Lacunars Fluch, Teil 4: Rastafans Buße (German Edition)
schien um Jahre verjüngt. Ihre Gesichtsfarbe war frisch, und sie lachte, als sie Jaryn und Caelian kommen sah. »Alathaia sei gepriesen, sie schenkt mir alter Frau Hoffnung.«
»Sind die Dorfbewohner zurück?«, fragte Caelian und stieg vom Pferd.
»Sie sind gekommen. Alle, die überlebt haben. Aber kommt doch ins Haus, ich habe euch schon erwartet.«
Ein hoch aufgeschossener, magerer Mann kam zögernd aus der Tür und schaute mit großen Augen auf die beiden Fremden. »Othmarnis, kümmere dich um die Pferde, die beiden sind unsere Gäste.«
»Ja Mutter.« Mit gesenkten Blicken führte er die beiden Pferde hinter das Haus auf ein Stück Wiese.
»Du brauchst sie nicht anzubinden!«, rief ihm Jaryn hinterher. »Sie laufen nicht weg.«
Othmarnis nickte stumm und ging weiter.
»Dein Sohn?«, fragte Jaryn, als er ins Haus trat.
»Ja. Er ist wieder da. Ist das nicht ein Wunder? Wann hätte man jemals gehört, dass Sklaven so einfach wieder freigelassen werden?« Sie strahlte über das ganze Gesicht. »Aber setzt euch doch. Ich mache euch schnell etwas zu essen.« Kalisha holte Brot, Käse, Oliven und Datteln aus einer Kammer und legte alles auf zwei Teller. »Othmarnis spricht nicht viel, seit er entführt wurde. Früher, ja da stand sein Mundwerk selten still. Er braucht Zeit. Alle hier brauchen Zeit. Aber alle sind zuversichtlich.«
»Wie kommt es, dass du uns erwartet hast?«, fragte Caelian. »Haben es dir deine Stimmen gesagt?«
»Oh ja. Die beiden jungen Priester werden wiederkommen, wenn die Zeit reif ist. Sie werden Alathaias Heiligtum den Händen der Gottlosen entreißen und alles neu machen, das haben sie gesagt.«
»Wir freuen uns mit dir, dass die Leute wieder da sind«, versicherte ihr Caelian. »Leider hatten wir damals keine Möglichkeit zu helfen. Wie kam es, dass sie freigelassen wurden?«
»Der Anführer der Dämonen …«
Kalisha fing einen mahnenden Blick Jaryns auf.
»Ich wollte sagen, der Sklavenaufseher, ein Mann namens Thorgan, der hat sie eines Morgens fortgejagt. Er brauche sie nicht mehr, sie sollten sich fortscheren. Sie waren gezwungen worden, die Ruinen von Zarador auszugraben, aber plötzlich wurde die Grabung abgebrochen.«
Jaryn und Caelian sahen sich an. Das konnte nur einen Grund haben: Sie hatten die Pyramide und die Krüge gefunden. Die Grabungen bei den Ruinen waren überflüssig geworden.
»Weißt du, warum?«
»Nein, Othmarnis weiß es auch nicht. Vor einiger Zeit sind Reiter über das Gebirge gezogen, aber nicht zurückgekommen. Sie ritten schnell, etwas war passiert. Und vor zwei Tagen kamen sie wieder zurück, diesmal ritten sie gemächlich.«
»Waren es Männer mit schwarzen Pferden und schwarzen Umhängen?«, fragte Caelian.
»Nein, ihre Pferde waren von unterschiedlicher Farbe, und sie trugen dunkelgrüne, graue und braune Umhänge.«
»Das müssen Radomas’ Leute gewesen sein«, sagte Caelian. »Weshalb haben sie Zarador verlassen?«
»Und wenn die Grabungen wegen der Pyramide abgebrochen wurden, weshalb haben sie die Sklaven freigelassen?«, gab Jaryn zu bedenken. »Sie hätten sie doch zum Bergen der Krüge gebrauchen können.«
»Zu viele Zeugen.«
Jaryn lachte geringschätzig. »Derer man sich ohne Gewissensbisse entledigt hätte. Nein, nein, irgendetwas stimmt hier nicht. Radomas zieht ab, die Sklaven werden fortgeschickt. Zarador muss geradezu menschenleer sein.«
»Du vergisst meinen Vater, Ameron und Fedrajor.«
»Sie könnten bei der Gruppe gewesen sein, die heimgeritten ist. Sogar als Gefangene. Das hätte Kalisha nicht bemerkt.«
»Oder mein Vater ist noch da und hält sich irgendwo versteckt.«
»Aber weshalb sind alle fort?«
»Alathaia hat sie alle verflucht«, sagte Kalisha. »Ich sehe Dunkelheit und Tod.«
»Aber die abziehenden Reiter waren lebendig.«
»Der Tod befindet sich in Zarador. Er hat auf sie gewartet.«
»Auf wen denn?«, fragte Caelian ungeduldig. Manchmal reizten ihn Kalishas nebelhafte Worte bis zum Äußersten.
»Auf die Unwürdigen, die Habgierigen, die das Heiligtum durch ihre Zwietracht entweihten.«
»Ja, aber um wen handelt es sich?«, drängte Caelian.
»Namen? Du willst Namen? Damit kann ich nicht dienen.«
»Dann bemühe deine Stimmen noch einmal«, bat Caelian. »Wir suchen meinen Vater.«
Kalishas Augen blickten trüb. »Seit die Dorfbewohner zurück sind, sind sie verstummt. Wer ist dein Vater? Was wollte er hier?«
»Mein Vater ist Lacunar, der Fürst von Achlad.«
»Der Fürst?« Kalisha
Weitere Kostenlose Bücher