Lacunars Fluch, Teil 4: Rastafans Buße (German Edition)
Fuß unterwegs. Auch bei größter Geheimhaltung hätten sie sich Hilfe holen müssen. Das haben sie nicht getan. Sie können auch nicht weit gegangen sein, denn außer ihren Wasserschläuchen haben sie nichts mitgenommen.
Oder, überlegte Thorgan, ihnen ist etwas zugestoßen. Er konnte sich allerdings nicht vorstellen, was das gewesen sein könnte. Was gab es in der näheren Umgebung, das diesen Männern gefährlich werden konnte? Beide waren wüstenerfahren. Ein Gedanke drängte sich ihm immer wieder auf: Die Dämonen von Zarador hatten sie geholt!
Kindermärchen! Priestergeschwätz!, dachte er, aber ihm war doch unbehaglich. Solange ihm keine glaubhafte Erklärung für das Verschwinden der Männer einfiel, trugen die Dämonen in seiner Vorstellung den Sieg davon. Dann war ihm noch eine dritte Möglichkeit eingefallen: Radomas und Lacunar waren schließlich Rivalen. Vielleicht waren sie in Streit geraten, hatten miteinander gekämpft und sich dabei gegenseitig getötet. Die Leichen hatte der Sand rasch zugeweht.
Ich bin doch ein schlauer Kopf, sagte er sich, während er einige nützliche Dinge in seine Satteltaschen packte. Denn er hatte weitergedacht: Lacunar war nur mit zwei Männern gekommen. Wahrscheinlich war er sich selbst nicht sicher und wollte erst einmal die Lage überprüfen. Aber er hatte einen Sohn. Diesen Burschen, den sie damals mit seinem Freund aus der Wüste gerettet hatten. Wenn nun dieser Sohn erfuhr, dass sein Vater verschollen war, dann würde er kommen und ihn suchen. Die beiden kannten den Eingang ganz sicher. Und wenn sie auch Lacunar nicht fanden, so würden sie doch bestimmt nach dem Schatz sehen.
Thorgan wusste, wo die Pyramide begraben lag und dass es nur den einen Pfad gab, der an der Zaradordüne entlangführte. Der Eingang befand sich zweifellos in der Nähe der Pyramidenspitze, und wer auch immer nach ihm suchte, der musste dort entlang. Thorgan musste sich also nur am Teich verbergen und darauf warten, dass die Schatzsucher vorbeiritten. Mit den beiden jungen Burschen würde er spielend fertig werden. Bei dem Gedanken grinste er. Besonders der mit dem langen, silberblonden Haar, der ihn behandelt hatte, als sei er Dreck unter seinen Fußsohlen, würde dann sein Fett abkriegen.
Durch Ameron und Fedrajor war er auch nicht schlauer geworden. Die beiden schienen wirklich nichts zu wissen, denn sie hatten sich ohne weiteres Radomas' Leuten angeschlossen. Nun war Thorgan der einzige, der ausharrte. Er hatte für mehrere Wochen Proviant, und er konnte seinen Verbleib in Zarador immer damit begründen, dass er auf Radomas wartete.
~·~
Obwohl Kalisha die Männer hatte wegreiten sehen, näherten sich Jaryn und Caelian vorsichtig dem Lager. In den verlassenen Hütten und Ruinen konnten sich noch einige Leute verbergen. Kalisha bot sich an, den Platz zu erkunden. »Ich bin eine alte Frau, mir wird man nichts tun«, sagte sie. »Wenn man mich fragt, dann bin ich auf der Suche nach meinem Sohn.«
Sie hatten beschlossen, Kalisha einzuweihen, was das Innere der Pyramide anging. Sie glaubten nicht mehr, damit ein Wagnis einzugehen. Kalisha hätte sich für das Geheimnis totschlagen lassen.
Jaryn und Caelian hielten sich also bedeckt, während Kalisha dort herumspazierte. Nachdem sie wirklich jeden Winkel ausgekundschaftet hatte, kam sie zu den beiden zurück, die zwischen den Felsen gewartet hatten. Obwohl sie eine starke und zähe Frau war, hatte sie die Aufgabe doch sehr ermüdet. Sie schlurfte leicht gebückt auf sie zu. »Niemand da«, sagte sie und ließ sich schnaufend auf einen Stein nieder. »Allerdings fand ich noch genügend Vorräte für Wochen. Damit haben sie sich nicht beschweren wollen. Aber gut zu wissen. Die holen wir uns nach und nach.«
»Das ist das Mindeste, was euch zusteht«, nickte Jaryn. »Dann brechen wir jetzt also auf zur Pyramide.«
Natürlich wussten sie nicht, wo sie Lacunar suchen sollten. Die ganze Lage war schließlich verworren. Aber sie machten nichts falsch, wenn sie sich in der Nähe der Pyramidenspitze umsahen, denn das war sein Ziel gewesen. Vielleicht fanden sie dort eine Spur, ein verlorenes Tuch, einen abgerissenen Knopf. Kampfspuren vielleicht. Sie waren beide auf dieselbe Idee gekommen wie Thorgan: Radomas und Lacunar hatten womöglich miteinander auf Leben und Tod gekämpft.
Kalisha stieg bei Caelian auf, und sie ritten Richtung Teich. Dort wollten sie eine kurze Rast einlegen. Der Teich wirkte wie ausgestorben. An einer Stelle schien sich
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