Lacunars Fluch, Teil 4: Rastafans Buße (German Edition)
persönlich sagen.«
»Ich fürchte, Jaryn wird – er hat keine Zeit für Besuche.«
»Keine Zeit? So ein Unsinn! Was treibt er denn hier den ganzen Tag? Er hat doch keine Pflichten, reitet in der Gegend herum, und du liest Bücher. So ein bequemes Leben möchte ich auch einmal haben.«
Caelian war ernst geworden. Eine Einladung Anamarnas hörte sich verlockend an, aber der Alte hatte bestimmt einen äußerst wichtigen Grund. Was war in Jawendor passiert? Verschwieg Aven ihm etwas? Sollte Jaryn unter gewissen Bedingungen zurückkommen? Aber so sehr Caelian sich das wünschte, es war unmöglich. Jaryn war Lacunar, Achlad brauchte ihn, nicht Jawendor. Oder handelte es sich um etwas ganz anderes?
»Ich werde mit ihm reden«, erwiderte er belegt.
Aven hatte gute Ohren. »Habt ihr euch gestritten?«
»Aber nein. Es ist nur so, dass …« Caelian fiel keine Ausrede mehr ein. Er wollte aber nicht, dass es in Jawendor bekannt wurde, dass der tote Prinz Jaryn Lacunar in Achlad war. Jedenfalls nicht, solange Jaryn noch mit so vielen Problemen zu kämpfen hatte.
»Ich bin nicht sicher, ob Jaryn zurück will. Du weißt schon. Alles dort erinnert ihn an Rastafan, selbst die Kurdurquelle. Du erinnerst dich?«
»Ja. Aber unklare Gefühle können doch wohl kein Grund sein, eine Einladung Anamarnas abzulehnen.«
»Er ist nicht mehr für Jaryn zuständig.«
»Da befindest du dich im Irrtum«, entgegnete Aven scharf. »Jaryn ist in ein Geheimnis eingebunden, das noch nicht gelüftet und erfüllt wurde. Er weiß das. Er hat Verpflichtungen. Und an der Kurdurquelle kann ihm nichts geschehen.«
Hier hat er auch Verpflichtungen, dachte Caelian. Aber die Vorstellung, mit Jaryn und Aven zu Anamarna zu reisen, war so verlockend, dass er alle Bedenken von sich warf. Ja, er musste Jaryn überzeugen. Sie würden die Reise antreten, und wenn er ihn an den Haaren hinschleifen musste. Er fürchtete nur, dass er dann nicht mehr mit ihm nach Araboor zurückkehren werde.
~·~
Alle seine Bedenken vergingen wie Rauch. Denn als Jaryn davon erfuhr, war er sogleich bereit mitzugehen. »Länger als zwei, drei Wochen wird es wohl nicht dauern«, hatte er gesagt. »Für diese Zeit kann ich hier für meine Vertretung entsprechend Vorsorge treffen.« Er verriet Caelian nicht, dass auch er vor Heimweh manchmal verging, so sehr er auch sein neues Leben schätzen gelernt hatte.
Obwohl es Aven drängte, saßen sie zwei Nächte schwatzend zusammen und unternahmen tagsüber Ausflüge in die Umgebung. Inzwischen wusste Aven, dass Jaryn Lacunar geworden war, und es hatte ihn kein bisschen überrascht.
»Du bist das geworden, was dir schon immer bestimmt war: Ein guter Herrscher zu werden. Anamarna hat gesagt, wenn du auch manchmal Wege gehen musstest, die in die falsche Richtung zu führen schienen, so wird dich die Vorsehung doch am Ende an den Ort bringen, wo sich alles erfüllen wird, was geschrieben steht.«
»Hat er das aus den Pyramidenschriften gelesen?«
»Nein, das hat er aus den Sternen«, grinste Aven.
»Ich freue mich darauf, Anamarna und die Quelle wiederzusehen. Außerdem bin ich sehr gespannt auf die Fortschritte Suthrannas mit seinem Hospital. Das ist eine vernünftige Einrichtung, aber ich fürchte, in Achlad ist das nicht so leicht zu machen. Die meisten können die weiten beschwerlichen Wege nicht zurücklegen.«
»Man könnte Straßen bauen.«
»Die weht der Wind ganz schnell wieder zu. Glaube mir Aven, hier ist vieles anders als in Jawendor. Dort hatte ich uneinsichtige Menschen gegen mich, aber Menschen ändern ihre Meinung oder sterben, hier kämpfen wir gegen Naturgewalten. Deshalb muss Achlad anders regiert werden.«
»Du bist so vernünftig geworden«, grinste Aven.
»Das war er doch schon immer«, brummte Caelian und zwinkerte ihm zu.
»Vernünftig war ich nie, nur beherrscht von blindem Hochmut und gleichzeitig im Innern feige. Denn wenn ich gewollt hätte, so wäre mir wohl ein Blick über meinen engen Horizont hinaus gelungen, aber ich wollte nichts sehen.«
Caelian hieb ihm derb auf die Schulter. »Warst du feige, als du Rastafan aus dem Kerker befreit hast?«
Jaryn bedachte ihn mit einem giftigen Blick. »Nein, aber von Dämonen besessen.«
»Merkwürdig, deine Ausrede, wo es doch gar keine Dämonen gibt. Da waren wir uns doch einig?«
»Wortklauber! Ich will damit sagen, ich hatte meine gesunden Sinne nicht beisammen, ich wusste nicht, was ich tat. Es war ein Fehler, an den ich nicht erinnert werden
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