Lacunars Fluch, Teil 3: Wüstensöhne
Kammer verbrachte, vermeinte er, Rastafan lachen zu hören: Der Mann, der an seiner Statt König werden wollte, hatte sich vor ihm zum Wurm gemacht. Würmer sitzen nicht auf Thronen, sie kriechen durch den Staub.
Er wusste nicht, wen er mehr hasste: Rastafan oder sich selbst. Er wusste nicht einmal, ob er Rastafan hasste oder in einem verborgenen Winkel seines Herzens anbetete. Er meinte, sich selbst nicht mehr zu kennen, bekam Schweißausbrüche und Herzrasen. Wenn er sich erschöpft auf sein Lager warf, dachte er an Caelian, der sich vielleicht in Margan aufhielt, aber sich nicht im Mondtempel blicken ließ. Auch von diesem wurde er wie Aussatz gemieden. Was hätte er für einen einzigen Kuss von ihm gegeben!
Meine Schuld?
, überlegte er.
Oder hausen Dämonen in mir? Unsinn! Wir beschwören Dämonen und treiben sie aus, aber wir beherbergen sie nicht, denn sie beruhen auf Einbildungen.
Da suchte ihn Suthranna auf. Missbilligend musterte er Gaidaron. Sein Gewand war fleckig von Wein und sein Haar fettig und strähnig.
Müde sah Gaidaron von seiner Arbeit auf. »Was willst du?«
»Du siehst ungepflegt aus. Du bist eine Schande für den Mondtempel.«
Gaidaron stieß ein krächzendes Gelächter aus. »Wer sieht mich denn hier? Bist du gekommen, um mir das zu sagen?«
»Nein. Ich habe einen Auftrag für dich.«
Gaidaron wies auf die sich stapelnden Pergamente. »Wie du siehst, werde ich mit Arbeit überhäuft. Ich kann nichts mehr annehmen.«
»Es geht um eine Dämonenaustreibung.«
»Ach ja?« Nun wandte sich Gaidaron ihm mit größerem Interesse zu. »Auf welcher Ebene?«
»Auf der Höchsten.«
Gaidarons Augen blitzten auf. Das war spannend. Seine Lethargie fiel von ihm ab. Auf der höchsten Ebene ließ man einen Dämon persönlich erscheinen. »Wer benötigt einen so starken Zauber?«
»Tiyamanai ist an mich herangetreten.« Suthranna zögerte. »Er verwaltet und beaufsichtigt Morphors Heiligtum. Der Tempel befindet sich im Bezirk Dimashk.«
Gaidaron schüttelte betroffen den Kopf. »Morphors Tempel? Das ist kein Heiligtum, das ist unheiliger Boden. Morphor wird von den Zylonen verehrt.«
»Ja. Es sind rätselhafte Menschen mit undurchsichtigen Bräuchen und abwegigen Wertvorstellungen, dennoch werden sie und ihre Religion in Margan geduldet. Schon seit Jahrhunderten. Sie gehören also in unsere Gesellschaft. Und wenn jemand von ihnen uns um Hilfe bittet, dürfen wir sie nicht verweigern.«
»Aber es sind dumme, schmutzige Kreaturen, die sich wie Geister durch unsere Straßen bewegen, sich vom Betteln ernähren und niemandem von Nutzen sind.«
»Das mag deine Ansicht sein, aber wir wollen jetzt nicht Grundsätzliches erörtern. Du weißt selbst, dass kein Herrscher zuvor es gewagt hat, sie anzutasten. Und solange sie den Schutz des Throns genießen, hast du dich zu fügen.«
»Ha!« Gaidaron machte eine verächtliche Handbewegung. »Den Schutz des Throns, doch vor allem der Priester, das hast du vergessen hinzuzufügen. Und der wird ihnen nur gewährt, weil das Volk abergläubisch ist und sie fürchtet.«
»Das mag so sein. Doch auf diesen Grundlagen beruhen alle Religionen, auch die unsere. Wenn du die Ängste, Hoffnungen und Wünsche der Menschen missachten willst, dann müssen wir noch heute den Mond- und den Sonnentempel schließen.«
Gaidaron brummte etwas Unverständliches. »Ich verstehe nur nicht, weshalb die Zylonen eine Dämonenaustreibung benötigen, wo sie doch selbst diesem Dämon Morphor dienen.«
»Weißt du Genaues über diesen Kult?«
»Nein, ich habe mich nie mit diesem Unrat beschäftigt.«
»Dann fälle keine voreiligen Urteile. Die Zylonen betrachten Morphor als ihren Schutzgott, nicht als Dämon. Morphor ist älter als Margan, ja vielleicht sogar älter als Achay und Zarad.«
»Aber ihr Tempel liegt wohl nicht grundlos in dem verfluchten Bezirk Dimashk.«
»Weil sie in den dortigen Höhlen hausen. Das müssen sie, weil niemand es wagt, sie anzufassen. Man glaubt, wer sie berührt, wird ebenfalls ein Zylone und muss zukünftig wie ein Ausgestoßener leben. Sie haben auch merkwürdige geschlechtliche Gewohnheiten, und es heißt, man würde ihnen beim geringsten Körperkontakt selbst verfallen.«
Gaidaron lachte höhnisch. »Wer würde es schon mit Zylonen treiben?«
»Das ist unwichtig. Jedenfalls wissen du und ich, dass diese Berührungsängste ebenfalls auf Aberglauben beruhen, und dass du, solltest du einen von ihnen berühren, immer noch der Mondpriester Gaidaron
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