Leben in der Bedeutungslosigkeit.
»Wie kommst du mit Rastafan zurecht?«
»Sehr gut. Es hat sich ein Vertrauensverhältnis entwickelt. Er bemüht sich, das Richtige zu tun, will alles wissen und am liebsten alles in die eigenen Hände nehmen, was natürlich nicht geht. Der frische Wind, den er einlassen will, wird von den Höflingen nicht gut vertragen. Er meint es gut und verdirbt es sich doch mit jedem, weil er glaubt, es genüge ein Wort von ihm oder ein Wink, und alle gehorchen ihm, weil er der König ist. Er ist ungeduldig und versteht nicht, dass sich die Dinge entwickeln müssen.«
Caelian lächelte. »Ja, so kenne ich ihn. Immer voranstürmen wie ein wilder Eber. Ich kann mir gut vorstellen, dass er sich damit keine Freunde erwirbt. Aber er ist besser als Doron, oder?«
Saric lachte. »Die beiden kannst du nicht vergleichen. Rastafan ist mir tausendmal lieber.«
»Und die Sache mit unserem gemeinsamen Freund? Wie steht er dazu?«
»Es steht schlimmer um ihn, als er sich anmerken lässt. Ach Caelian, es vergeht kein Tag, an dem ich ihm nicht jubelnd verkünden möchte, dass er lebt. Es fällt mir sehr schwer, das vor ihm zu verheimlichen.«
»Das verstehe ich, Saric. Aber du weißt, dass Rastafan danach trachten müsste, ihn zu finden und zu töten, wenn er wüsste, dass er noch lebt. So ein Zusammentreffen würde beide zerreißen. Und dann würde Gaidaron wieder Morgenluft wittern.«
»Nur der Gedanke daran gibt mir Kraft. Und die Hoffnung, dass sich durch ein Wunder doch noch alles zum Guten wendet.«
»Ich hoffe, die Schriften werden uns dabei helfen.«
37
Gaidarons äußerliche Blessuren waren so gut wie verheilt, aber seine inneren Verletzungen schwärten wie eine offene Wunde. Sein zutiefst gehütetes Geheimnis hatte er seinem Feind offenbart, sich vor ihm erniedrigt und seine Seele entblößt, doch dieser hatte ihn nicht angenommen in seiner Qual. In langen, dunklen Stunden, die er in seiner
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