Lacunars Fluch, Teil 4: Rastafans Buße (German Edition)
bleich hervor.
Jaryn stellte sich an den Eingang und blickte hinunter in den Schacht. Es war eine Menge Sand hineingeweht, er lag auf der Plattform und auf den Treppenstufen. »Ob er noch da unten ist?«, fragte er, aber es fröstelte ihn, denn er meinte, die Antwort schon zu kennen. Es war zu lange her. Es gab keinen Grund, sich über zwei Wochen in der Pyramide aufzuhalten. Wäre er fortgegangen, hätte er seinen Wasserschlauch mitgenommen. Und wem gehörte der andere?
»Hier sind zwei Männer hineingegangen«, stellte Caelian fest. »Mein Vater und noch jemand. Aber sie waren zu dritt.«
»Stellen wir es fest, indem wir nachschauen«, sagte Jaryn. Diesmal hatten sie selbst Fackeln mitgebracht. Sie zündeten sie an und stiegen in die Pyramide. Gespannt lauschten sie auf jedes Geräusch. Vielleicht hatte sich doch jemand da unten häuslich eingerichtet, womöglich sogar Lacunar umgebracht, sie waren auf alles gefasst. Aber außer dem üblichen Geraschel von irgendwelchen kleinen Tieren war es still.
Die endlos scheinende Treppe war bewältigt. Im Fackelschein konnten sie schon die massigen Krüge erkennen. Und auf dem Boden etwas Blinkendes. Während sich Caelian rasch in dem Raum umsah, bückte sich Jaryn nach den funkelnden Sachen. Es waren Ketten, Ringe und Goldmünzen, und sie konnten nicht aus den Krügen gefallen sein, dazu lagen sie zu weit von ihnen entfernt. Jemand hatte sie hier abgelegt, aber nicht wieder an sich genommen.
»Ich habe nichts Verdächtiges entdeckt«, sagte Caelian, als er zu Jaryn trat. »Oh, da hat jemand schon einmal zugelangt und es hier vergessen.«
»Vergessen wohl kaum«, murmelte Jaryn und starrte auf die dunklen Eingänge im Felsen. »Ich frage mich, was hier passiert ist. Wir waren doch hier und haben damals nichts Gefährliches gefunden.«
»Vielleicht wollte mein Vater oder wer auch immer hier war, wiederkommen mit einem großen Behälter.«
»Ist er aber nicht. Und er wurde nirgendwo gesehen. Das ist fast unmöglich.«
»Und wo ist Radomas?«, gab Caelian zu bedenken. »Die Tür ist offen, er hätte jederzeit herkommen und das Gold stehlen können. Er ist kein Mann, der so was liegen lässt.«
Jaryn nickte. »Das lässt nur einen Schluss zu: Er war der andere Mann. Sie sind beide hier gewesen.«
»Aber wo sind sie geblieben?«
»Gott sei Dank glauben wir nicht an Dämonen, sonst müsste ich jetzt damit anfangen«, sagte Jaryn. Er warf Caelian einen schrägen Blick zu. »Vergebung, ihr im Mondtempel glaubt ja an sie.«
»Manche, aber ich nicht«, knurrte Caelian. »Wollen wir mal die Gänge untersuchen?«
»Das müssen wir wohl. Ich hoffe, wir finden nicht die Leiche deines Vaters.«
»Das würde mir leidtun, wir hatten uns gerade versöhnt.«
»Versöhnt?«, wunderte sich Jaryn. »Da muss ich Lacunar Respekt zollen. Ich hielt ihn für uneinsichtig.«
»Jaja, das war er vor allem im Kopf, aber eben nicht überall«, erwiderte Caelian, der voranging.
»Wie meinst du das?«
»Ach nichts. Wollen wir zuerst den langen Gang untersuchen, der durch den Deckeneinbruch verschüttet wurde, oder die Grabkammer?«
»Zuerst die Grabkammer, sie ist näher. Vorsicht, du musst da links abbiegen.«
»Ja, weiß ich doch.«
Caelian leuchtete sorgfältig die Wände ab. Sie gingen eine ganze Weile, bis er stehen blieb und sagte: »Wir müssen im falschen Gang sein. So lange haben wir damals nicht gebraucht.«
»Stimmt, kommt mir auch zu lang vor. Also zurück.« Sie betraten einen weiteren Gang, aber von diesem gab es keine linke Abzweigung.
»Nein, hier war es nicht«, sagte Caelian mit Bestimmtheit. »Schon merkwürdig, dass wir die Kammer diesmal nicht finden.«
»Ich bin sicher, dass es der erste Gang war«, sagte Jaryn. »Lass uns noch einmal nachschauen. Nach der Abzweigung waren es höchstens zwanzig Schritte. Das weiß ich genau. Und der Eingang war ebenfalls auf der linken Seite.«
Schritt für Schritt untersuchten sie den Gang noch einmal. Da spürte Jaryn ein Knirschen unter seinen Stiefeln. Er hielt die Fackel nach unten und sah, dass der Boden teilweise mit weißem Sand bedeckt war. »Sieh mal, Caelian, woher kommt dieser Sand?«
Caelian bückte sich und bemerkte, dass sich der meiste Sand an der Wand häufte. Als er ihn befühlte, berührten seine Finger eine Kante. Sie war scharf und gerade und konnte keine zufällige Kerbe im Fels sein. »Der Sand scheint hier unten hervorzukommen«, sagte er. »Aber was hat Sand hinter dem Felsen …?«
»Die
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