Lacunars Fluch, Teil 4: Rastafans Buße (German Edition)
möchte.«
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Irgendwie hatte sich Rastafan an die regelmäßigen Zusammenkünfte mit Gaidaron gewöhnt, und nun hielt sich dieser schon eine ganze Weile in Xaytan auf. Er genoss die lustvollen Stunden mit ihm. Darüber hatte er aber nie vergessen, dass Gaidaron sein Feind war und ihn, wenn es erforderlich war, kaltblütig hintergehen und auch töten würde. Dass er ihn als Botschafter nach Khazrak geschickt hatte, war klug bedacht, denn Rastafan war nicht so unwissend, wie Gaidaron glaubte. Er wusste über die teilweise absonderlichen Verhältnisse in Xaytan durchaus Bescheid, denn er hatte schon vor längerer Zeit Männer dorthin geschickt, die sich im Untergrund aufhielten und ihm Bericht erstatteten, so wie es unter allen Ländern Brauch war. Daher traute er Gaidarons Machenschaften wenig Aussicht auf Erfolg zu. Er hielt ihn an einer langen Leine wie eine Raubkatze, die jederzeit ihre eingezogenen Krallen ausfahren konnte.
Dennoch war die Wollust mit einem Mann wie Gaidaron schon mitreißender als mit dem allzeit bereiten Ganidis. Deshalb überlegte Rastafan manchmal, wie er mehr Abwechslung in sein Liebesleben bringen könnte. Da fiel ihm, was Gaidaron höchst verwundert hätte, ein Mann ein, der sein Begehren wenigstens als Geschenk betrachtete, wenn er das auch hartnäckig leugnete. Rastafan glaubte nicht, dass Tiyamanai sich nach ihrer sehr gründlichen Begegnung gegeißelt hatte. Er hatte es einfach schon zu oft »vergessen«. Auch an die wunderbaren warmen Quellen erinnerte sich Rastafan, und er beschloss, den Morphortempel erneut aufzusuchen, diesmal aus eigenem Antrieb. Was würde Gaidaron wohl dazu sagen?
Dann kam es aber doch nicht dazu, denn Rastafan erhielt eine wichtige Einladung, die er weder ablehnen konnte noch wollte. Seufzend verschob er das Erlebnis mit dem hübschen Zylonen – denn das war er, nachdem er gebadet hatte –, auf später. Tiyamanai lief ihm sicher nicht davon.
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Jaryn, Caelian und Aven erreichten nach einem Tagesritt Narmora, wollten dort aber nicht bleiben und kehrten nur kurz in ein Gasthaus ein. Sie ritten dann die ganze Nacht durch und erreichten die Kurdurquelle am nächsten Morgen.
Bei dem vertrauten Anblick von Anamarnas Hütte fielen von Jaryn alle Anstrengungen der letzten Wochen ab. Er strahlte beste Laune aus, fiel Caelian und Aven mit dummen Witzen auf die Nerven und war kurz davor, ein Lied zu schmettern, als sie ein durchdringendes, aber wohlbekanntes Geräusch vernahmen. Auf dem Weg trabte ihnen ein Wesen entgegen, das Jaryn zu einem würdelosen Freudenschrei veranlasste. »Laila!«, schrie er, sprang vom Pferd und liebkoste den weichen Hals seines Esels. Lailas Nüstern schnoben neugierig an Jaryns Kleidern herum und fanden auch sofort die Rocktasche, in der er früher Leckereien für sie aufbewahrt hatte.
»Ich habe leider nichts für dich, aber warte! Gleich werde ich Anamarna fragen, ob er ein paar frische Rüben für dich hat.«
»Pah, frische Rüben bekommt Laila bei uns jeden Tag«, meinte Aven. »Sie mag besonders gern meine selbst gebackenen Plätzchen.«
»Deine Plätzchen?«, höhnte Caelian. »Die kann ja auch nur ein Esel fressen.«
»Gebt ihr wohl Ruhe, ihr beiden«, lachte Jaryn und schwang sich auf Lailas Rücken, während Caelian sein Pferd am Zügel führte. Und so ritten sie auf Anamarnas Hütte zu, der wie stets mit seinem Pfeifchen auf der Bank saß und ihnen entgegensah.
Er schickte Aven gleich in die Hütte, um die Gäste zu bewirten, doch Caelian ging ihm hinterher, denn die Küche überließ er nicht gern einem anderen. Jaryn gab Laila einen Klaps auf den Hintern. »Ich besuche dich später, altes Eselsvieh, und bringe Avens Plätzchen mit. Das soll keine Drohung sein.«
Anamarna lächelte. »Du bist guter Dinge, und prächtig siehst du aus. Eben wie ein richtiger Lacunar.«
»Ihr wisst es?«
»Aber Jaryn, das ist doch der Grund, weshalb ich dich eingeladen habe. Ich muss mir doch dieses prächtige Mannsbild, das aus dir geworden ist, einmal anschauen. Nicht, dass du früher unscheinbar gewesen wärst. Aber so ein Sonnenpriester ist doch ein eher blasses Geschöpf. Ich gratuliere dir von ganzem Herzen zu diesem mutigen Entschluss.«
»Danke. Ich habe lange gezögert, aber Caelian hat mich überzeugt. Und bis heute habe ich den Schritt nicht bereut und in Araboor neue Freunde gefunden, obwohl mich die Sehnsucht nach Jawendor nie loslässt. Aber das muss ich vergessen.«
Anamarna sagte nichts dazu, und Jaryn fragte
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