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Lacunars Fluch, Teil 4: Rastafans Buße (German Edition)

Lacunars Fluch, Teil 4: Rastafans Buße (German Edition)

Titel: Lacunars Fluch, Teil 4: Rastafans Buße (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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es, ihre eigenen Gesetze zu brechen. Auf ihren geheimen Festen verhöhnen sie das dumme Volk, das sich an sie hält und das an einen göttlichen König glaubt.«
    »Und König Nemarthos?«, unterbrach Gaidaron ihn rasch. »Weiß er davon? Spielt er das Spiel mit? Was ist seine Rolle dabei?«
    »Aufrichtig, das weiß ich nicht. Über ihn schweigt unser Herr. Aber die Sache mit den hundert Knaben lässt mich vermuten, dass er nicht besser ist. Wie groß seine Macht ist, entzieht sich mir. Vielleicht wird er auch nur von Yaguashar benutzt. Deshalb rate ich Euch: Vergeudet nicht Eure Zeit mit ihm, denn wenn er auch bereit wäre, mit Euch zu sprechen, so verachtet er Euch doch insgeheim, so wie er alle Menschen verachtet, weil er sich für den vollkommensten Menschen überhaupt hält.«
    »Immerhin hält er sich für einen Menschen«, spottete Gaidaron.
    »Ja, ich fürchte, er hält auch Nemarthos’ Göttlichkeit für einen Scherz, aber sie ist ihm nützlich.«
    »Und welcher von den Tadramanen denkt nicht wie die anderen?«
    »Ich muss jetzt gehen …«
    »Sag mir einen Namen! Ich möchte hier einmal einem vernünftigen Menschen begegnen.«
    »Der Verständigste unter ihnen ist Simhagian, aber es hat keinen Zweck, mit ihm zu reden. In der Sippe der Tadramanen nimmt er den geringsten Platz ein.«
    »In der Sippe? Sind sie denn miteinander verwandt?«
    »Ja, sie bilden eine Priesterdynastie, die sich schon seit Jahrhunderten um einen erfundenen Gott schart. Ich meine, erfunden sind wahrscheinlich alle Götter, aber die bleiben wenigstens stumm und haben keine weltlichen Ansprüche. Doch jetzt – ich bin schon zu spät.«
    Gaidaron zog Shahains Kopf zu sich heran und küsste ihn auf den Mund. »Danke. Und schade, dass wir nicht zusammenkommen können. Es wäre bestimmt schön mit dir.«
    »Und mit Euch Herr«, hauchte Shahain und verschwand hinter den Büschen.

25
    Die Schwarzen Reiter hatten Jaryn zu ihrem neuen Lacunar ausgerufen. Die Anhänger der Mabraontsippe waren immer noch ratlos, was sie ohne Radomas tun sollten. Sie verfügten über keinen Mann, der sich auf die Überlieferung berufen konnte, und jene Schriften, die angeblich nachwiesen, dass Radomas’ Sippe die echten Nachfolger waren, wurden nicht gefunden. Deshalb wurde Jaryn auch auf der großen Versammlung aller Stammesfürsten anerkannt, denn die meisten waren schon immer auf der Seite des bisherigen Lacunars gewesen.
    Doch die Tage, bevor die Versammlung hatte stattfinden können und die Boten aus allen Ortschaften und Oasen zurück waren, verbrachten Jaryn und Caelian wie im Traum. Es war, als hätten sie jenes Fleckchen Erde gefunden, von dem die meisten Menschen schwärmen, das aber nirgendwo existiert, außer in ihren Sehnsüchten.
    Abends saßen sie mit den Männern um ein Lagerfeuer und erzählten sich Heldengeschichten, statt selbst Helden zu spielen. Tagsüber streiften sie durch das Gelände, beobachteten das Wild, das am Fluss zur Tränke kam, oder die Bergadler, die ihre Horste oben im Fels hatten. Sie fühlten sich wie Kinder, die von zu Hause ausgerissen waren, um frei von elterlichen Zwängen die Welt zu entdecken. Aber das konnte nicht immer so weitergehen …
    Sobald Jaryn vom Beauftragten der großen Versammlung die Urkunde über seine Ernennung erhalten hatte – eine rote Sandsteintafel, die von den Priestern in Faemaran angefertigt worden war –, fand in Phedras eine Feier statt, zu der alle Oberhäupter geladen waren, denn diese Oase war von allen am besten zu erreichen. Es war eine wilde Feier, an der keine Frauen teilnahmen, aber Jaryn wusste sehr gut, dass sich das Land erst durch deren segensreiches Wirken erholen konnte. Vielleicht würde er der Verehrung Alathaias in Achlad wieder mehr Bedeutung geben müssen. Denn die Steintafel in seiner Hand war ihm Verpflichtung, und kaum war er Lacunar, dachte er wie ein Herrscher. Seine erste Amtshandlung jedoch war es, eine Karawane zu den Dörfern am Ferothisgebirge zu schicken, die er mit dem Gold aus der Pyramide bezahlte. Sollte sie nicht ausreichen, würde er eine Zweite schicken, ließ er den Leuten ausrichten.
    Als Nächstes war ein Besuch bei Maeva und Usa geplant. Jaryn bestand darauf, diesen Besuch so schnell wie möglich zu machen, denn sie verdankten den Frauen viel und würden ihnen zukünftig noch mehr verdanken. Später, so fürchtete Jaryn, würde ihm kaum Zeit dazu bleiben, denn die Probleme in Achlad waren nicht kleiner als die in Jawendor. Aber hier hatte er

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